Bochum. Kurz vor der Premiere wird „Warten auf Godot“ im Schauspielhaus Bochum verschoben. Doch es gibt eine Chance, den Klassiker jetzt schon zu sehen.

Auf einen gewissen Herrn Godot werden die Theatergänger noch länger warten müssen: Kurzfristig hat das Schauspielhaus Bochum die Premiere des Klassikers „Warten auf Godot“ am Samstag, 18. Mai, auf den Beginn der kommenden Spielzeit Anfang September verschoben. Als Grund nennt Intendant Johan Simons „verschiedene Verzögerungen“, die bis zur geplanten Premiere nicht mehr hätten eingeholt werden können.

Und doch gibt es eine Chance, die mit Spannung erwartete Aufführung jetzt schon zu sehen: Statt der Premiere lädt das Schauspielhaus am Samstag, 18. Mai, um 19.30 Uhr zu einer öffentlichen Probe ein, für die es noch einige Karten gibt (fünf Euro). Infos und Reservierung: 0234 3333 5555.

„Warten auf Godot“ in Bochum auf September verschoben

Auf die „Godot“-Premiere im Schauspielhaus freuen sich viele. Dies liegt vor allem an dem Regisseur: Ulrich Rasche, geboren 1969 in Bochum, zählt seit Jahren zu den profiliertesten Theatermachern auf deutschsprachigen Bühnen. Seine Arbeiten etwa am Münchner Residenztheater, der Wiener Burg und dem Deutschen Theater Berlin wurden zigfach ausgezeichnet. Eine nicht ganz unwichtige Bühne fehlt ihm allerdings noch in seiner Vita: Am Bochumer Schauspielhaus, also in seiner alten Heimat, arbeitete er bislang noch nie.

Regisseur Ulrich Rasche bringt „Warten auf Godot“ am Schauspielhaus Bochum auf die Bühne.
Regisseur Ulrich Rasche bringt „Warten auf Godot“ am Schauspielhaus Bochum auf die Bühne. © Residenztheater München | Tobias Kruse/Ostkreuz

Daneben lässt auch das Stück aufhorchen, denn Samuel Becketts Theaterklassiker genießt unter Bochumer Theatergängern einen Ruf wie Donnerhall, seit ihn Ex-Intendant Matthias Hartmann im Jahr 2002 zuletzt auf die große Bühne brachte. Mit dabei: Michael Maertens, Ernst Stötzner, Fritz Schediwy und – als besonderer PR-Coup – der frühere TV-Talker Harald Schmidt als geknechteter Lucky. Seither hat sich am Schauspielhaus niemand mehr an Becketts Jahrhundert-Farce getraut.

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Besetzungsliste wurde immer kleiner

Bis jetzt: Ulrich Rasche ist bekannt für seine wuchtigen, streng gebauten Inszenierungen. Die voluminösen Bühnenbilder baut er oft selbst und setzt gern auch einen Chor in den Aufführungen mit ein. In Bochum wollte er ursprünglich die „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler zeigen, wechselte dann zu „Godot“.

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Dass hinter den Kulissen viel überlegt, probiert und verworfen wurde, hörte man während der Probenzeit immer mal wieder. So bestand die Besetzungsliste zunächst aus über zehn Personen, darunter auch einige Tänzer. Gerade die tänzerischen Elemente hätten wohl eine wichtige Rolle spielen sollen, doch dieser Plan musste rasch begraben werden. Bekanntlich achten der Verlag und die Erben von Samuel Beckett streng darauf, dass die Aufführungen ganz im Sinne des 1989 verstorbenen Autors stattfinden – also allein mit vier Herren auf der Bühne. Viel Raum für Experimente bleibt da nicht.

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Kurzfristige Umbesetzung im Ensemble

Erst vor wenigen Wochen gab es eine Umbesetzung: Ensemblemitglied Oliver Möller, der den Pozzo spielen sollte, stieg aus. Für ihn rückte Dominik Dos-Reis nach, der wegen der langwierigen Probenarbeiten einige Vorstellungen seines gefeierten Solos „Eschenliebe“ im Oval Office absagen musste. Die übrige Besetzung steht schon länger fest: Steven Scharf spielt Vladimir, Guy Clemens ist Estragon, Yannik Stöbener gibt als neuer Gast im Ensemble den Lucky.

„Warten auf Godot“ mit (von links) Michael Maertens, Harald Schmidt, Ernst Stötzner und Fritz Schediwy ist die bislang letzte Aufführung des Beckett-Klassikers im Schauspielhaus Bochum.
„Warten auf Godot“ mit (von links) Michael Maertens, Harald Schmidt, Ernst Stötzner und Fritz Schediwy ist die bislang letzte Aufführung des Beckett-Klassikers im Schauspielhaus Bochum. © Schauspielhaus Bochum | Arno Declair

Jetzt die bedauerliche Verschiebung bis September, über die viele Theatergänger traurig sein dürften, die sich auf die Premiere sehr gefreut hatten. Johan Simons erklärt dies mit einer Vielzahl an Gründen: „Das hat mit Produktionsabläufen zu tun, mit kurzfristigen Personalengpässen, ungeplanten Abwesenheiten durch Gastspieleinladungen bis hin zu Erkrankungen.“ All diese Dinge können in einem Theaterbetrieb vorkommen: „In der Summe sind sie leider so erheblich, dass sie nicht mehr ohne Weiteres kompensiert werden können. Das ist außerordentlich bedauerlich, und es tut uns allen sehr leid.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: „Diese Inszenierung verspricht, ein außergewöhnliches Theaterereignis zu werden, auf das wir alle riesig gespannt sein können“, sagt Simons. „Nur brauchen wir dafür mehr Zeit.“

Die neuen Godot-Termine

Als neuer Premierentermin für „Warten auf Godot“ ist Freitag, 6. September, geplant. Weitere Spieltermine am 7. und 8. September im Schauspielhaus.

Statt der geplatzten Premiere am Samstag, 18. Mai, lädt das Schauspielhaus an diesem Abend zu einer öffentlichen Probe ein. Wer also vorab schon erste Einblicke in die Godot-Inszenierung bekommen möchte, ist hier richtig. Beginn: 19.30 Uhr, Karten: fünf Euro. Bereits gekaufte Karten werden für die Termine im September umgetauscht. Info: 0234 3333 5555.

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