Bochum. Nach vier Jahren schmeißt eine Händlerin hin und schließt ihren Laden. Der nächste Leerstand im Stadtteil. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Lange hat sie mit sich gerungen. Doch am Ende habe es keine andere Entscheidung geben können, als den Laden zu schließen, sagt Michaela Toepper. Kurz vor Ostern war Schluss mit den „Ruhrpottsouvenirs“, die sie am Werner Hellweg, mitten im Einkaufszentrum von Bochum-Werne, angeboten hat. Im Bochumer Osten steht nun also ein weiteres Ladenlokal leer. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
„Immer neue Probleme“: Bochumer Geschäftsfrau gibt auf
„Ich bin jetzt wie ein Vogel ins Nest zurückgekehrt und wieder zu Hause“, sagt die 59-Jährige, ohne dabei sehr betrübt zu klingen. „Ich denke halt positiv, es geht weiter.“ Dabei liegen harte Jahre hinter ihr. „Hardcore“ seien die gewesen. Vor vier Jahren war Michaela Toepper mit ihren „Ruhrpottsouvenirs“ am Werner Hellweg gestartet. Hier gab es alles, was das Herz von Heimatverbundenen begehrt: Tassen, T-Shirts, Fahnen, Accessoires. Mal mit Ruhrpott-, mal mit Bochum-Schriftzug.
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Doch jetzt ist „Schicht im Schacht“, wie man hier so schön sagt im Hinblick auf die Bergbau-Historie. „Es hat mir viel Spaß gemacht“, sagt Toepper. „Aber es war doch ein sehr hoher Aufwand für das, was am Ende übrig bleibt.“ Das, was ihr am meisten Freude bereitet, sei viel zu kurz gekommen. Nämlich der reine Verkauf und der Austausch mit den Kunden. „Ich habe unterschätzt, was da noch alles dranhängt.“ Logistik, Organisation, Bürokratie und auch das Putzen der Schaufenster...
Jahr für Jahr seien neue Probleme aufgetaucht. „Erst Corona, dann der Krieg, die Preiserhöhungen... Immer was Neues.“ In dieser Zeit habe sich das Kundenverhalten komplett verändert. „Viele kaufen deutlich bewusster ein.“ Da sei ein Ruhrpottsouvenir von ihr dann nicht mehr drin. Auch die Kundenfrequenz sei geringer geworden, immer seltener bei ihr am Werner Hellweg eingekauft worden. „Wir sind hier halt nicht die Düsseldorfer Kö.“
Nach Geschäftsaufgabe in Bochum: Die ganze Ware liegt nun zu Hause
Daher die Entscheidung, das Geschäft zu schließen. Aus der Welt ist Michaela Toepper damit allerdings nicht. „Ich mache weiter“, verspricht sie. „Nur anders.“ Die ganze Ware habe sie mit nach Hause genommen, da sei es jetzt ziemlich beengt. „Doch der Online-Handel befindet sich im Aufbau. Ich verkaufe dann weiter übers Internet.“ Aber auch vor Ort. „Ich werde jetzt noch öfter als bisher auf den Festen zu finden sein“, kündigt Toepper an. „Bänke raus zum Beispiel, auf dem Weihnachtsmarkt in Langendreer, beim Kumpelmarkt in Hamm und erstmals auch bei der Extraschicht.“
In Werne wird das Aus für „Ruhrpottsouvenirs“ bedauert. „Schade“, sagt Stadtteilmanager Karsten Höser, der im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms „W-LAB“ (steht für Werne und Langendreer/Alter Bahnhof) vor allem den Handel im Blick hat. Das Angebot von Michaela Toepper sei für einen Stadtteil schon „außergewöhnlich“ gewesen. „So etwas macht die Vororte aus.“ Er hofft, dass ein passender Nachfolger gefunden wird.
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Dabei wolle das Stadtteilmanagement gerne helfen. „Wir haben uns mit dem Vermieter schon in Verbindung gesetzt und das Ladenlokal auch in unserer Raumbörse im Internet aufgenommen. Interessenten können sich jederzeit bei uns melden.“ Kontakt: www.bo-wlab.de und stadtteilbuero@bo-wlab.de .
Geschäftsfrau fordert neue Konzepte für den Einzelhandel in den Stadtteilen
Aktuell gebe es im Werner Ortskern etwa eine Handvoll Leerstände, „aber immer wieder auch Bewegung“. Neben der Postfiliale hätten jetzt zwei Frauen eine Boutique eröffnet, in der sie selbst gemachte Kinderkleidung verkaufen, berichtet Höser. „Das wertet den Stadtteil richtig auf.“
Das freut auch Michaela Toepper, die sich wünscht, dass „die Leute die kleinen Läden unterstützen“. Sie ziehe „den Hut vor allen Geschäftsleuten, die durchhalten“ und fordert neue Einzelhandelskonzepte. „Ladenlokale mit drei, vier Geschäften könnte ich mir gut vorstellen.“
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