Bochum. .

Nach dem schweren Busunfall in Bochum wehrt sich das Verkehrsunternehmen Bogestra gegen Kritik. Vorstand Burkhard Rüberg weist Vorwürfe zur Arbeitsbelastung der Fahrer als „ideologische Schlammschlacht“ zurück.

Als eine „ideologische Schlammschlacht“ bezeichnet Bogestra-Vorstand Dr. Burkhard Rüberg die Vorwürfe, Fahrer würden einer Arbeitsbelastung ausgesetzt, die sie bis an den Rand der Erschöpfung bringe.Mehrere Busfahrer hatten sich nach dem schweren Unfall mit einem Linienbus vom Dienstag an diese Zeitung gewandt und auf angeblich unhaltbare Zustände bei der Bogestra hingewiesen.

Kritisiert wurde etwa, dass Pausen unbezahlt blieben oder verkürzt wurden, Druck auf Kranke ausgeübt werde oder altgediente Busfahrer gegenüber neu eingestellten klar bevorteilt würden. Vor allem traf die Bogestra-Führung jedoch der Vorhalt, neun Tage Dienst am Stück seien die Regel und Schichten von bis zu zehn Stunden ebenfalls an der Tagesordnung. „Das ist ein Horrorszenario. Vor allem ärgert mich aber unglaublich, dass hier der Eindruck erweckt wird, ein solcher Unfall sei sozusagen durch systembedingten Druck begünstigt worden“, so Rüberg.

Gleichzeitig räumt der Vorstand im Gespräch mit der WAZ ein, dass es im Zuge der seit 1989 laufenden Restrukturierung des Unternehmens eine „Arbeitsverdichtung“ gegeben habe. So liege der durch Umstrukturierungen im Personal erarbeitete Einspareffekt bis 2011 bei insgesamt 67 Millionen Euro. Vorhaltungen jedoch, bei einem Unternehmen wie der Bogestra seien Einsparungen ohnehin nur beim Personal möglich, werden bestritten.

„Viele Kollegen haben Angst, sich krank zu melden“

Als Beispiel gibt das Unternehmen etwa das sogenannte „Spurwerk“ an. Aus diesem Zusammenschluss von insgesamt elf großen Verkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen werden etwa Bestellungen gemeinsam organisiert. So sei es dadurch gelungen, die Preise beim Kauf von Rolltreppen um bis zu 25 Prozent zu drücken. Ein anderes Feld seien die Energiekosten. Da führe zum Beispiel der Einsatz von Hybridbussen zu spürbaren Einsparungen.

Doch manche Busfahrer sehen weitere Belastungen: „Viele Kollegen haben Angst, sich krank zu melden. Wenn jemand länger krank ist, wird er zum Betriebsarzt bestellt.“ Ein anderer weist auf den zu hohen Krankenstand bei Busfahrern hin.

Hier räumt Rüberg ein Problem ein: „Ja, in diesem Bereich liegt der Krankenstand tatsächlich bei rund 10 Prozent. Aber davon müssen wir runter kommen.“ Norbert Schwarz, Leiter des Betriebshofes Witten, wo auch der verunglückte Busfahrer stationiert ist, ergänzt: „Solche Krankenstände sind jedoch für Unternehmen mit Fahrpersonal durchaus normal.“

Beide Führungs-Personen betonen, dass Mitarbeiter, die krank würden, keinesfalls unter Druck gesetzt würden. „Ganz im Gegenteil, wir bieten Gespräche an, um den Kollegen zu helfen“, so Schwarz.