Bochum-Innenstadt. „Unsere himmlische Geschichte“ in Bochum zeigt die Beziehung der Menschen zum Himmel – wissenschaftlich korrekt, aber nur bedingt unterhaltsam.

Worauf freuen sich die meisten Zuschauer, wenn sie ins Planetarium in Bochum gehen? Auf rasante Flüge durchs All, auf gestochen scharfe Bilder des Sternenhimmels, auf sphärische Musik. Von all dem bietet das neue Programm „Unsere himmlische Geschichte“, das vor wenigen Tagen seine Bochumer Premiere im Sternentheater an der Castroper Straße erlebte, relativ wenig. Ist die Show daher eine Enttäuschung? Keineswegs.

Neues Programm feiert Premiere im Planetarium Bochum

Man sollte bloß etwas Muße und Konzentration mitbringen, um der weltumspannenden Geschichte, die hier in rund einer Stunde unter der Sternenkuppel flimmert, folgen zu können. Wer nur ins Planetarium geht, um die Rückenlehne nach hinten zu klappen und sich entspannt berieseln zu lassen, ist hier falsch. Wer eine Menge Wissenswertes über Astronomie und über unsere Zivilisationsgeschichte erfahren möchte und auch keine Angst davor hat, im Stil eines „Telekolleg“-Kurses mit geballtem Wissen schier überfahren zu werden, sollte einen Besuch in Erwägung ziehen.

Mit sehenswerten Computeranimationen (wie hier eine Szene auf einem Segelschiff) erzählt das Planetarium Bochum eine weltumspannende Geschichte: die Beziehung des Menschen zum Himmel.
Mit sehenswerten Computeranimationen (wie hier eine Szene auf einem Segelschiff) erzählt das Planetarium Bochum eine weltumspannende Geschichte: die Beziehung des Menschen zum Himmel. © Planetarium Bochum | Planetarium Bochum

„Unsere himmlische Geschichte“ entstand unter der Regie von Tobias Wiethoff, stellvertretender Leiter des Planetariums. Die in Bochum produzierte Astronomie-Show wurde bereits an Planetarien in aller Welt verkauft und in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Auf Deutsch lauscht man der leicht sonoren Stimme von Hans Peter Bögel, bekannt als Sprecher der ZDF-Sendung „Terra X“.

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Blick in den abendlichen Sternenhimmel

Der Einstieg gerät ganz wundervoll: Beim Blick in den abendlichen Sternenhimmel hat sich wohl jeder von uns schon gefragt, wo all die vielen Sterne eigentlich herkommen und was sich in der endlosen Finsternis dahinter verbergen mag. Diese Frage nimmt Wiethoff zum Ausgangspunkt einer informativen Reise quer durch die Geschichte der Menschheit – untermalt stets von sehenswerten Computeranimationen.

Denn kaum etwas hat die Zivilisationsgeschichte so sehr beschäftigt wie die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Himmel. Steinzeitliche Höhlenmalereien zeugen ebenso davon wie mysteriöse Steinkreise, deren Botschaften bis heute schwer zu entschlüsseln sind. Von den Ursprüngen der Wissenschaft im antiken Griechenland erfahren die Zuschauer ebenso viel wie über die Schwierigkeiten der Schiffsnavigation auf hoher See, die sich in frühen Jahren bekanntlich nach der Sonne und dem Polarstern richtete.

Auch die Sternwarte im Weitmarer Holz mit ihrem langjährigen Leiter Heinz Kaminski (1921-2002) spielt eine wichtige Rolle in dem neuen Programm im Planetarium.
Auch die Sternwarte im Weitmarer Holz mit ihrem langjährigen Leiter Heinz Kaminski (1921-2002) spielt eine wichtige Rolle in dem neuen Programm im Planetarium. © Sternwarte Bochum

Riesige Deckenmalereien aus dem Barock, die Pionierleistungen von Galileo Galilei und Leonardo da Vinci, das Pantheon in Rom (mit dem kreisförmigen Loch im Dach) als Vorreiter der modernen Planetarien: Es wird eine Menge erklärt, gezeigt und beschrieben in dieser einstündigen Show.

Am Ende klopfen sich die Bochumer Macher dann noch etwas selbst auf die Schulter: Die Sternwarte im Weitmarer Holz mitsamt Raumfahrtpionier Heinz Kaminski findet Erwähnung, man schaut sogar kurz in sein Büro. Auch der Erfolg des Bochumer Planetariums wird gewürdigt: Im Jahr 1964 wurde es eröffnet, heute zählt es „zu den meistbesuchten Sternentheatern Europas“, wie der Sprecher Hans Peter Bögel lobend anmerkt.

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Wissenschaftlich korrekt, halbwegs unterhaltsam

Es gibt gewiss Programme im Planetarium, die beliebter sind: Die zweite Vorstellung von „Unsere himmlische Geschichte“ am frühen Freitagabend war kaum zur Hälfte gefüllt. Vor Tobias Wiethoffs Leistung, nahezu die gesamte Geschichte der Menschheit in 60 Minuten zu bündeln und dabei wissenschaftlich korrekt und dennoch halbwegs unterhaltsam zu bleiben, zieht man dennoch den Hut.

Infos und Spieltermine

Das neue Programm „Unsere himmlische Geschichte“ entstand im Rahmen des Festjahrs „100 Jahre Planetarium“. Es markiert den Jahrestag der Eröffnung des ersten Projektionsplanetariums der Welt am 7. Mai 1925 im Deutschen Museum in München. Aus diesem Grund wird am 7. Mai der internationale Tag der Planetarien begangen.

Die nächsten Termine: 31. Mai, 8., 13. und 30. Juni, 12./25. Juli an der Castroper Straße 67. Karten und Infos: planetarium-bochum.de

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