Bochum. .

Es gibt ja diese Songs, die Teil eines kollektiven Bewusstseins sind. Bei denen man das Radio nicht abdreht. Die einen aus irgendeinem Grund an etwas erinnern. Meist etwas Schönes wachrufen. Songs, die schon immer Begleiter gewesen sind und niemals hinterfragt wurden. 10cc haben solche Songs geschrieben. „I’m not in love“ und „Dreadlock Holiday“ gehören dazu. Sie waren der Soundtrack zum Karibik-Urlaub, den man sich in den späten 1970ern nicht leisten konnte. Sie waren der Ratgeber zum ersten Klammer-Blues beim Schüler-Austausch im Ausland.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bedürftigen haben sich 10cc nie offiziell aufgelöst, so dass keine überflüssige Reunion als nötig erachtet werden musste. 10cc, diese freundlichen älteren Herren aus Nordengland, machen einfach weiter - mit flüssigen Grooves und einer selbstverständlichen Gelassenheit, die am Samstag in der Bochumer Zeche weitaus mehr Gäste verdient gehabt hätte. Demnächst geben sie im australischen Sidney zwei Konzerte hintereinander. Vielleicht haben die Leute down under mehr Bedarf an Entspannung.

Zuständig fürs handwerklich professionelle Wohlfühlen

Den Briten um Gründungsmitglied Graham Gouldman darf ein Hang zur gepflegten Mittelmäßigkeit durchaus unterstellt werden. Doch die will auch perfekt sein. Wie das geht - das haben fünf Männer mit ihren variabel bespielten Instrumenten gezeigt. Ohne willfährige Beliebigkeit gab’s für alle was: Vokalharmonie-Seligkeit à la Crosby, Stills, Nash & Young, experimentelle Spät-Beatles-Anleihen und ein bisschen zu gewollte Prog-Rock-Versuche im Sinne von „Wir können nicht ewig so weitermachen“, die dem Wesen des 10cc-Weichspülfaktors nicht wirklich entsprechen. „Life is a Minestrone“, ein kleinerer Hit - das kann man als musikalisches Selbstverständnis der Truppe wörtlich nehmen.

Gesellschaftliche Relevanz hat die Band eigentlich nie für sich in Anspruch genommen. Sie sind zuständig fürs handwerklich professionelle Wohlfühlen. Das kam dann auch mit ihren Allzeit-Hits „Dreadlock Holiday“ und „I’m not in love“, die sie sich bis zum Schluss aufsparten. Ein Pauschal-Trip ins Fluffiland, so erfreulich wie ein frisch gewaschener Pyjama.