Bochum.

Die Knappschaft-Bahn-See wird in diesem Jahr 750 Jahre alt. Das Bergbau-Museum richtet mit der umfassenden Sonderschau „Auf breiten Schultern“, die am 1. Juli eröffnet wird, das Augenmerk aufs Jubiläum.

In der Präsentation fällt eine Installation am stärksten ins Auge, vielleicht, weil sie solchen Symbolcharakter hat: Sieben übereinander stehende Figuren/Bergleute recken sich in die Höhe, markieren so die Entwicklungsschritte der Knappschaft, der ältesten Sozialversicherung der Welt.

Lange Suche in den Archiven

Die soziale Absicherung der Bergleute und ihre Familien ist übergeordnetes Thema der Ausstellung wie Aufgabe der Knappschaft gleichermaßen. Es ist eine uralte Tradition. Am 28. Dezember 1260 war in Goslar eine Urkunde ausgestellt worden, die erstmals eine der Knappschaft ähnliche Organisation erwähnt. Festgelegt wurde eine materielle Unterstützung der Arbeiter des Ramelsberger Silberbergbau. Das Datum gilt als Geburtsstunde der Sozialversicherung.

Ihre Historie fasst die Sozialversicherung auch als Verpflichtung auf. Als vor ein paar Jahren ein neues Knappschafts-Infoblatt aufgelegt werden sollte, konnte die Frage, wie alt die Knappschaft nun wirklich ist, noch nicht exakt beantwortet werden. Um Antwort zu bekommen, knüpfte man Kontakt zu den Forschern des Bergbau-Museums. Drei Jahre wurde gesichtet, in Archiven recherchiert. Am Ende war die Urkunde von 1260 als der älteste Nachweis für die Gründung der Knappschaft gefunden.

Gulaschkanone darf nicht fehlen

Doch in der Ausstellung im Bergbau-Museum gibt es viel mehr zu sehen als historische Dokumente. Vielmehr sind Hunderte Exponate von insgesamt 66 Leihgebern zusammengetragen worden. Sie werden ergänzt durch bislang nicht gezeigte Gegenstände und Dokumente aus den eigenen Beständen des Bergbau-Museums. Unter den Ausstellungsstücken finden sich Unikate wie L. Cranachs Porträt des Herzogs Moritz von Sachsen, die silberne Bergkanne mit zwei Pokalen von 1477/1519 aus dem Goslarer Ratssilber oder eine farbige Panoramadarstellung des Bergbaus im Oberharz von 1661. Aber auch eine Gulaschkanone darf nicht fehlen, die während der Kriegsjahre des 20. Jahrhunderts von der Knappschaft zur Armenspeisung eingesetzt wurde. Mit der Ausweitung des Steinkohlenbergbaus an der Ruhr führte die Obrigkeit auch hier im 19. Jahrhundert die Knappschaft ein; so werden die Originaldokumente und bedeutende Vertreter des Ruhrbergbaus in Plastiken und Gemälden vorgestellt. Die Knappschaftsvereine schmückten ihre Treffen und Umzüge mit prächtigen Fahnen und Insignien, die ebenfalls ihren Weg ins Bergbau-Museum fanden.

Schier übermächtig ist die Fülle des Materials, die Zahl der ausgestellten Exponate. Man sollte also Zeit mitbringen, wenn man die Sonderschau in Gänze erschließen will. Aber es lohnt sich, die Schau bietet einen so einzigartigen wie beeindruckenden Abriss über die Entwicklung unserer Sozialsysteme und die sozialen Verhältnisse, die sie nötig und möglich machten.