Bochum. .

Michael Müller (51), im letzten Jahr als Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft Ruhr (EGR) in Bochum berufen, hat den Staatsanwalt im Nacken.

Schon seit über einem Jahr. Wie die WAZ erfuhr, soll er sich bei einer früheren Tätigkeit als Geschäftsführer eine Prämie in Höhe von 25000 Euro genehmigt haben, ohne Zustimmung des zuständigen Aufsichtsrates.

Der Vorgang hat bei der EGR intern Wirbel ausgelöst. Das Präsidium des Aufsichtsrates, dem Heinz-Dieter Fleskes (SPD), Roland Mitschke (CDU) und Wolfgang Cordes (Grüne) angehören, war alarmiert. „Wir haben die entsprechenden Schritte getan“, heißt es dazu. Im Klartext: Geschäftsführer Müller wurde vorerst untersagt, künftige Schriftstücke allein zu unterzeichnen. Stadtdirektor Paul Aschenbrenner, ebenfalls Geschäftsführer der EGR, muss gegenzeichnen, vor allem bei Zahlungsanweisungen, die Müller bisher allein abzeichnen konnte.

Pikant: Als Müller im August 2009 neuer EGR-Chef wurde, lief das Ermittlungsverfahren wegen möglicher Untreue bereits. Müller selbst war es, der später Aschenbrenner und den Aufsichtsräten offenlegte, dass die Staatsanwaltschaft Aachen gegen ihn ermittelte. Er habe auch eingeräumt, dass er sich die Prämie genehmigt habe. Das Geld habe er aber inzwischen zurückgezahlt. „Vor sechs oder sieben Monaten“, wie ein Insider sagte. Bei der EGR beantragte er ein Darlehen in fünfstelliger Höhe, das wurde abgelehnt.

Gegenstand der strafrechtlichen Ermittlungen sind Vorgänge bei der kommunalen Gesellschaft für Wirtschafts- und Strukturförderung (GWS) im Kreis Düren. Da war Michael Müller Geschäftsführer, bevor er 2009 nach Bochum kam. Es war die SPD in Düren, die Strafanzeige gegen ihn eingereicht hatte, wie Oberstaatsanwalt Geimer der WAZ gegenüber bestätigte. „Das Verfahren ist nicht abgeschlossen, die Überprüfungen dauern an“, bemerkte er dazu.

In Düren spielte Müller als Geschäftsführer der GWS bei der Vermarktung kommunaler Flächen und bei der Vermittlung privater Gewerbeimmobilien eine entscheidende Rolle. Die GWS war dazu erst im Jahr 2002 gegründet worden, als „Dienstleister für den Kreis, die Kommunen, die Bürger und die Investoren“. Erklärtes Ziel war, die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur im Kreis Düren zu verbessern.

Als die Stadt Bochum im letzten Jahr einen neuen Geschäftsführer für die EGR suchte, weil der langjährige Geschäftsführer Volker Marquass nach sehr erfolgreicher Tätigkeit in den Ruhestand ging, kam Müller ins Spiel, von einem Headhunter warm empfohlen.

Der Mann konnte in Bochum die zuständigen Gremien überzeugen. Galt es in der EGR doch auch, nicht nur die städtischen Parkhäuser zu verwalten, sondern vor allem, ehrgeizige Projekte wie die Technologiezentren weiter voranzubringen. Hier dreht die EGR die großen Räder: Mit betreut werden etwa der Gesundheitscampus an der Ruhr-Uni, auch das BioMedizinZentrum und der BioMedizinPark. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den neuen Geschäftsführer, der angesichts der großen Aufgaben über herausragende Qualitäten verfügen sollte. Entsprechend hoch ist der Vertrag dotiert.

„Mit ihm kehrt ein Bochumer Junge wieder zurück“, hieß es heimattümelnd, als er im August 2009 den Job antrat, denn Müller studierte Jura an der Ruhr-Universität, arbeitete am Landgericht Bochum.