Schon wieder sind am Bochumer Gericht zwei Rechtsanwaltskräfte wegen Veruntreuung von Mandantengeldern angeklagt worden.

Nachdem erst in der vorigen Woche gegen einen angeklagten Anwalt (62) aus Wattenscheid Haftbefehl erlassen wurde (der aber noch nicht vollstreckt wurde), müssen sich seit Montag eine 44-jährige Rechtsanwältin und ein 42-jähriger Rechtsanwalt vor dem Landgericht verantworten.

Sittlicher Niedergang?

Die Vorwürfe sind insgesamt so massiv, dass sie, falls sie sich als berechtigt herausstellen, auf einen sittlichen Niedergang der Angeklagten schließen lassen können. Die beiden hatten von 1997 bis zum Aufkommen der Vorwürfe 2008 eine Gemeinschaftssozietät in Bochum betrieben. Laut Anklage sollen sie nun von 2005 bis 2008 in insgesamt rund 15 Fällen in unterschiedlicher Beteiligung Mandantengelder für sich unterschlagen haben. Nach Verkehrsunfällen oder Familienstreitigkeiten. Jeweils bis zu mehreren tausend Euro. Auch Akten und Unterlagen ihrer Mandanten hielten sie laut Anklage zurück. Erst nach starkem Druck von außen sollen sie - teilweise - die Gelder und Akten herausgerückt haben.

Laut Anklage Miete und Kaution geprellt - 37000 Euro

In der Anklage ist auch von einem Miet-Betrug die Rede. „Mindestens 37.000 Euro” Schaden sollen sie verursacht haben, indem sie ihre Büroräume samt Kaution nicht bezahlten, wie es heißt. In einem Fall sollen sie die Sozialabgaben ihres Rechtsanwaltsfachangestellten nicht an die Sozialkassen abgeführt haben.

Angeklagte will jetzt "Meisterin der Rechte" werden

Vor allem die Rechtsanwältin soll das Recht gebrochen haben. Der schlimmste Fall: In einer Strafsache soll die Frau einen Teil einer Geldstrafe für einen ihrer Mandanten nicht an die Gerichtskasse weitergeleitet haben, obwohl sie dafür 400 € zu treuen Händen erhalten habe. Folge: Gegen den arglosen Mandanten wurden mehrere Haftbefehle erlassen. Nicht bezahlte Geldstrafen werden nämlich ersatzweise mit einem Tag Haft pro Tagessatz abgebüßt. Letztens Endes konnte der Mandant die Haft aber trotzdem abwenden.

Einmal soll sich die Rechtsanwältin auch wochenlang einen Pkw gemietet haben, ohne zu zahlen. Schaden: 2895 Euro.

Zulassung verloren

Beiden Angeklagten, vor Gericht tipptopp und seriös gekleidet, haben längst ihre Zulassung verloren. Vor der 2. Strafkammer werden sie von jeweils zwei Verteidigern flankiert. Teilweise werden sie von ihren Familien finanziell unterstützt. Die Frau hat jetzt ein weiteres Studium begonnen. In Jura. Sie will „Master of Laws” werden. Meisterin der Rechte. Der Mitangeklagte jobbt nun als „juristischer Mitarbeiter” in einer Kanzlei. Wo, verriet er nicht.

Trotz lange gewährter Vorbereitungszeit wollen sich beide erst am 26. Oktober zu den Vorwürfen äußern.