Bochum. Nach dem U-Bahn-Unglück in Köln hat die Stadt Bochum jetzt Unterlagen zu allen 25 Baulosen des Stadtbahnbaus zur Überprüfung in die Landeshauptstadt geschickt. Die Bogestra betont aber, dass es keinen Anlass gibt, „unseren absolut sicheren unterirdischen Fahrbetrieb in Frage zu stellen.”
Die Anfrage aus Düsseldorf hat auch in Bochum die Verantwortlichen für den Bau der U-Stadtbahn aufgeschreckt. Es sollen stichprobenartig sämtliche U-Bahnbauvorhaben der vergangenen 40 Jahre überprüft werden. Zwar taucht in dem Anschreiben der Bezirksregierung der Name Bilfinger + Berger nicht auf, doch die Stadt kann Einzelheiten nennen: „Wir haben in allen 25 U-Bahnbaulosen nachgeschaut. An fünf dieser Lose war die Firma Bilfinger + Berger beteiligt”, so Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch am Donnerstag auf einer improvisierten Pressekonferenz, die übrigens in der 1979 eröffneten U-Bahn-Station Schauspielhaus stattfand.
Eine der bundesweit spektakulärsten U-Bahnhöfe ist bis heute die Station Lohring. Das gewaltige, stützenfreie Gewölbe ist rund 90 Meter lang, 19 Meter breit und bis zu 14,.50 Meter hoch. Im Jahr 2006 ist der Bau wegen seiner herausragenden Architektur ausgezeichnet worden. Beteiligt war an der Arbeitsgemeinschaft „Arge Stadtbahn Bochum Baulos F1” unter anderem die jetzt ins Gerede gekommene Firma Bilfinger + Berger Bauaktiengesellschaft.
25 Baulose nach Düsseldorf geschickt
Die Stadt hat jetzt die Unterlagen aller 25 Baulose des Bochumer Stadtbahnausbaus nach Düsseldorf geschickt. Dabei betonen die Verantwortlichen ausdrücklich die Verfahrensunterschiede etwa zum in Köln erfolgten Prinzip. „Hier konnten sich die Baufirmen niemals selbst kontrollieren. Dies wurde von städtischen Mitarbeitern gemacht, die im Bedarfsfall auch schon mal rund um die Uhr auf der Baustelle waren”, so Abteilungsleiter Karl-Heinz Reikat, der in Bochum für den U-Bahn-Bau verantwortlich war.
Insgesamt gibt es in Bochum ein unterirdisches Netz von 13,6 Kilometern, wegen der doppelten Tunnelführung sind es eigentlich 27,2 Kilometer, die auf dem Prüfstand stehen.
Der Stadtbaurat machte vor dem Hintergrund der zunehmend aufgeregter geführten Diskussion klar, dass „es in Bochum bislang keinerlei substanzielle Verdachtsmomente” gebe. Daher sieht Jörg Filter, Prokurist und Betriebsleiter bei der Bogestra, bislang auch keinen Anlass, „unseren absolut sicheren unterirdischen Fahrbetrieb in Frage zu stellen.”
Wir nehmen die jetzigen Hinweise sehr ernst”
Karl-Heinz Reikat erinnert sich an die U-Bahn-Großprojekte in der Innenstadt, zuletzt der hochkomplizierte Bau des Bahnhofs Rathaus-Süd. Die freitragende Faltdecke misst dort rund 110 Meter. Es gibt keine störenden Stützen, damit eine benutzerfreundliche und angstfreie Wirkung erzielt werden konnte. Allein rund 88 Tonnen Armierungsstahl wurden in der Betonkonstruktion der Decke verbaut.
„Die Kontrolleure waren damals bei der Abnahme auf der Baustelle keinesfalls beliebt, die waren knallhart”, so Reikat. Trotzdem will der Fachmann nicht beschwichtigen. „Wir nehmen die jetzigen Hinweise sehr ernst.”