Bochum. .
Die Orthopädische Uni-Klinik am St. Josef Hospital in Bochum ist das erste Referenzzentrum für Regenerative Medizin und Knorpelchirurgie. Ärzteteam, Physiotherapeuten und Diagnostiker arbeiten unter einem Dach zusammen.
Künstliche Hüftgelenke, Schultergelenkprothesen – kein Phänomen des Alters. Auch junge, sportlich aktive Menschen müssen sich nach einer Knorpelverletzung oft schweren operativen Eingriffen unterziehen. „Da reicht es, wenn man mal das Knie falsch verdreht“, meint Dr. Tobias Vogel vom St. Josef Hospital. Zusammen mit seinem Ärzteteam, Physiotherapeuten und Diagnostikern hat der Oberarzt nun das Zentrum für Regenerative Medizin und Knorpelchirurgie ins Leben gerufen. Nicht nur Patienten sollen von dem neuen Kompetenzzentrum profitieren, sondern auch Lehre und Forschung.
„Ein so kleines Organ, wie der Knorpel macht oft einen riesigen Aufwand“, weiß Vogel. Für den Patienten bedeuten Knorpelschäden aber oft Schmerzen im Alltag und eine verminderte Beweglichkeit. „Auf Dauer droht außerdem das Kunstgelenk“, ergänzt Professor Dr. Christoph von Schulze Pellengahr, der Direktor der Orthopädischen Klinik am St. Josef Hospital. Entscheiden sich die Patienten für eine Behandlung, muss der Schaden erst aufwändig ermittelt werden. Anschließend folgen operative Eingriffe und eine langwierige Physiotherapie. „Wir haben nun alles unter einem Dach gebündelt“, freut sich Vogel. Außerdem sei es möglich durch neueste Techniken die Behandlungszeit um bis zu zwei Wochen zu verkürzen. „Das wichtigste jedoch ist, der Zeitpunkt für eine Prothese kann deutlich nach hinten verschoben werden“, so Vogel.
Auch Studenten sollen die neuen Techniken lernen
„Je länger man mit seinem eigenen Knorpel herumlaufen kann, desto besser“, bestätigt auch Schulze Pellengahr, Prothesen böten selten eine gute Alternative. Seit Hippokrates Zeiten habe sich im Bereich der Knorpelregeneration wenig getan, fügt er hinzu. Nun werden in dem Bochumer Klinikum mikroskopische kleine Löcher gebohrt, um Stammzellen anzuregen, Knorpel transplantiert und Kollagen-Membranen über schadhafte Stellen gelegt. Gerade die letzte Methode ist besonders neu, weswegen die Zusammenarbeit mit einem Schweizer Hersteller für die Membranen aufgenommen wurde, einmalig in Deutschland. „Diese Regenerative Medizin ist die Zukunft“, schätzt Vogel.
Deswegen muss gerade dort geforscht werden. Viele Doktoranden der Klinik sollen in Zukunft an diesem Thema arbeiten. Außerdem sollen auch Studenten die neuen Techniken lernen. Das besondere an dem Projekt: Es sind kaum Gelder dafür geflossen. Keine einzige neue Stelle wurde geschaffen, „im Prinzip sind wir eine Intensivarbeitsgruppe von Interessierten“, umschreibt Vogel das Konzept. Das ist natürlich mit einem Mehraufwand für Ärzte und Physiotherapeuten verbunden. Dieser soll sich aber durch die effektivere Behandlung von Patienten rechnen. „Statt sechs Wochen Arbeitsausfall für das Einsetzen einer Prothese kann man nach Knorpelregeneration im Optimalfall schon nach vier Wochen wieder am Leben teilnehmen“, so Vogel.