Der 21-jährige Wittener muss aufpassen, später nicht zum Berufsverbrecher zu werden. Das Bochumer Bezirksjugendschöffengericht verurteilte ihn am Dienstag zu drei Jahren und zehn Monaten Jugendhaft. Damit kam er noch sehr gut davon. Nach Erwachsenenrecht hätte er wohl locker das Doppelte bekommen.

Auch in Hattingen war er kriminell aktiv gewesen. Dort beging er sogar die schlimmste Tat von allen.

Der "Intensivtäter" war im vorigen Januar in Bochum in eine Anwaltskanzlei eingebrochen und hatte bewaffnet eine Tankstelle überfallen. Dafür bekam er im April zwei Jahre und zehn Monate Jugendstrafe. Danach kam über DNA-Spuren heraus: Er hatte vorher (Oktober 2007 bis Januar 2008) auch mindestens acht weitere Einbrüche in Witten und Bochum begangen und auch eine Spielhalle in Hattingen ausgeraubt. Mit einer Spielzeugpistole, die echt wirken sollte, und mit einem Schal maskiert stürmte er am 19. November 2007 in die Spielhalle („Geld her, ich zähle bis drei!”), schubste die Angestellte zur Seite und erbeutete aus der Kasse 700 €. Damals war er 19 Jahre.

"Ich bin nicht geschaffen dafür, kriminell zu werden"

Vor dem Bezirksjugendschöffengericht meinte er einmal: „Ich bin nicht geschaffen dafür, kriminell zu werden.” Das ist aber nur eine kuriose Selbstlüge. Erstens war er schon einmal als Jugendlicher zu 18 Monaten Jugendhaft ohne Bewährung verknackt worden (Körperverletzungen, Bedrohung, Diebstahl u.v.m.). Zweitens hatten die Einbrüche, um die es diesmal vor Gericht ging, riesige Schäden hinterlassen. Aus einem Kindergarten in Witten stahl er einmal aus einem Tresor, den er brutal aufbrach, die Einnahmen eines Sommerfestes: 3500 €. Davon kaufte er sich Drogen, Lebensmittel und Klamotten.

Edle Brillengestelle für 20070 Euro erbeutet

Ein anderes Mal stieg er in ein Wittener Brillengeschäft ein - und nahm 300 Brillengestelle u.a. der Marken Porsche, Gucci und Joop mit. Wert: 20 070 €. Vor Gericht behauptete er, die Beute „in einer Aldi-Tüte” abtransportiert zu haben. Weil er damit aber nichts habe anfangen können, habe er sie in einen Container des SOS-Kinderdorfs geworfen. Der Richter, zum Scherze neigend: „Jetzt laufen so Kiddis in der Dritten Welt mit Porsche-Brillen durch die Gegend.” Weitere Einbrüche beging er in gemeinnützigen Einrichtungen und einem Computerladen in Bochum und Witten. Dort stahl er etwas Bargeld, Zigaretten, ein Sparschwein, einen Flachbildschirm und PCs. Die Beute vertickte er teilweise im Pfandleihhaus.

"Ich habe mich herumgetrieben. War mal da, mal da"

Der 21-Jährige ist eine Vollwaise. Zur Tatzeit lebte er teils bei seinen Schwestern, teils auf der Straße. „Ich habe mich herumgetrieben. War mal da, mal da.” Er gilt als Sonderling. Vor Gericht wirkte er schüchtern, lammfromm und zerknirscht. Einmal bot er sogar freiwillig seine tätige Reue an: „Herr Richter, wenn alles vorbei ist, mache ich ein Jahr etwas für den sozialen Nutzen und 500 Sozialstunden - danach noch.”

Bisher brummte er im Jugendknast Iserlohn jene zwei Jahre und zehn Monate ab. Diese Strafe wurde am Dienstag wegen der acht Einbrüche und des Spielhallen-Überfalls um ein Jahr verlängert.

In der Haft wird er nur in einem „Gartenkommando” beschäftigt. Sonst sitzt er in einer Einzelzelle. Für Therapiegespräche ist kein Geld da. Der Richter: „Wir können dich nur wegschließen, was eigentlich nicht gut ist.”

Nach der Haft will der Täter normal arbeiten und eine Familie gründen, sagte er.