Bochum.

Eine kleine aber feine Ausstellung zeigt jetzt Meisterwerke aus dem Eigenbesitz des Kunstmuseums. Die hochkäratige Schau ist im Obergeschoss des Neubaus zu besichtigen.

Es ist der Traum von Museumsdirektor Hans Günter Golinski: in der renovierten Villa Marckhoff eine ständige Ausstellung aus dem Eigenbesitz einzurichten. Zwar wird im Moment die Fassade des altehrwürdigen Gebäudes renoviert, es steht jedoch in den Sternen, wann auch die Innenräume so weit hergestellt sind, um diese Dauerausstellung aufbauen zu können. Im Augenblick ist es indessen möglich, sich einen Vorgeschmack zu verschaffen, wie so eine Präsentation wirken würde, die in anderen Museen von jeher zum Alltag gehört.

Zum Start in das Kulturhauptstadtjahr zeigte das Kunstmuseum 50 Meisterwerke aus dem Eigenbesitz. Parallel dazu entstand ein ungewöhnlicher Katalog, in dem Freunde des Museums und lokale Promis ihre Meinung, ihre Empfindungen zu einem bestimmten Meisterwerk äußern konnten. Etliche der seinerzeit ausgestellten Exponate sind zwar jetzt wieder im Magazin verschwunden, eine Reihe der Höhepunkte der Museumssammlung sind nunmehr im oberen Geschoss des Neubaus zu betrachten.

Ständige Präsentation

Wer die Ausstellungen aus dem Eigenbesitz im Laufe der letzten Jahre besucht hat, begegnet hier vielen „alten Bekannten“. Genau ein solches Wiedererkennen beabsichtigt Museumschef Golinski, wenn er für eine ständige Präsentation plädiert. Indem die Besucher ins Museum kommen, um sich „ihren Bacon“ oder „ihren Kirchner“ anzuschauen, entwickeln sie ein ganz eigenes, sehr persönliches Verhältnis zum Museum. Die Verknüpfung des Museumsbetriebes mit der Stadt würde dadurch noch enger, noch verbindlicher.

Natürlich sind im Obergeschoss zu sehen: die „Liegende Figur“ von Francis Bacon aus dem Jahre 1958 oder die expressionistischen Meisterwerke von Wilhelm Morgner, Erich Heckel oder Ernst-Ludwig Kirchner.

Etwas Bedrohliches

Die begrenzte Zahl an Exponaten regt dazu an, sich mit jedem einzelnen Werk intensiv zu befassen: Und so erkennt der Betrachter auf dem eigentlich informellen Bild „Libya“ von Emil Schumacher so etwas wie dunkelrote Lava, die dem Gemälde etwas ebenso Bedrohliches wie Lockendes gibt. Daneben Ernst Wilhelm Nay bekannte runde Farbflächen mit Blau-Varianten.

Beeindruckend das Wiedersehen mit Henry Moores massivem und dennoch so wenig aggressivem „Helmkopf“ aus dem Jahre 1950. Eine der typischen Übermalungen von Arnulf Rainer ist zu sehen und das Porträt des Bochumer Kunstsammlers Helmut Klinker, gemalt von Gerhard Richter. Bezaubernd die „Laternen in Blau“ von Willi Baumeister und mysteriös das einem technoiden Surrealismus angenäherte Gemälde von Matta. Von Mitgliedern der Cobra-Gruppe besitzt das Museum eine ganze Reihe hochkarätiger Bildern. Asgar Jorn und Karel Appel sind vertreten. Lucebert zeigt auf seine schräg-phantastische Weise den „letzten Mohikaner“.

Ankauf aus neuerer Zeit

Die meisten dieser Meisterwerke sind in lang vergangenen Jahren vom Kunstmuseum angekauft worden - als dafür der Geldbeutel noch gut gefüllt war. Bekanntlich hat auch Helmut Klinker Werke aus seiner Sammlung dem Museum für kulante Preise verkauft. Einer der Ankäufe aus neuerer Zeit ist die Installation mit kleinen Monitoren von Rolf Julius - eine vermeintliche Naturidylle mit Vogelgezwitscher.