Bochum.

In der größten Baumaßnahme seit der Errichtung der Ruhr-Uni wird bis 2020 die Zentralachse der RUB komplett umgestaltet. Laut den Architekten soll die Uni durch ihren preisgekrönten Umbau-Entwurf „im 21. Jahrhundert ankommen“. Die Studierenden sind skeptisch.

In einem Wettbewerb unter 14 Teams von Architekten und Freiraumplanern war im Oktober 2009 die beste städtebauliche Idee zur gestalterischen und funktionalen Neuordnung der Magistrale zwischen Petschelt-Brücke und Audimax gesucht worden. Schließlich wurde der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Molestina Architekten Köln mit dem Landschaftsarchitekturbüro FSWLA (Düsseldorf) von der Empfehlungskommission entschieden. Ziel des Entwurfes ist es, wie es heißt, „neue, klar gegliederte Erschließungsachsen zu schaffen“. Dabei bleibt offenbar kaum ein Stein auf dem anderen. Nur das Bibliotheksgebäude und das Audimax werden erhalten und umgenutzt.

Ein Glasturm als Blickfang

Mit ihrem preisgekrönten Entwurf versuchen die Molestina-Architekten offenbar nichts weniger, als die Ruhr-Universität „neu zu erfinden“. Durch die schrittweise Realisierung der Planung werde die Universität „im 21. Jahrhundert“ ankommen, heißt es im Erläuterungsbericht der Planer. Künftiger Blickfang („Signet“) der RUB-Magistrale soll ein vielgeschossiger Glasturm werden, der in der Nähe des heutigen Studierendenhauses und des Musischen Zentrums hochgezogen werden soll; beide Altgebäude stehen somit „auf Abriss“, was, wenn man sich auf dem Campus umhört, nicht unbedingt nur positiv gesehen wird.

Vor allem der Kubus des erst 1984 vollendeten Musischen Zentrums galt bislang als eines der markantesten Bauelemente der Ruhr-Uni, deren Formensprache typisch für die 1960er-Jahre und damit sogar potenziell denkmalwürdig ist. Manches müsse aber eben dem Fortschritt weichen, meinte dazu Helmut Heitkamp vom landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), der für die Campus-Immobilien der RUB zuständig ist, bei der Vorstellung der Umbaupläne.

Nur ein Prestigeobjekt?

In der kritischen RUB-Studierendenschaft im Dunstkreis des neuen linken AStA stoßen die Umbau-Pläne naturgemäß auf wenig Gegenliebe. „Kalter Ästhetizismus statt soziale Verantwortung“, wirft die Bochumer Studierenden Zeitung B.S.Z. der Planung vor. Moniert werden auch die hohen Kosten des Magistralen-Umbaus – voraussichtlich ein dreistelliger Millionenbetrag. „In Zeiten zunehmender ökonomischer Präkarisierung immer größerer Teile der Bevölkerung erscheint es zynisch, einen Großteil der auf ein Gesamtkostenvolumen von 1,2 Milliarden Euro taxierten Campussanierung für das gläserne Prestigeprojekt der Magistralenumgestaltung aufzuwenden“, heißt es in der neuen Ausgabe der B.S.Z. Fragen von sozialer Relevanz würden durch solche „Ästhetizismen“ vollständig ausgeblendet.