Bochum.

Bochum. Beim Namen Kneipp denken viele gleich an Kneippbäder und ältere Menschen, die in Bad-Städten im Storchengang durch das Wasser waten. Seit Freitag jedoch machen genau das auch rund 30 Kinder in der ersten Kneipp-Kindertagesstätte (Kita) in Bochum.

Eltern und Kinder waren dabei, als an der Herzogstraße das Zertifikat überreicht wurde. „Allerdings gehört da noch viel mehr zu als bloßes Wassertreten”, korrigierte Angelika Dierks, eine Betreuerin, „wir haben einen ganzen Gesundheits- und Bewegungsschwerpunkt gesetzt”.

In der Tat, die Kleinen sahen alle topfit aus, als sie durch die bunten Becken mit kaltem Wasser stapften. „Wie man sieht, haben wir das alles mit kleinen Mitteln erreicht”, erklärte Dierks. Voller Freude ließen sich die Kinder Wasser über die Knie gießen und sichtlich genossen sie die Armbäder.

Ruhezelt mit Sand und Musik

Zur Entspannung gab es ein Ruhezelt mit Sand und einschläfernder Musik; Und hinterher ging es noch zur Massagestraße, einer Sinneserfahrung für die Kleinen.

Eineinhalb Jahre Vorbereitung hat das Zertifikat gekostet. Auf den Weg gebracht wurde das Projekt gemeinsam von den Betreuern. „Vor allem mussten wir uns weiterbilden”, erinnerte sich Dierks. Das Zertifikat wird vom Kneipp-Bund ausgelobt, an Kitas, die den Gesundheitslehren des Naturheilkundlers und Pfarrers Sebastian Kneipp folgen. Im 19. Jahrhundert entwickelte er fünf Säulen, auf denen die Gesundheit seiner Theorie nach ruht: Wasser, Bewegung, Pflanzen und Kräuter, Ernährung und Lebensordnung.

Auch Ausflüge in die Natur

Was sich abgehoben anhört, haben die Betreuer in der Kita pragmatisch verwirklicht. Neben dem Wassertreten gibt es natürlich viele andere Möglichkeiten, Kinder mit dem kalten Nass zu konfrontieren. Der Bewegung wird vor allem auch mir vielen Ausflügen in die Natur Rechnung getragen. Außerdem brauen die Betreuer Tee aus dem eigenen Kräutergarten, machen wöchentlich frische Müslis und Rohkosttage und bieten den Kindern auch immer wieder Entspannungsmöglichkeiten.

„Im Grunde bieten wir alles, was eine normale Kita auch hat”, räumt Dierks ein, „nur haben wir einen etwas ausgeprägteren Schwerpunkt”. Ellen Müller, vom Kneippverein Bochum zeigte sich „froh, dass es endlich eine Kneippkita in unserer Stadt gibt”. Dann überreichte Günter Puhr, der Vorsitzende vom Kneipp-Landesverband NRW, die Urkunde und das Siegel mit dem Wassertropfen.

„Es geht darum, den Kindern eine gesunde und naturnahe Lebensweise zu vermitteln”, betonte er. Landesweit gibt es 48 Kindertagesstätten mit dem Kneipp-Siegel, „wir sind in Deutschland Spitzenreiter”, freute sich Puhr. „Bevor sie alle gehen”, wandte er sich an die Eltern, „stecken sie nochmal ihre Füße in kaltes Wasser”.