Bochum. .

Der Streit um die geplante Wiedereröffnung der Deponie-Marbach durch den Edelstahlhersteller Thyssen-Krupp-Nirosta (TKN) spitzt sich zu. Thyssen-Krupp hat jetzt eine Informationsoffensive gestartet, um umfassend über das Vorhaben zu berichten.

Der Leiter des Stahlwerks, Hans-Henning Ballewski, unterstrich die Bedeutung der Deponie für das Werk: „Wenn wir nicht die Genehmigung zum Betrieb bekämen, müssten wir woanders eine Deponie neu errichten.“ Die Leiterin des Umwelt- und Energiemanagements von Thyssen-Krupp-Nirosta, Dr. Verena Schulz-Klemp, kam eigens von der Krefelder Zentrale nach Bochum, um die aktuellen Planungen zu erläutern: „Alle Gutachten sagen, dass dieser Standort auch unter Umweltaspekten geeignet ist.“ Dabei verhehlt die Expertin nicht, dass in der Anfangsphase vor der Wiedereröffnung die Anwohner gerade im nördlichen Bereich an der Von-der-Recke-Straße beeinträchtigt würden. „Diese Phase wird ungefähr ein Jahr dauern.“

Der sich über einen Zeitraum von bis zu 40 Jahren hinziehende Betrieb der Deponie beginne erst, wenn die erforderlichen Abdichtungen (auch des in früheren Jahren gelagerten Materials) und insbesondere der ordnungsgemäße Abfluss des Sicker- und Oberflächenwassers fertig gestellt sei und es natürlich eine Genehmigung gebe. Da es in den 80er Jahren Probleme mit austretendem Wasser an der mittlerweile geschlossenen Nirosta-Deponie an der Blücherstraße gegeben hatte, sieht sich der Konzern mit solchen Fragen konfrontiert.

Nirosta will Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen

Dazu unterstrich Hans- Henning Ballewski: „Die technischen Möglichkeiten sind heute ganz andere. Ein solches Ereignis wie es damals durch einen Schlagregen verursacht wurde, kann es heute nicht mehr geben.“ Ohnehin würde nur etwa 20 Prozent der in Bochum anfallenden Schlacke eingelagert. Vier Fünftel verkauft Thyssen-Krupp als ein Nebenprodukt etwa an die Bauindustrie. Die Schlacken werden auf der werkseigenen Aufbereitung an der Römerstraße speziell behandelt.

Die Sorgen der Bevölkerung will das Stahlwerk ernst nehmen. Zu Fragen nach etwaigen Gesundheitsgefahren erklärt TKN in einer schriftlichen Stellungnahme: „Eine Belastung oder gar Gefährdung von Nachbarn und Umwelt geht von den Schlacken sowie den feuerfesten Steinen nicht aus.“ Dr. Verena Schulz-Klemp setzt hinzu: „Das darf nicht sein, sonst dürften wir diese Deponie nicht in der Klasse I (ungefährliche Abfälle wie Bauschutt d.Red.) betreiben.“ TKN hat Donnerstag eine Info-Seite im Internet freigeschaltet: www.Deponie-Marbach.de

Unterdessen hat die „Hammer Runde“ einen offenen Brief an die Parteien geschickt. Die Deponiegegner wollen das Thema in den Landtagswahlkampf bringen und erwarten, dass die Parteien Stellung nehmen. Dazu Sprecherin Gertrud Labusch: „Für uns ist es unfassbar, dass im 21. Jahrhundert mitten in einem Wohngebiet eine solche Deponie mit belastenden Stoffen zugelassen werden soll.“