Bochum. Die altehrwürdige Gesellschaft Harmonie - Vereinsgründung 1817 - will sich mit zeitgemäßen Angeboten und einem abwechslungsreichen Programm für jüngere Interessenten öffnen. "Uns fehlt der Mittelbau der 35- bis 45-Jährigen", stellt Dr. Triuwigis Wymer, der neue 1. Vorsitzende, fest.
Die Gesellschaft Harmonie gilt als überaus gediegen – kein Wunder, zählt der Bürgerverein, der in einem repäsentativen Haus an der Gudrunstraße seinen Sitz hat, doch zu den ältesten Vereinen Bochums. 1817 wurde die „Harmonie” als „Lesegemeinschaft angesehener Bürger zur Förderung von Geselligkeit und Kultur” gegründet. 193 Jahre später ist der Verein im Wortsinn in die Jahre gekommen. „Wir brauchen dringend eine Blutauffrischung”, sagt Dr. Triuwigis Wymer, der kürzlich zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Mit zeitgemäßen und unkonventionellen Angeboten möchte Wymer die altehrwürdige Gesellschaft vor allem für jüngere Schichten interessanter machen.
Tatsächlich hängen der Gesellschaft Harmonie zwei Attribute an: Haus und Verein mit der (übrigens öffentlichen) Gastronomie gelten als konservativ und überaltert. Dazu kommt des Ruch des vorgeblich „Elitären”; nicht zuletzt deshalb, weil die „Harmonie” mit ihrem holzgetäfelten Restaurant und den ebenso ausstaffierten Räumlichkeiten von 25 Clubs als Begegnungsstätte genutzt. U.a. kommen hier Rotary- und Lions-Clubs, aber auch der „Deutsche Verband Frau und Kultur” und die „Zahnärztliche Gesellschaft für Patienteninformationen” zu ihren Treffen zusammen.
In der Vergangenheit standen die Gastronomie und die Gesellschaftsräume in der Regel nur für Aktivitäten der Gesellschaft bzw. ihrer Mitglieder, also den Clubs, offen. Das soll sich nun ändern. „Nachdem wir durch die wirtschaftliche Ausgliederung der Gastonomie in einem Pachtvertrag und damit einer finanziellen Konsolidierung entgegen gehen, ist es an der Zeit, nun einmal nicht über Geld, sondern über die Zukunft dieser einst honorigen Bürgergesellschaft zu reden”, stellt Wymer fest.
Eine Verjüngungskur und das Erreichen neuer Zielgruppen sei dringend geboten. Dazu gehöre neben einem attraktiven Veranstaltungsprogramm eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit (auch übers Internet), die Intensivierung der Kontakte zu den corporierten Mitgliedersn sowie die Gründung eines Bürgerforums als Runder Tisch, an dem - für jedermann offen - in regelmäßigen Abständen Vorträge und Diskussionsabende zu gesellschaftlich relevanten Fragen angeboten werden sollen.
Grundsätzlich sei das Problem, so Wymer, dass der „Mittelbau” der 35- bis 45-Jährigen immer weniger in der Gesellschaft Harmonie präsent sei. Der neue Vorstand – und vor allem sein neuer Präsident als ein Mann klarer Worte – haben es sich zum Ziel gesetzt, diese „Agonie” aufzuhalten.
Die ersten Aktivitäten in dieser Richtung laufen im Monat März an. Am kommenden Mittwoch, 3. März, wird der erste Runde Tisch stattfinden (19 bis 21 Uhr); am 18. März verwandeltsich die „Hamonie” in einen Jazzclub, wenn sich ab 20 Uhr in Zusammenarbeit mit dem Leonardo Jazzclub Essen die Harriet Lewis Group an der Gudrunstraße die Ehre gibt (Beginn 20 Uhr, Tickets 0234/507 650).
Wie gesagt: Dies sind öffentliche Veranstaltungen; ebenso wie der Tag der offenen Tür, mit dem sich die ,neue' Gesellschaft Harmonie am 11. Juni den Bürgern vorstellen will.