Bochum. Lange war das Lessing-Gymnasium in Bochum offiziell führungslos, jetzt übernimmt Wolfram Hirschhausen. Alle Probleme sind damit nicht gelöst.
Eigentlich hat sich gar nicht viel geändert. Zumindest im Schulalltag. Auf dem Papier allerdings schon. Denn vor wenigen Tagen wurde Wolfram Hirschhausen von der Bezirksregierung Arnsberg eine Urkunde verliehen. Auf dieser steht, dass er sich nun offiziell Schulleiter des Lessing-Gymnasiums in Bochum-Langendreer nennen darf. Die Rolle hatte er schon längere Zeit inne. Kommissarisch hatte er sie übernommen, nachdem der umstrittene Peter Petrak nach viel Widerstand aus der Schulgemeinschaft die Stelle des Schulleiters zum Schuljahr 22/23 letztlich doch nicht angetreten hatte. Hirschhausen, der Stellvertreter, übernahm und bewarb sich für die Leitungsposition.
Nach fast zwei Jahren: Bochumer Schule hat neuen Leiter
Für die meisten Eltern, Schüler und Lehrer war Hirschhausen von Anfang an der Wunschkandidat. Auch schon, als der frühere Schulleiter Frank Saade 2022 nach 17 Jahren in den Ruhestand ging. Als Nachfolger bestimmte die Bezirksregierung jedoch Peter Petrak aus Dortmund. Die Schulkonferenz, zu der auch die Eltern- und Schülervertreter zählen, sah sich bei der Entscheidung damals übergangen.
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Mehr noch: Weil Petrak aus seiner Zeit am Marie-Curie-Gymnasium in Bönen kein guter Ruf vorauseilte (Eltern hatten sich über einen autokratischen Führungsstil beschwert, 2020 wurde er von seinen Aufgaben als Schulleiter entbunden) und zudem 16 Dienstaufsichtsbeschwerden gegen ihn vorlagen, hatten sich die Eltern der Lessing-Schule mit einer Petition an den Landtag gewandt, um den Schulleiter-Wechsel zu verhindern. Kurz vor Ende der Sommerferien teilte Peter Petrak der Bezirksregierung mit, dass er auf eigenen Wunsch den Posten in Langendreer nicht antreten werde.
Damit war die Stelle des Schulleiters jedoch wieder vakant und das aufwendige und zeitintensive Auswahlverfahren begann aufs Neue. Knapp zwei Jahre dauerte es letztlich, bis die Wahl dann doch auf Wolfram Hirschhausen fiel. Kurz nach den Osterferien habe er die Urkunde von der Dezernentin aus Arnsberg bekommen. „Ich freue mich über diese Art der Wertschätzung und Anerkennung“, sagt der 51-Jährige, der selbst weiß: „Für mich wird sich im Alltag jetzt nicht viel ändern.“
Denn nach wie vor steht er auf der Kommandobrücke des Gymnasiums an der Ottilienstraße allein. Dass er nun befördert wurde, sorgt nämlich zugleich für ein neues Problem: Jetzt muss ein Stellvertreter für Hirschhausen gefunden werden. Und auch dieses Verfahren wird dauern...
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Doch aktuell überwiegt erstmal die Freude darüber, dass jetzt Klarheit herrscht und „eine lange Zeit der Unsicherheit“, wie Hirschhausen es formuliert, zu Ende geht. Auch bei den Eltern, deren Vertreterin Svenja Schmitz ist. „Es sind wohl alle sehr erleichtert, dass es so gekommen ist. Das bringt Stabilität in die Schule.“ Das Auswahlverfahren sei so gewesen, „wie man sich das vorstellt“, sagt Schmitz. Man sei diesmal gut am Prozess beteiligt worden.
Wolfram Hirschausen hofft, dass er „im Laufe des nächsten Schuljahres“ einen Stellvertreter zur Seite gestellt bekommt. Zu zweit wolle man dann alles daran setzten, dass das Lessing-Gymnasium so bleibt, wie es ist: „Nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort des Wohlfühlens.“ Dazu trage auch das konstruktive und vertrauensvolle Miteinander von Schülern, Eltern und Lehrern bei.
Hirschhausens Ernennungs-Urkunde liegt übrigens bei ihm zu Hause. „Ich bin nicht der Typ, der so etwas im Büro an die Wand hängt“, sagt er und fügt schmunzelnd an: „Auch wenn im Beamtenrecht nichts über eine Urkunde geht.“
Sieger der Bestenauslese
Die Bezirksregierung Arnsberg bittet um Verständnis, dass die Wahl eines neuen Schulleiters für das Lessing-Gymnasium so lange gedauert hat. „Die Schulleitungsstelle der Lessing-Schule in Bochum wurde entsprechend der gesetzlichen Vorgaben ausgeschrieben“, erklärt Sprecher Christoph Söbbeler. „Aufgrund verschiedener Verfahrensschritte nimmt ein Stellenbesetzungsverfahren einen gewissen Zeitraum in Anspruch.“ Hirschhausen sei „im Rahmen einer Bestenauslese“ auserkoren worden, auf Grundlage von „dienstlichen Beurteilungen“.
Auch für Peter Petrak ist inzwischen ein neuer Posten gefunden worden: „Er wurde mit der Leitung des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung in Arnsberg beauftragt“, teilt Söbbeler auf WAZ-Anfrage mit.