Bochum. .
1900 zusätzliche Beschäftigte und 1750 Semesterwochenstunden Lehre mehr hat die Ruhr-Universität 2009/10 aus Studienbeiträgen finanziert. Das geht aus dem Bericht über die Verwendung der Beiträge hervor, den die RUB jetzt vorgelegt hat.
Im Berichtszeitraum 1.4.2009 bis 31.3.2010 wurden rund 20 Millionen Euro eingenommen und etwa 24 Mio. Euro ausgegeben – die Differenz ergibt sich aus dem Übertrag aus dem Vorjahr.
„Wir haben dank der Beiträge die Lehre und die Studienbedingungen erheblich verbessert – das bestätigen uns auch die Voten der Studierenden“, so Prof. Dr. Uta Wilkens, Prorektorin für Lehre. „Wenn das Geld in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stünde, wäre das für die Lehre ein nicht zu vermeidender Qualitätsverlust.“ Damit spielt Wilkens auf die Pläne der möglichen rot-grünen Landesregierung an; die designierte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte die Abschaffung der Studiengebühren zu einer zentralen Aussage ihres Wahlkampfes gemacht. Damit ist die „unendliche Geschichte“ der Studiengebühren plötzlich vom Kopf auf die Füße gestellt: Während früher kritische Diskussionen über Studienbeiträge geführt wurden, wird nun befürchtet, dass bei einem ersatzlosen Wegfall bestimmte Projekte nicht mehr umgesetzt werden können.
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Die RUB-Studierenden mussten im Berichtszeitraum 480 Euro pro Semester zahlen. Rund 14 % der gut 30 000 Immatrikulierten sind aus den verschiedensten Gründen von den Gebühren befreit. Von den rund 20 Millionen Euro, die zusammenkamen, wurde zunächst ein Anteil für den Ausfallfonds NRW abgezogen, zzt. 14 %. Der verbleibende Betrag wurde zu zwei Dritteln an die Fakultäten überwiesen, ein Drittel entfällt auf zentrale Projekte, die das Rektorat vergibt.
Kommission soll bis Oktober Alternativen sondieren
Die Mittelvergabe an die Fakultäten war auch Thema auf der jüngsten Fakultätskonferenz, denn offenbar gibt es hier eine Art „Luxusproblem“: Anfangs wusste man an der Ruhr-Uni nicht, wie das viele Geld ausgegeben werden sollte, das durch das Studentengeld in die Kassen gespült wurde. Nun haben die Fakultäten über die konkreten Umsetzung wie die Anschaffung von Büchern hinaus einen Weg gefunden: Sie horten ihre etatmäßigen Personalmittel, und setzen dafür Studiengebühren ein.
Wie die WAZ erfuhr, hat Rektor Weiler in der besagten Fakultätskonferenz eben dies angesprochen; er will diese Anhäufung der Mittel eingeschränkt wissen. Dem weiteren Anwachsen „der aus der Kapitalisierung von freien Stellen stetig wachsenden Rücklagen“ müsse Einhalt geboten werden. Das sei angesichts sinkender Steuereinnahmen unumgänglich, „um einen Zugriff des Finanzministeriums auf bei Hochschulen vorhandene Rücklagen zu verhindern“, so Weiler. Die „derzeit fakultätsübergreifend aufgelaufene Summe aller Rücklagen“ sei „auf ein der Politik gegenüber nicht mehr darstell- oder begründbares Maß angewachsen“, heißt es im Protokoll der Fakultätskonferenz, das der WAZ vorliegt.
Die Dekane wiesen dagegen auf die Erforderlichkeit solcher „angemessenen Rücklagen“ hin. Nun soll eine hochkarätig besetzte Kommission sich des umstrittenen Themas annehmen und dem Rektorat bis 1. Oktober einen Alternativvorschlag vorlegen.