Bochum. Was hilft, um dem Personalmangel in vielen Branchen zu begegnen? Christopher Meier, neuer Chef der Arbeitsagentur Bochum, hat mehrere Vorschläge.

Viele Jahre lang hat es nicht genügend Arbeit im Ruhrgebiet gegeben. Auch in Bochum nicht. Die Zeiten haben sich gewandelt. Mittlerweile gibt es nicht mehr genügend Beschäftigte, um all die Arbeit zu erledigen. „Wir haben jetzt einen Arbeitnehmermarkt“, sagt Christopher Meier.

Neuer Chef der Arbeitsagentur Bochum: Christopher Meier folgt auf Frank Neukirchen-Füsers

Unter diesen Vorzeichen hat der 46-jährige gebürtige Hagener die Leitung der Arbeitsagentur Bochum übernommen. Der Nachfolger von Frank Neukirchen-Füsers arbeitet gemeinsam mit 230 Beschäftigten an Lösungen.

„Wir spüren ja schon längst die Auswirkungen des demografischen Wandels, verstärkt durch die Pandemie“, so Meier. „Die Pizzeria hat jetzt nicht nur einmal in der Woche zu, sondern dreimal. Der Handwerker kommt nicht, die Paketzustellungen dauern länger.“ Es sind nur einige Beispiele für eine Situation, die „gefühlt auf einmal kommt“, so Meier, die sich aber seit langer Zeit angebahnt hat.

32.000 Beschäftigte in Bochum erreichen in nächsten zehn Jahren das 65. Lebensjahr

Welchen Herausforderungen die heimischen Arbeitgeber in Wirtschaft, Verwaltung und anderen Bereichen gegenüberstehen, zeigt eine Statistik eindrucksvoll. In den nächsten zehn Jahren vollenden mehr als 32.000 von derzeit knapp 150.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bochum (Stand September 2023) das 65. Lebensjahr und scheiden dann entweder aus dem Berufsleben aus oder stehen kurz vor dem Einstieg in den Ruhestand. Und: Gut drei Viertel davon sind Fachkräfte, für die dringend Nachfolgerinnen und Nachfolger gefunden werden müssen; darunter knapp 2800 Beschäftigte aus dem verarbeitenden Gewerbe, gut 1500 aus dem Gesundheits- und Sozialwesen sowie knapp 1500 aus dem Bereich Kfz-Handel und -reparatur. Aber wie soll das gelingen angesichts sinkender Schulabgängerzahlen?

Christopher Meier (46) hat Anfang April die Leitung der Agentur für Arbeit Bochum übernommen.
Christopher Meier (46) hat Anfang April die Leitung der Agentur für Arbeit Bochum übernommen. © Arbeitsagentur Bochum | Anja Greiter

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„Ich glaube, dass wir das Thema Berufsorientierung weiter nach vorne bringen müssen. Junge Leute müssen besser wissen, welche Berufe und Studienangebote es eigentlich gibt. Außerdem müssen wir Leuten, die es nicht so einfach haben, eine Chance auf dem Arbeitsmarkt geben, das sind Bewerber auf den zweiten Blick. Das kann durch Qualifizierungen geschehen, die wir je nach Voraussetzungen bis zu 100 Prozent fördern. Und das geht es darum, Menschen mit Handicaps eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu vermitteln.“ Es gehe darum, alle Potenziale zu nutzen. „Uns bleibt in Deutschland gar nichts anderes übrig. Und da ist es egal, ob jemand Deutscher ist, Ausländer, Migrant, ob er ein Handicap hat oder nicht.“ Arbeitnehmer wie Arbeitgeber müssten dabei so flexibel wie möglich sein, um passende Lösungen für sich zu finden.

Neuer Arbeitsagenturchef lobt Entwicklung auf Mark 51/7

Bochum hat aus Sicht des neuen Arbeitsagentur-Chefs durchaus gute Voraussetzungen. „Wenn man sich den Arbeitsmarkt hier anguckt, ist das deutlich besser als in vielen Nachbarstädten.“ Ihm imponiere nicht zuletzt die Entwicklung auf Mark 51/7. Nach der Schließung des Opel-Werks Ende 2014 entsteht in Laer ein Wirtschafts- und Wissenschaftsquartier, in dem nach Prognosen bis zu 10.000 Arbeitsplätze geschaffen werden; vor allem für Fachkräfte. Positiv aufgefallen ist Meier, der einst an der Ruhr-Universität Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Arbeit, Organisation und Personal studiert, außerdem, „dass das Thema Arbeit ein Teil der Bochum-Strategie ist.“

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Die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt sieht derweil so aus: Im März hat sich die Zahl der Arbeitslosen nicht nennenswert verändert. „Die für diese Jahreszeit klassische Frühjahrsbelebung ist in Bochum noch nicht in Sicht“, heißt es bei der Arbeitsagentur. Immerhin sei ein Rückgang bei jugendlicher Arbeitsloser zu verzeichnen. Im März 2024 hatten 17.401 Bochumerinnen und Bochumer keinen Job. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,8 Prozent und ist damit höher als im März 2023 (8,6 Prozent). Momentan sind 3363 offene Stellen beim Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Bochum gemeldet; allein 618 neue Stellen sind im März dazu gekommen.

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