Seine Helferrolle bei massenhaften Internet-Betrügereien mit begehrten Fußballkarten muss ein 53-jähriger Bochumer schwer büßen.

Der bisher unbescholtene Finanzberater hatte einem Großbetrüger (44) aus Dortmund seine Ebay-Verkaufsadresse und sein Bankkonto zur Verfügung gestellt und für ihn auf seinen Namen ein Verkaufsgewerbe angemeldet. Damit konnte der 44-Jährige weithin unerkannt über 100 Fußballfans übers Ohr hauen, indem er von 2007 bis März 2008 Karten für die EM, fürs DFB-Pokalfinale und für die Bundesliga verkaufte, ohne sie zu besitzen. Gesamtschaden: rund 150 000 Euro.

150.000 Euro Beute

Der 44-Jährige sitzt schon längst im Knast: Er war im vorigen November in Bochum zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Am jetzigen Mittwoch nun musste sein Gehilfe aus Bochum auf die Anklagebank. Vor der 1. Strafkammer war er aber von keinerlei Unrechtsbewusstsein angekränkelt. Er gab zwar zu, dem 44-jährigen Bekannten („Er war eigentlich ein ganz netter Typ”) mit den oben genannten Diensten geholfen zu haben - kostenlos übrigens, aus reiner Gefälligkeit. Aber dass das alles einem Betrug dienen sollte, habe er nicht gewusst.

Die Beweislage gegen ihn war aber derart erdrückend, dass ein Leugnen verbohrt erscheinen musste. Schließlich hatte der Bochumer gewusst, dass der andere vorbestraft war. Außerdem lief gegen ihn selbst wegen der Kartenbetrügereien des 44-Jährigen zwischenzeitlich ein Ermittlungsverfahren.

"Ich habe eh keine Chance"

Als das Gericht wegen des stoischen Leugnens ziemlich ungemütlich wurde, gab der Angeklagte nach anwaltlichem Rat klein bei - und trat der Anklage nicht mehr entgegen, wie es vor Gericht so oft heißt, wenn jemand etwas zugibt, was er nicht zugeben will, sondern dies nur unter dem Druck der Realitäten tut. „Ich habe eh keine Chance.” Dann folgte die Strafe: zehn Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung.

Opfer verlangen reichlich Schadensersatz

Trotz des Geständnisses hielt er sich für ein Opfer. Ein Opfer des 44-Jährigen, dem er auf den Leim gegangen war. Denn die wirkliche Strafe trifft ihn in Gestalt des Zivilrechts: Viele gelinkte Fußballfans fordern jetzt von ihm ihr Geld zurück. Bereits jetzt stottert er einiges in Raten ab. Und weitere Forderungen stehen wohl bevor. Er allein war für einen Schaden von 119 000 € mitverantwortlich. Obwohl nur Helfer, gilt er zivilrechtlich als Gesamtschuldner. Doch während der Haupttäter mittellos in einer Gefängniszelle brummt und keinen Cent zurückzahlt, hat der Bochumer ein, wenn auch kleines Einkommen. Mit etwas weinerlicher Übertreibung meinte er über das Verfahren gegen ihn: „Das hält der stärkste Mensch nicht aus.”

Der Haupttäter, der 44-Jährige, hatte seine fette Beute teilweise übrigens auf Pferdrennbahnen verzockt. Das Gericht nannte ihn einen „Berufsbetrüger”.