Der einzige Mensch, dem ich Lügen nicht nur verzeihen würde, sondern von dem ich sie geradezu erwarte, ist mein Friseur.

Alle zwei bis drei Monate unterwerfe ich mich - ein Mann jenseits der 40 - seiner Schere und leider auch seinen gemeinen Sprüchen.

„Ist ja oben schon wieder etwas weniger geworden”, meinte er auch diesmal wieder kommentieren zu müssen, als er hinter mir stehend von oben auf meinen kleinen Hubschrauberlandeplatz blickte. „Man wird halt nicht jünger”, fügte er hinzu.

Eine Taktlosigkeit

Sensiblere Friseure würden sich so eine Taktlosigkeit natürlich nie erlauben. Zumal von einer Glatze noch überhaupt keine Rede sein kann. Am fiesesten wird er immer, wenn er nach Beendigung seines Werkes den Handspiegel am oberen Hinterkopf kreisen lässt. Statt „Ist das so in Ordnung?” zu sagen, meint er nur: „Tja, das kann man halt nicht aufhalten.” Er weiß genau, dass ich auf die Stelle starre, wo mal ein voller Wirbel war.

Vielleicht wird ja bald auch mal das Trinkgeld dünner.