Bochum. .
Wie eine bunte, gemischte Tüte vom Büdchen mutete das Programm von RatzFatz, dem Zirkustheater des Goethe-Gymnasiums und des Varieté Et Cetera, an. Zum Kulturhauptstadtjahr zeigte sich die 70-köpfige Truppe mit der Show „RatzFatz anne Bude“ von ihrer waschechten Ruhrpott-Seite.
„Wir haben uns für das Kulturhauptstadtjahr zum Ziel gesetzt, mit Lokalkolorit zu spielen“, erklärte Hans-Joachim Kaymer, RatzFatz-Leiter und Studiendirektor an der Goethe-Schule. So verwandelte sich die Bühne unter dem Riemker Zelt in die typische Trinkhalle von nebenan, wo Verkäuferin Gisela mit ihrer ulkigenRuhrpott-Schnauze das Sagen hat.
So schnell wie Giselas Mundwerk waren die künstlerischen Darbietungen der neun- bis 19-jährigen Artisten. Von Jonglage über Comedy bis hin zu Tanz- und Akrobatik-Darbietungen boten sie dem Publikum in 100 Minuten eine Fülle an Zirkusnummern dar.
Begeisterte Reaktionen des Publikums
Erstaunlich lässig etwa warfen sich die Diabolo-Jongleure ihre Doppelkugel-Halbschalen zu, drehten sich flink um die eigene Achse, fingen ihre Diabolos einhändig auf und warfen sie geschwind wieder hoch in die Luft. Auch die Künstler, die mit Stöcken, Keulen, Ringen oder Bällen ihre ausgereifte Augen-Hand-Koordination unter Beweis stellten, standen den Diabolo-Künstlern in Nichts nach. Von Gisela gab’s für diese Darbietungen stilecht ein „Ja, das war ja töfte!“ zu hören. Die Zuschauer reagierten auf die gelungenen Auftritte mit verzückten Zurufen.
Begeisterte Reaktionen lösten auch die Stelzen-Künstler und Cheerleader aus. Letztere traten zum ersten Mal im Zirkus auf, tanzten vergnügt und bauten sich mit einer scheinbaren Leichtigkeit mehrmals zur menschlichen Pyramide auf. Halsbrecherisch ging es bei der Akrobatik-Nummer zweier Künstlerinnen, die laut Kioskdame Gisela „wie Curry und Wurst“ miteinander harmonierten, zu. Die beiden zeigten verschiedene Figuren, darunter auch eine Waage.
Schwindelig wurde jedem, der die glitzernden Reifen der Hula-Hoop-Künstlerinnen zählen wollte. Alle Gliedmaßen waren dabei in Bewegung. Viel Applaus ernteten die Tänzerinnen, die mit Flamenco und Bauchtanz eine kesse Sohle aufs Varieté-Parkett legten. Letzterer schien als Gruß an die türkische Kulturhauptstadt gedacht zu sein. „Vom 19. bis zum 28. April sind wir zu Gast in Istanbul“, erläuterte Kaymer.
Viele kreative Darbietungen
Zurück auf der Bühne vor Giselas Bude gaben sich übrigens nicht nur „Jupp von Krupp“, „Elektro Rudi“ sowie „Hauer Horst“ von der Zeche Friedlicher Nachbar die Klinke in die Hand. Viel Humor bewies die Zirkustruppe auch mit den Auftritten von „Model Heidi Dumm“ oder dem langhaarigen Jongleur „Jesus“ in weißer Tunika und Sandalen, bei dem ein leuchtender Jonglierring schon mal als Heiligenschein auf seinen Kopf herab schien.
Dass „sich nur die Besten für diesen Auftritt qualifiziert hatten“, so Kaymer, zeigten die vielen kreativen Darbietungen. Wie die Profis kaschierten die jungen Künstler den ein oder anderen Patzer mit einem charmanten Lächeln. So blieb am Ende eine rundum gelungene Vorstellung in den Köpfen des Publikums.