Bochum. .
Im Bochumer Gefängnis gibt es fünf Arrestzellen. Dort ist es noch viel härter als in den normalen Hafträumen. Der Arrest ist für diejenigen bestimmt sind, die im Strafvollzug besonders schwer oder mehrfach gegen die Hausregeln verstoßen haben. Sie sollen dort diszipliniert werden.
Wer in diese enge Zelle muss, braucht starke Nerven - um alles überhaupt auszuhalten. In der „Arrestzelle“, wie sie offiziell heißt, ist es furchtbar trostlos. Das ist vom Strafvollzug auch so beabsichtigt, weil die, die dort für ein paar Tage hineingesteckt werden, diszipliniert werden sollen, weil sie gegen massiv die Hausregeln verstoßen haben.
In der bis zur Decke verkachelten Zelle gibt es eine Schaumstoffpritsche, ein Klo, ein Waschbecken mit Spiegel, ein kleines Wandbrett als Tisch, ein paar Zettel mit Stift - und die Bibel. Wahlweise auch den Koran. Sonst ist nichts vorhanden. Es sei denn, man zählt noch die paar Standarddinge zur Körperpflege dazu. Die darf man bringen.
23 Stunden am Tag in der Trostlosigkeit eingesperrt
Mit diesem Inventar muss der Insasse 23 Stunden am Tag auskommen. Dinge wie Fernsehen, Zeitschriften oder Bücher, wie sie die Häftlinge in einer normalen Zelle haben dürfen, sind ganz weit weg. Auch andere Ablenkungen wie Arbeit oder hausinterner Kirchgang sind gestrichen. Nur eine Stunde am Tag darf der Sanktionierte ins Freie auf den Hof. Aber auch dies nur allein. Er soll zu Besinnung kommen; soweit ihm dies möglich ist.
Wenn die Häftlinge in die JVA kommen, sagte Vollzugsbeamter Werner Brüggemann am Freitag an Ort und Stelle zur WAZ, „sind sie nicht engelsgleich, sondern hier gehen die Straftaten weiter“. Er meint zum Beispiel: Besitz eines Handys, Drogen, Schlägerei, Anordnungen wiederholt missachtet. Aber auch wenn jemand im Haftraum Aufgesetzten produziert, mit Obstsaft und Zutaten wie Blumen oder Kartoffelschalen, kann er in die Arrestzelle gesteckt werden. Neulich war auch jemand wegen Beleidigung des Anstaltsgeistlichen dort. Darüber entschieden wird aber immer individuell, nicht nur nach Art des Vergehens.
Zurzeit 830 Gefangene und fast 400 Bedienstete
Insgesamt hat die JVA Bochum (830 Gefangene, fast 400 Bedienstete) fünf Arrestzellen. Bis zu vier Wochen kann ein Arrest verhängt - und teils zur Bewährung ausgesetzt werden. Betroffen sind übrigens alle Arten von Straftätern - der Schwerverbrecher ebenso wie der Eierdieb.
Allein von Oktober 2009 bis März 2010 mussten 28 Gefangenen der Krümmede in die Arrestzelle. Einige wenige von ihnen mussten sogar mehrfach dorthin. Im Schnitt büßten sie dort jeweils knapp sechs Tage. In Strafprozessen, die auf die Regelverstöße folgen können, wird der bereits verbüßte Arrest meist berücksichtigt - und die Strafe wird etwas abgemildert.