Bochum.

Noch liegt die Fläche brach hinter der Viktoriastraße. Studierende der Fachhochschule stellten jetzt ihre Entwürfe für ein imposantes Kreativquartier vor.

Kreativwirtschaftler, diese von Wirtschaftsförderern so umschwärmte Berufsgruppe, mögen eigentlich eher Industriebrachen, um sich dort in den stillgelegten Gebäudekomplexen ausbreiten zu können. Mieten sind preiswert und Raum meist reichlich vorhanden. In Bochum allerdings, im vielbeschworenen künftigen Viktoria-Quartier, wird es anders aussehen. Hier sollen - so das Geld da ist, so sich Investoren in genügender Anzahl gefunden haben - Neubauten der Kreativwirtschaft schmackhaft gemacht werden. Wie ein solches Zentrum der Kreativwirtschaft zwischen Viktoria- und Bessemerstraße einmal aussehen könnte, darüber haben sich Studierende des Bereiches Architektur der Fachhochschule Bochum Gedanken gemacht. Während eines Symposiums unterm Bambusdach der architektonischen Intervention neben dem Lidl-Markt, erläuterten die angehenden Architekten ihre Visionen.

Freie Lauf für die Phantasie

Das Reizvolle solcher Aufgabenstellungen besteht eigentlich darin, dass die Studierenden ihrer Phantasie freien Lauf lassen können – ohne sogleich an Verwirklichung und Finanzierung denken zu müssen. Im Fall Viktoria-Quartier waren diesem Gedankenflug insofern Grenzen gesetzt, indem für das Areal schon ein Bebauungsplan besteht, dessen Richtlinien berücksichtigt werden sollten. Das war allerdings nicht Vorgabe der Stadt, sondern diese Begrenzung wünschte sich Prof. Hermann Kleine-Allekotte von seinen Studierenden. Jeder erhielt eine mehr oder minder große Parzelle auf dem vier Hektar großen Areal.

Flexibilität hieß das Zauberwort für die Entwürfe, die die Studierenden von einem aufmerksam zuhörenden Publikum erläuterten. Kreative brauchen nicht nur ein schlichtes Büro, sondern ebenso Ausstellungsfläche, einen Showroom. Außerdem spielt die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen „Einzeltätern“ oder den zumeist kleinen Teams eine große Rolle: diese Kooperationsmöglichkeiten hat der Architekt zu berücksichtigen.

Große Flexilibiltät

Die Studierenden variierten auf einfallsreiche Weise das grundsätzliche Bestreben, mit ihren Entwürfen eine möglichst große Flexibilität zu gewährleisten - mögen die einzelnen Gebäude nun drei-, fünf- oder sogar zehngeschossig sein. Die Spannweite reicht somit „vom Zellenbüro bis zum Open-Space-Büro“. So beschrieb einer der Studierenden das Konzept.

Insgesamt gesehen ist den Studierenden mit ihren Visionen eine attraktive Gebäudelandschaft gelungen, die es in dieser Form wahrscheinlich leider nie geben wird: Die Träume werden wohl zumeist Schäume bleiben. Doch könnten einzelnen Aspekte das dann tatsächlich entstehende Viktoria-Quartier inspirieren.

Suche nach Investoren

Baurat Ernst Kratzsch geht davon aus, dass die Besiedelung der Brachfläche sicherlich „zehn Jahre“ benötigen wird.

Zunächst werde der Bebauungsplan abgeschlossen, dann die Erschließung geplant und die Parzellierung der einzelnen Grundstücke. Anschließend beginne die Suche nach Investoren, die mit dem Bau der einzelnen Gebäude „sicherlich an der Viktoriastraße“ beginnen werden. Schlussendlich erwartet der Baurat bis zu 60 000 qm Bürofläche, auf der sich bis zu 300 Firmen tummeln.