Bochum. Trompeter Till Brönner arbeitet in diesen Tagen im Schauspielhaus Bochum. „Pulse!“ heißt das Projekt, das er mit entwickelt hat. Das ist geplant.

Er gehörte zur Jury der Castingshow „X Factor“ und spielte für Ex-Präsident Barack Obama im Weißen Haus: Der Jazz-Trompeter Till Brönner zählt zu den bekanntesten Musikern in Deutschland. Jetzt kommt er zum ersten Mal ans Schauspielhaus Bochum: „Pulse!“ ist ein musikalischer Tanzabend rund um das Leben im Ruhrgebiet, den Brönner gemeinsam mit der Choreografin Nicole Beutler entwickelt. Die Proben laufen auf Hochtouren, und das Interesse ist riesig: Für die drei Vorstellungen am 7., 8. und 9. Juni gibt es nur noch wenige Karten.

Till Brönner und das Ruhrgebiet: Das scheint schon seit einigen Jahren eine innige Beziehung zu sein. Dabei stammt der 53-jährige Musiker und passionierte Fotograf aus Viersen am Niederrhein und lebt schon lange in Berlin. Für die Brost-Stiftung nahm er 2018 den Auftrag an, die Menschen im Ruhrgebiet völlig ungezwungen mit seiner Kamera zu porträtieren. „Ich bin ohne Vorgaben und ohne größeres Gepäck einfach mal losgezogen“, erinnert er sich.

Musiker Till Brönner (links) und Choreografin Nicole Beutler stecken mitten in den Vorbereitungen: Am Freitagabend (7. Juni) hat der musikalische Tanzabend „Pulse!“ im Schauspielhaus Bochum Premiere.
Musiker Till Brönner (links) und Choreografin Nicole Beutler stecken mitten in den Vorbereitungen: Am Freitagabend (7. Juni) hat der musikalische Tanzabend „Pulse!“ im Schauspielhaus Bochum Premiere. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Seine ursprüngliche Idee, eine lange Liste mit Orten sauber abzuarbeiten, habe er schnell verworfen. „Das bringt nichts“, sagt er. „Am Ende habe ich nur das fotografiert, was mir zufällig begegnete. Da platzte plötzlich der Knoten.“ Großartige Gespräche seien es gewesen, die er mit ganz verschiedenen Menschen zwischen Rhein und Ruhr führte. Dabei heraus kam die Ausstellung „Melting Pott“ in Duisburg, die für einige Furore sorgte.

Musikalischer Abend rund um den Kohlenpott

Sechs Jahre später scheint das Kapitel für ihn noch nicht abgeschlossen zu sein. Ebenfalls gemeinsam mit der Brost-Stiftung wurde die Idee geboren, einen musikalischen Abend rund um den Kohlenpott zu entwickeln, der im Schauspielhaus uraufgeführt werden soll. „Wir wollten das Ruhrgebiet in Musik fassen, ohne aber die vielen Klischees zu bedienen, die einem dabei begegnen“, sagt Brönner. Intendant Johan Simons habe daraufhin die Choreografin Nicole Beutler ins Spiel gebracht, die die Aufführung um tänzerische Elemente bereichert.

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Musik und assoziative Tanzszenen

„Als wir uns das erste Mal trafen, war schnell klar: Wir wollen nicht wie Wissenschaftler aufs Ruhrgebiet schauen, sondern einen Abend entwickeln, der emotional für jeden erfahrbar ist“, sagt Nicole Beutler. Mit einem achtköpfigen Ensemble mit Tänzern unter anderem aus Portugal, den Philippinen und Litauen erkundeten sie gemeinsam das Ruhrgebiet und entwickelten daraus eine Reihe von assoziativen Tanzszenen. „Von der Vergangenheit wollen wir genauso erzählen wie von der Zukunft“, so Beutler. Die Industrialisierung und der wirtschaftliche Aufstieg sollen ebenso thematisiert werden wie der Strukturwandel und das moderne Leben unserer Tage.

Eine Szene aus der Tanzchoreografie „Pulse!“: Acht Tänzerinnen und Tänzer erzählen darin vom vielfältigen Leben im Ruhrgebiet.
Eine Szene aus der Tanzchoreografie „Pulse!“: Acht Tänzerinnen und Tänzer erzählen darin vom vielfältigen Leben im Ruhrgebiet. © Schauspielhaus Bochum | Birgit Hupfeld

Till Brönner schrieb dazu die Musik, die er unter anderem mit den Bochumer Symphonikern einspielte. Während der Aufführungen von „Pulse!“ erklingt sie vom Tonband. Brönner selbst wird die Vorstellungen mit der Trompete begleiten. „Ich bin nicht die ganze Zeit auf der Bühne, aber an ausgewählten Stellen“, verrät er.

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Bühnenbild mit 170 Lichtröhren

Neben der tänzerischen Darbietung dürfte auch das ausgefallene Bühnenbild ins Auge fallen, das komplett auf Nachhaltigkeit setzt. Es besteht aus 170 fahrbaren Lichtröhren. Die Energie dafür stammt aus einer Solaranlage, die auf dem Vorplatz des Schauspielhauses aufgestellt ist. Ob „Pulse!“ nach seiner Uraufführung in Bochum auch in anderen Städten zu sehen sein wird, ist noch nicht ganz klar: „Wir gehen aber fest davon aus“, sagt Brönner.

Nur noch wenige Restkarten

Der musikalische Tanzabend „Pulse!“ mit Till Brönner ist nur dreimal am Schauspielhaus Bochum zu erleben: am Freitag und Samstag, 7. und 8. Juni, jeweils um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 9. Juni, um 17 Uhr. Es gibt nur noch wenige Restkarten unter 0234 3333 5555.

Die Aufführung dauert etwa 70 Minuten und besteht aus 15 Tracks, die Till Brönner komponiert hat. „Das Leben im Ruhrgebiet ist komplex“, sagt er. „Daher gibt es nicht nur eine Klangfarbe, sondern viele Klänge und Bewegungen.“