Zuletzt häufte sich die Kritik am Rettungsdienst. In den allermeisten Fällen aber handele es sich um Unwissen über Aufgaben und Kompetenzen, wie Dezernentin Diane Jägers und Feuerwehrchef Dirk Hagebölling der WAZ erläuterten.

Denn der kommunale Rettungsdienst, erreichbar über die 112 (Notfallrettung und Notarzteinsatz) ist allein zuständig in lebensbedrohlichen Situationen, also bei Unfällen, Bewusstlosigkeit, Schlaganfällen, Herzinfarkt. Drei Notärzte aus Krankenhäusern sind für den Feuerwehr-Rettungsdienst rund um die Uhr im Einsatz.

„Klar, wenn jemand sich eine blutende Schnittwunde zufügt, wird die 112 gewählt. Der Anrufer ist aufgeregt, verlangt einen Notarzt. Dann muss die Leitstelle klären, ob es sich tatsächlich um eine lebensbedrohliche Situation handelt. Wenn nämlich nicht, ist der ärztliche Notdienst zuständig, dem die Bochumer niedergelassenen Ärzte angeschlossen sind”, so Hagebölling.

Drei Viertel sind Bagatellfälle

Drei Viertel der Anrufe bei der Feuerwehr seien Bagatellfälle, die in die Obhut des ärztlichen Notdienstes gehörten. Der ist außerhalb der Praxis-Sprechstunden erreichbar unter Tel. 0234/19292. Die Hälfte der Anrufer zeige kein Verständnis, wenn die Rettungsdienst-Leitstelle ihn nach Anfragen an eben jenen Hausarzt-Dienst verweist; „wir sind auch schon wegen unterlassener Hilfeleistung angezeigt worden, doch es wurde noch kein Fall ermittelt”.

Rechtsdezernentin Diane Jäger, Foto: Michael Korte
Rechtsdezernentin Diane Jäger, Foto: Michael Korte © WAZ

Jägers: „Der gesetzliche Auftrag schreibt die Aufteilung der Notfallversorgung vor. Würde die Feuerwehr mit ihrem Retungsdienst auch zu Bagatellfällen herausfahren und zeitgleich ein Unglück passierte, würden wir kritisiert, wenn wir zu spät kommen, eben weil wir zu Standardversorgungen den Notarzt blockiert haben.”

Emotinaler Ausnahmezustand

Die Reaktion der 112-Anrufer sei verständlich, die meisten befänden sich in emotionalen Ausnahmesituationen. 200.000 Anrufe bekomme die Leitstelle pro Jahr, 45.000 davon seien Feuerwehr-Rettungseinsätze. Zudem sei eine Entwicklung festzustellen, wonach der kommunale Rettungsdienst Strukturschwächen des Gesundheitssystems ausgleichen soll. Es gäbe, so räumten Jägers und Hagebölling ein, einzelne Ausnahmen, bei denen die Leitstelle im Gespräch die gesundheitliche Situation eines Anrufers falsch eingeschätzt habe.