Bochum. .
Was Ende der 50er Jahre mit der Kleinzeche Charlotte begann, endete mit der Schachtanlage Hannover in Hordel, die als letzte fördernde Bochumer Zeche 1973 den Betrieb einstellen musste.
Der Blick auf die Zahlen, der im Bochumer Bergbau beschäftigten Menschen, ernüchtert. Waren es 1950 noch 39 286 Menschen, verzeichnet das Statistische Jahrbuch der Stadt Bochum für 1983 gerade noch 1950 Beschäftigte, wovon jedoch der überwiegende Teil bereits nicht mehr im Bergbau, sondern in den Sparten Energie und Wasser arbeitete.Von den rund 80 Bergwerken, die zum Teil sogar parallel auf Bochumer Gebiet gefördert haben, blieb wenig mehr als die Erinnerung und ganz selten nur Gebäude. Eine komplett oder zumindest nahezu komplett erhaltene Zeche, wie sie Essen mit Zollverein oder Dortmund mit Zollern vorweisen kann, gibt es in Bochum nicht zu besichtigen.
Wer heute in Bochum die Welt unter Tage erleben möchte, kann dies allerdings tun und zwar im Deutschen Bergbaumuseum, wo sich unter dem Förderturm der ehemaligen Dortmunder Zeche Germania die komplette Welt des Bergmanns erschließt und bequem zu besichtigen ist.
Pumpen saugen das Grubenwasser rund um die Uhr ab
An drei Stellen im Stadtgebiet unterhält die Deutsche Steinkohle nach wie vor für den Weiterbetrieb der verbliebenen Schachtanlagen im Norden des Reviers wichtige Punkte. Über Schächte der ehemaligen Zechen Vereinigte Carolinenglück (Hamme) Robert Müser (Harpen) und Friedlicher Nachbar (Linden) pumpen aus unterschiedlicher Teufe Tag und Nacht Hochleistungspumpen das Grubenwasser an die Oberfläche. Bei einem Rundgang um die Harpener Teiche lässt sich dieses Schauspiel (nicht unbedingt zum Nutzen der Umwelt) gut beobachten.
Immer mal wieder dreht sich übrigens die Seilscheibe der Zeche Carolinenglück. Es ist nicht die schnelle Fahrt, wie bei der Förderung der Kohle, doch es ist ein Zeichen dafür, dass die Bergleute einfahren, um die Pumpen zu warten oder zu reparieren. Dort unten blieb die Zeit stehen. Die Situation am ehemaligen Füllort blieb beinahe im Originalzustand von 1964 (dem Jahr der Schließung) erhalten. Für Besucher sind die Untertage-Anlagen allerdings nicht zu besichtigen.
Dass Bochum lebt, zeigt sich nicht etwa daran, dass es heute mit rund 120 000 Beschäftigten in etwa genau so viele Erwerbstätige wie 1950 mit 126 948 gibt. Diese Zahl ist angesichts einer völlig anderen Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur und der Eingemeindung Wattenscheids 1975 wenig aussagekräftig.
Wie die Krise begonnen hat
An dieser Stelle sei an den Beginn der Krise erinnert. Es gibt die Niederschrift einer Besprechung zwischen Bundeskanzler Konrad Adenauer, Wirtschaftsminister Erhard, weiteren Ministern und Vertretern der IG Bergbau, darunter auch der Vorsitzende Gutermuth vom 18. November 1958 zwischen 11 und 13 Uhr in Bonn. Adenauer wird zitiert: „Im Interesse der Solidität bleibt die Steinkohle der wichtigste Energieträger und er könne hier versprechen, daß das Kabinett alles tun würde, die Kohle nicht der Willkür des Heizöls auszuliefern.“ Und einige Zeilen weiter unten heißt es: „Es müsse auch in diesem Zusammenhang gesagt werden, daß niemand an eine Entlassung von Bergleuten denke.“ Was nach 1958 folgte, ist bekannt und wurde für Bochum mit dieser Serie nachgezeichnet.
Wenn heute neben dem wuchtigen Malakowturm der Zeche Hannover in Hordel die Kinder in der „Zeche Knirps“ Bergmann spielen, sind die Schichten kurz aber lebhaft.
Dort lebt Bochum und seine Bergbautradition fort.