Bochum. .
Verhalten zuversichtlich, so beurteilt Udo Glantschnig, Leiter der hiesigen Agentur für Arbeit, den Arbeitsmarkt in Bochum.
Zwar gab es in Juni wenig Bewegung; 18.176 Menschen waren arbeitslos gemeldet (davon fast 57 Prozent Männer), das sind 106 Personen weniger als im Mai. Doch ist die Quote (9,9 Prozent) wieder einstellig. „Das hatten wir zuletzt im Herbst 2008.“
Eine gute Entwicklung sieht Glantschnig bei der Kurzarbeit; in Bochum immer noch häufig genutztes Mittel für Unternehmen, ohne Entlassungen durch die Krise zu kommen. Innerhalb eines Monats sank die Zahl der Bochumer in Kurzarbeit von 13.775 auf 7.797. Zwar stiegen seit Mai nur vier Unternehmen aus der Kurzarbeit aus (jetzt noch 394), doch sind es große wie Opel und Thyssen-Krupp. Überwiegend meldeten zurzeit noch kleine Betriebe mit 20 bis 50 Mitarbeitern Kurzarbeit an.
„All das nährt die Annahme: Wir sind über den Berg. Fast haben wir schon wieder den Fachkräftermangel erreicht.“ Das gelte aktuell nicht für die gemeldeten offenen Stellen; der Bestand von 2959 (805 neue Stellenangebote) ist niedriger als im Vormonat, aber leicht höher als vor einem Jahr. In den nächsten Wochen beeinflussten saisonale Verläufe wie Schulentlassungen und Ausbildungsende die Quote. „Es wird wieder mehr ausgebildet, aber nicht jeder übernimmt am Ende die Jugendlichen.“ Um 16,4 Prozent stieg die Zahl (2.451) der Ausbildungsstellen. Eine hohe Nachfrage besteht in den Pflegeberufen, sowohl Kranken- als auch Altenpflege. Udo Glantschnig: „Wer sich für diese Branche entscheidet, auch bei Umschulungen, hat eine nahezu hundertprozentige Beschäftigungsgarantie.“
Insgesamt gäbe es weniger Bewerber als 2009. Viele Hauptschüler bemühten sich erst gar nicht um einen Ausbildungsplatz, weil sie sich keine Chancen einräumten, sondern wechselten zum Berufskolleg. Glantschnig: „Weiterführende Schulen führen nicht immer weiter.“ Die Arbeitsberater bemühten sich besonders um jene Schulen in Bochum, die den abgehenden Jugendlichen keine Berufsberatung anböten. Die Zahl junger Arbeitsloser hat leicht zugenommen, ebenso wie der Anteil älterer Menschen ohne Job (50+). Eine leichte Zunahme gegenüber dem Vormonat verzeichnet die Agentur bei Langzeitarbeitslosen mit 6.695 Menschen; verglichen mit Juni 2009 sind es hingegen 145 weniger.
Insgesamt sei der Bochumer Arbeitsmarkt noch nicht in fahrt gekommen wie etwa im Münsterland, wo der Mittelstand dominiert; doch Udo Glantschnig hält, befragt nach der Tendenz, den Daumen hoch: „Es ist alles deutlich besser als noch zu Jahresbeginn angenommen.“