80 Jahre alt wurde im letzten Jahr eines der bekanntes Gebäude Bochums: das Polizeipräsidium Uhlandstraße. Am 31. Mai 1929 war der ebenso stattliche wie staatliche Bau eingeweiht worden.
Seinerzeit galt er als eines der größten (und modernsten) Präsidien des Ruhrgebiets. Durch Beschluss des preußischen Ministers des Innern war 1909 die bis dahin kommunale Bochumer Polizei verstaatlicht worden. Das „Kgl. Preuß. Polizeipräsidium„ nutzte als Dienstgebäude zunächst das Haus Hattinger/Ecke Yorckstraße; nach und nach kamen weitere Außenstellen dazu. Schließlich waren am 1. Oktober 1925 die Polizeidirektionen Gelsenkirchen und Bochum zu einem neuen Polizeibezirk mit Sitz in Bochum zusammengelegt worden. Die Neuorganisation machte einen Verwaltungsbau notwendig – den Backsteinbau Uhlandstraße 35. Der erste Spatenstich auf diesem Grundstück erfolgte am 1. Dezember 1926. Am 10. März 1927 war Grundsteinlegung. Schließlich fand am 31. Mai 1929 die feierliche Einweihung des Gesamtbaus statt.
Preußisches Hochbauamt
Dessen Entwurf stammte vom Vorstand des Preußischen Hochbauamtes Dortmund, Oberbaurat Scheibner, der damit eines der wenigen (spät)expressionistischen Gebäude Bochums schuf. Die Anlage ist auf einem Sockel von fränkischem Muschelkalkstein errichtet und durchweg mit Oldenburger Klinkern verblendet. Der drei- bis viergeschossige Gebäudekomplex gliedert sich um zwei Innenhöfe. Blickfang ist der siebengeschossige, 37 Meter hohe Turm mit einer Freitreppe, der den Haupteingang aufnimmt. Bis heute bildet der markante Turm mit dem nebenan liegenden ehemaligen Finanzamt ein „Tor zum Stadtparkviertel”. Am Eckturm ist ein Kalksteinrelief mit dem deutschen Reichsadler angebracht.
Edelhölzer und Seidendamast
Im Inneren des Präsidiums sind der Eingangsbereich und ein dahinter liegendes hohes Foyer mit blaugrün glasierten Keramikreliefs geschmückt. Der fast unverändert erhaltene Sitzungssaal wurde besonders ausgestattet: Edelhölzer und Seidendamast verkleideten die Wände, die Leuchter waren aus Altsilber. Der Staat - in diesem Fall die Weimarer Republik - wusste, was es zu repräsentieren galt: die Ordnungsmacht der ersten deutschen Republik.
In der Nazi-Zeit
Das änderte sich vier Jahre später. Nachdem das NS-Regime 1933 den Bochumer Polizeibezirk übernommen hatte, wurde das Präsidium für zahllose Menschen zur Schreckensstätte. Häftlinge wurden im Polizeigewahrsam misshandelt und gefoltert. Besonders grausam ging die Gestapo vor, die ihren Sitz bis 1942 an der Uhlandstraße hatte.
Zwei Trakte
Von 1980 bis 2000 wurde das Gebäude restauriert und renoviert. 1993 wurde der Neubau fertig gestellt, der weitere Büros beherbergt. Durch eine zweigeschossige Brücke sind die beiden Trakte miteinander verbunden. Der zwischen den Gebäudeteilen liegende Platz dient seit 1994 der Öffentlichkeit als Ruhezone. Die Plastik – eine drei Elemente-Skulptur, die von einem Bronzerelief umgeben ist – schuf der Bochumer Künstler Diethelm Koch.