Bochum.

Bochum und die Knappschaft: Das ist eine ganz enge Verbindung. Dieser Tage vor exakt 100 Jahren, am 18. Juni 1910, war die Hauptverwaltung der Versicherung an der Pieperstraße in barocker Opulenz errichtet worden.

Aber das Jahr 2010 ist für die Knappschaft zusätzlich geschichtsträchtig: Die urkundlich belegte Gründung einer Bruderschaft von Bergleuten am Rammelsberg bei Goslar legte vor 750 Jahren den Grundstein der Sozialversicherung und gilt als Geburtsstunde der Knappschaft. Eine große Sonderaussetllung im Deutschen Bergbau-Museum wird sich ab 1. Juli ausführlich diesem Aspekt des Jubiläums widmen..

Wiederaufbau bis 1952

Zehn Jahrzehnte ist es her, dass die heutige Hauptverwaltung der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS) als Verwaltungsgebäude des Allgemeinen Knappschaftsvereins seiner Bestimmung übergeben wurde. Alten Bochumern ist der wuchtige Bau im Ehrenfeld noch gut erinnerlich; allerdings wurde diese alte Knappschaft im Zweiten Weltkrieg zu 75 Prozent zerstört. 1952 entstand der schlichter gehaltenen Wiederaufbau, wie er heute noch an der Pieperstraße zu sehen ist.

Bochums größtes Gebäude

Die für das Jahr 1910 gewaltige Bausumme betrug rund 3 Millionen Mark. In nur gut zweijähriger Bauzeit wurde seinerzeit ein Prachtbau im Stil des Historismus fertiggestellt, der mit seinen gewaltigen Dimensionen einen bedeutenden städtebaulichen Akzent in Bochum setzte. Das 110 Meter lange und 50 Meter breite fünfgeschossige Knappschaftsgebäude verfügte über zwei 45 Meter hohe Türme und demonstrierte damit eindrucksvoll die Macht und Wirtschaftskraft des rheinisch-westfälischen Steinkohlebergbaus in der damaligen Zeit. Die beiden mit Kupferhauben gedeckten Türme symbolisierten den von der Knappschaft entwickelten Gedanken der paritätischen Selbstverwaltung, die damals zu gleichen Teilen von Arbeitgebern und Versicherten wahrgenommene Selbstverwaltung. Die Monumentalität des zu dieser Zeit mit Abstand größten Bochumer Gebäudes wurde durch einen Vorplatz mit Brunnen und einer Auffahrt zusätzlich betont. Besuchern, die von der Königsallee über die direkt auf den Haupteingang führende Christstraße kamen, eröffnete sich ein eindrucksvoller Blick.

Bis zu 3 Millionen Akten

Nicht minder prächtig war das Innere: Der mittlere Innenhof, der als glasüberdachte Lichthalle gestaltet war, machte einen fast sakralen Eindruck; die marmorverkleidete Podeste der Haupttreppe und die Seitengänge wirkten wie Emporen und Loggien in einem Theater oder in einer Kirche. Der große Sitzungssaal erstreckte sich über zwei Geschosse und war mit Edelhölzern verkleidet. Auch in arbeits- und ausstattungstechnischer Hinsicht war der Bau richtungsweisend, so gab es beispielsweise eine Telefonzentrale und einen vom Keller bis zum Dachgeschoss durchlaufenden Aktenspeicher mit 400.000 Fächern für bis zu 3 Millionen Akten, die über Aufzüge an die Arbeitsplätze der Sachbearbeiter gebracht werden konnten.

2005 erfolgte die Fusion

Das Knappschaftsgebäude wurde zur „Heimat“ von mehreren Beamten-Generationen, mit der sich die Mitarbeiter bis heute identifizieren. 1926 errichtete die inzwischen aus dem Allgemeinen Knappschaftsverein hervorgegangene Ruhrknappschaft wegen des gestiegenen Platzbedarfs einen Erweiterungsbau, der durch eine zweistöckige Brücke mit dem Altbau verbunden wurde („Beamtenlaufbahn“ genannt). Beide Gebäudeteile wurden nach dem schweren Bombenangriff auf Bochum am 4. November 1944 wieder hergestellt und als Hauptverwaltung genutzt. 2005 fusionierte die Bundesknappschaft zur Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See. Heute arbeiten in dem Haus an der Pieperstraße rund 800 Menschen.