Bochum. Die Stadt fahndet nach 13 Jahren wieder nach unangemeldeten Hunden. Wenn‘s klingelt, sollten die Bewohner auf eine Überraschung gefasst sein.
Zeigt her Eure Hunde: Die Stadt Bochum kündigt eine Bestandsaufnahme bei Hunden an. Ziel: Möglichst viele Haustiere zu ermitteln, für die keine Steuer gezahlt wird, und damit die klamme Stadtkasse aufzufüllen. Dabei gehen die Prüfer auch mit unkonventionellen Methoden vor. Alle Fragen und Antworten rund um die „Volkszählung“ für Vierbeiner.
Hat es eine Hundezählung in Bochum schon einmal gegeben?
Ja, in den Jahren 1983 und 2011. Vor 13 Jahren schwärmten 60 Mitarbeiter einer Aachener Service-Agentur in 184.000 Haushalte aus. Resultat: 2000 zusätzliche Anmeldungen und jährliche Mehreinnahmen für die die Stadt von einer halben Million Euro. Die Arbeit der privaten Agentur kostete einmalig 200.000 Euro. „Die Rechnung geht auf“, hieß es damals im Rathaus.
Wann startet die Zählung 2024?
Das ist ungewiss. Der Auftrag ist noch nicht ausgeschrieben. Mit der Zählung ist in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. 2011 waren die Zähler ein halbes Jahr unterwegs. „Diesmal soll es deutlich kürzer dauern“, sagt die Leiterin der städtischen Steuerabteilung, Ayfer Yazar.
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Warum wird die Zählung schon jetzt angekündigt?
Um Haltern die Möglichkeit zu geben, ihre Hunde noch vor Beginn der Überprüfung anzumelden (online auf www.bochum.de oder telefonisch unter 0234 9101700). Das scheint Wirkung zu zeigen: Ende vergangener Woche kündigte die Stadt die Zählung im Internet an. „Seither sind mehr als 200 Neuanmeldungen erfolgt“, berichtet Ayfer Yazar.
Wie hoch ist die Hundesteuer in Bochum?
Ein Hund kostet jährlich 168 Euro. Bei zwei Hunden werden pro Tier 192 Euro, bei drei und mehr Hunden 216 Euro fällig. Aktuell sind 18.500 Hunde angemeldet. Das sind 1000 Tiere mehr als 2019. Grund: In der Corona-Pandemie haben sich zahlreiche Bochumerinnen und Bochumer einen Hund neu angeschafft. Und: Die Flüchtlinge aus der Ukraine sind vielfach mit ihrem geliebten Haustier nach Deutschland gekommen. Wer einen Hund aus dem Tierheim aufnimmt, zahlt im ersten Jahr keine Steuern. Empfänger von Sozialleistungen erhalten 50 Prozent Ermäßigung.
Wie hoch ist die Einnahme?
Die Stadt kassiert jährlich rund drei Millionen Euro Hundesteuer. Sie ist nicht zweckgebunden und fließt in den allgemeinen Haushalt ein. Anders als manche Frauchen und Herrchen glauben, muss das Geld somit nicht explizit etwa für Hundewiesen (davon gibt es in Bochum 14) oder kostenlose Kotbeutel verwendet werden.
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Werden bei der Zählung alle Haushalte aufgesucht?
Ja. Die Mitarbeiter werden unangekündigt bei allen 198.000 Haushalten in Bochum anklingeln und „den vorhandenen Hundebestand feststellen“, so die Stadt. Dabei führen sie einen offiziellen Ausweis sichtbar mit sich. Dringender Rat: Lassen Sie sich den Ausweis zeigen. Denn es ist gut möglich, dass Betrüger die Aktion ausnutzen wollen, um in Wohnungen zu gelangen.
Dürfen die Zähler in Ihre Wohnung?
Nein! Dazu haben sie kein Recht. Die Befragung findet in aller Regel an der Haustür statt.
Das heißt: Die Zähler belassen es beim Fragen?
Das muss nicht sein. Haben sie den Verdacht, dass die Angaben nicht korrekt sind, können sie etwa auch Nachbarn befragen. Das ist ausdrücklich erlaubt. Klingt witzig, ist aber offenbar effektiv: Einige Zähler ahmen an der Haustür ein Hundebellen nach. „Wuw, Wuw“: Gibt‘s entgegen der Auskunft des Bewohners ein (oder mehrere!) Antwort-Bellen aus der Wohnung, könnten unbequeme Fragen folgen...
Was droht Steuersündern?
Die betroffenen Halter erwartet eine „rückwirkende Steuerfestsetzung“ (heißt: Nachzahlung) und ein zusätzliches Bußgeld. Das kann bis zu 10.000 Euro betragen. „Das wird aber nur in extrem seltenen Fällen erhoben, etwa bei größeren, professionellen Hundezüchtern, die jahrelang keine Steuern gezahlt haben“, beruhigt Ayfer Yazar.
Was sagen Hundehalter?
„Gute Aktion!“, lobt Christel Gerwein, die mit ihrem Labrador Jim regelmäßig auf der Hundewiese an der Agnesstraße Gassi geht. In Bochum liefen „locker mehrere tausend Hunde“ ohne Steuermarke herum, vermutet die 64-Jährige. „Da ist die Stadt in der Pflicht, für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen.“ Wichtig sei, dass die Zähler unangemeldet kommen, ergänzt Dackel-Fan Paul Griese (74). „Sonst werden die illegalen Hunde bei Freunden oder Verwandten versteckt.“
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