Bochum.

Erinnerungen an ein Vierteljahrhundert als Leiter des Kunstmuseums Bochum hat jetzt Peter Spielmann vorgelegt. Er stellte das Buch „Museum als Ort der Begegnung“ im Foyer des Hauses an der Kortumstraße vor. Ein Standardwerk.

Er habe sehr gefroren, erinnert sich Peter Spielmann an eine Nacht an der belgisch-französischen Grenze. Der Bochumer Museumsdirektor eskortierte damals einen wertvollen Picasso zurück nach Paris und wurde von der französischen Polizei versetzt. Erst nach Stunden in der Einsamkeit der Grenzstation konnte die wertvolle Fracht weitertransportiert werden.

Bei der Buchvorstellung seiner Erinnerungen an die Bochumer Zeit, 1972 bis 1997 leitete Spielmann das Kunstmuseum, waren es aber nicht die Anekdoten, die im Mittelpunkt standen. „Museum als Ort der Begegnung“ ist ein schweres Standardwerk geworden, das nicht nur Erinnerungen versammelt, sondern auch als Nachschlagewerk und Lesebuch funktioniert. Wer etwas über die Geschichte der Bildenden Kunst in Bochum, über die kulturpolitischen, ökonomischen und ästhetischen Entwicklungen rund ums Museum wissen will, ist mit diesem reich bebilderten, klug konzipierten und nicht zuletzt klar geschriebenen Werk bestens versorgt.

Grenzen überwinden

Darin schildert Spielmann die Konzeption eines Museums, das Grenzen überwinden soll. Jene „zu den anderen Kunstgebieten, Fotografie, Film, Kunstgewerbe und Design, Architektur, Musik, Theater, Literatur, Poesie“. Ein Haus, das in sozialen und politischen Fragen engagiert sei und Stellung beziehe.

Mit Aplomb trägt Spielmann seine Ideen im Foyer vor, viele Weggefährten sind gekommen. Er relativiert anhand von Zahlen sein Image, er habe, aus dem Osten kommend, vorrangig ost- und mitteleuropäische Kunst gezeigt. Und verweist immer wieder auf seinen Vorgänger Dr. Peter Leo. Schon von diesem stamme die Grundidee, die das Museum damals „einzigartig in der Welt“ machte. Die Welt war damals durch den Eisernen Vorhang geteilt und das Bochumer Haus solitär in seiner grenzüberschreitenden Programmatik.

Bis heute wirkende Projekte nach

Unter Spielmann entstanden Projekte, die heute noch weiterwirken: das Festival Kemnade international , der künstlerische Mummenschanz zur Karnevalszeit, die jährlichen Kunstauktionen von amnesty international (zuerst mit den Auktionatoren Hannelore Hoger, Tana Schanzara und Hanna Schygulla). Auch die Musik hielt in Form von Jazz, Jan Thürmers Klaviersommer und den Symphonikern Einzug ins Haus. Die große Peter-Weiss-Schau 1980 führte dazu, dass der Kulturpreis der Stadt nach diesem Künstler benannt wurde.

Das größte Ereignis in der Ägide Spielmanns - das auch das längste Kapitel in seinem Buch bildet - ist der Neubau, dessen Grundsteinlegung am 13. März 1980 erfolgte. Spielmann wollte herausragende Architekten damit beauftragen, schrieb sogar vergebens an den Brasilia-Erbauer Oscar Niemeyer. Seine nächste Wahl waren dann aber Jorgen Bo und Vilhelm Wohlert aus Kopenhagen, die sich nach spektakulärem Diskussionsverlauf in der Jury letztlich durchsetzen konnten.Das nun zum 50. Geburtstag des Kunstmuseums erschienene Buch ist ein Glücksfall.