Bochum. .

In einer zweistündigen Sondersitzung hat die städtische Entwicklungsgesellschaft Ruhr (EGR) die Vorgänge um EGR-Chef Michael Müller (51), gegen den die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt, diskutiert. Fazit: Müller bleibe im Amt, bis der Fall geklärt sei.

Obwohl die Staatsanwaltschaft Aachen gegen ihn strafrechtlich wegen Untreue ermittelt, darf EGR-Geschäftsführer Michael Müller (51) im Amt bleiben. Das entschied am Mittwochabend der EGR-Aufsichtsrat.

„Es gibt keine Vorverurteilung, aber auch keine Vertrauenserklärung“, kommentierte CDU-Fraktionssprecher Roland Mitschke, der dem EGR-Aufsichtsratspräsidium angehört, das Ergebnis der über zweistündigen Sondersitzung. Heikel sei, dass damit an der Spitze der städtischen EGR, die das „wichtigste operative Instrument der Wirtschaftsförderung“ sei, ein Mann stehe, gegen den der Staatsanwalt ermittele.

Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Aachen gegen Müller wegen Untreue, weil er sich als früherer Chef einer kommunalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft 25 000 Euro Prämie ohne Genehmigung auszahlen ließ. Das trug ihm eine Strafanzeige der SPD aus dem Raum Düren ein.

Davon war bereits im September 2009 in der örtlichen Presse von Düren berichtet worden, auch von einem Ermittlungsverfahren. Doch vor seiner Ernennung zum neuen EGR-Geschäftsführer in Bochum Mitte 2009 habe Müller anfangs nur von einem „Dissens“ berichtet, sagte EGR-Aufsichtsratschef Heinz-Dieter Fleskes. Erst im Juni 2010 will Müller erfahren haben, dass die Staatsanwaltschaft ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet habe, ließ er die Aufsichtsräte im Juli wissen.

Der Headhunter, der Müller empfohlen hatte, habe vor der Wahl des neuen EGR-Chefs (etwa 130 000 Euro Grundgehalt im Jahr plus Dienstwagen) erklärt, da gebe es noch eine „offene Frage“. Mehr habe man 2009 bei der Findung nicht vor Augen gehabt.

Weil der Ermittlungsvorwurf nicht die EGR betreffe, sondern Müllers früheren Arbeitgeber, „wollen wir nicht eingreifen ins Verfahren“, sagte Fleskes. Andererseits „haben wir großes Interesse daran, dass die EGR handlungsfähig bleibt“, betonte er.

In einem formalen Beschluss wurde Müller „dringend aufgefordert, sich aktiv an der Aufklärung zu beteiligen“, etwa mit anwaltlicher Hilfe. Abgesehen davon sei die Zusammenarbeit mit Müller in Bochum bisher so gut gewesen, dass man keinen Grund sehe, ihm das Vertrauen zu entziehen. Dass Müller sofort ein Darlehen haben wollte, sei „sehr verwunderlich“ gewesen. Fleskes: „Wir sind kein reicher Verein. Nee, kommt nicht in Frage, habe ich gesagt. Das war von Müller keine geschickte Aktion.“