Bochum. VfL Bochum-Spieler Mohammad Mahmoud fastet: Über den Tag isst und trinkt er nicht. Warum er Ramadan genießt und sogar bei den Profis trainiert.

„Ramadan ist ein heiliger Monat. Es geht nicht darum, einfach nichts zu essen, sondern dem Glauben näherzukommen“, erzählt Mohammad Mahmoud, U19-Nationalspieler und seit 2021 beim VfL Bochum. Mit 15 Toren in 19 Spielen ist der Stürmer dritter Torjäger in der A-Jugend Bundesliga. Immer wieder trainiert er bei den Profis mit, so auch am Tag des WAZ-Gesprächs – denn er ist heißer Kandidat für einen Profi-Vertrag beim VfL. Mit der WAZ-Redaktion hat er darüber gesprochen, wie er Fußball als Leistungssport auch im Fastenmonat Ramadan durchzieht.

Training während Ramadan: Der Durst gehört dazu

Während Ramadan zu trainieren, bedeute auch, durstig zu sein und einen trockenen Mund zu haben. „Aber es gehört dazu, denn als Muslim ist es unsere Pflicht zu fasten.“ Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islam. Seit dem 10. März wird der Fastenmonat gefeiert. Bis zum 9. April verzichten Muslime zwischen Sonnenauf- und untergang unter anderem auf Essen und Trinken. Für Mahmoud heißt das, noch vor Sonnenaufgang aufzustehen, um etwas zu essen und zu trinken: „Damit ich über den Tag hinaus genügend Kraft habe.“

VfL Bochum: Mohammad Mahmoud ist U19-Spieler beim VfL Bochum und U19-Nationalspieler. Derzeit geht es für ihn um nicht weniger als einen Profi-Vertrag beim VfL. Während Ramadan trainiert er wie gewohnt.
VfL Bochum: Mohammad Mahmoud ist U19-Spieler beim VfL Bochum und U19-Nationalspieler. Derzeit geht es für ihn um nicht weniger als einen Profi-Vertrag beim VfL. Während Ramadan trainiert er wie gewohnt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Spürt Mahmoud körperlich einen Unterschied, wenn er während Ramadan trainiert? „Die ersten Tage habe ich das schon gemerkt“, erzählt der Fußballer. Mittlerweile funktioniere das Fasten aber gut: „Der Körper gewöhnt sich da schnell dran.“ Dennoch bedürfe es Disziplin, denn es sei auch eine Kopfsache: „Wenn man es will, dann schafft man es auf jeden Fall.“ Da spricht er aus Erfahrung. Bereits seit seiner Pubertät faste er – zunächst jeden zweiten Tag. „Später habe ich das dann komplett durchgezogen.“

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Ramadan: Die ersten Tage des Fastens

Damit das Training auch während der Fastenzeit gelingt und der Körper mit allen Nährstoffen versorgt ist, müssen Leistungssportler auf einige Dinge achten: „Den Bedarf an Kohlenhydraten, Proteinen, Elektrolyten und Wasser versuche ich vor und nach der Dämmerung komplett umzusetzen, damit ich über den Tag versorgt bin, genug Kraft und Energie habe und meinen Körper schütze.“ Vor allem genug zu trinken sei wichtig. Das Wissen darüber, was sein Körper braucht, habe er sich über die Jahre angeeignet, mithilfe eines privaten Ernährungsberaters und Workshops vom VfL Bochum.

VfL Bochum: Fastenbrechen während des Trainings

Eine Stütze: Vier Mitspieler fasten ebenfalls. „Das ist hilfreich, weil wir uns gegenseitig unterstützen, das durchzuziehen. Wir können im Training zusammen das Fasten brechen, da fühlt man sich dann auch nicht so allein.“ Bei Dämmerung machen die Spieler eine kurze Pause vom Training. „Wir trinken was und essen einen kleinen Snack, eine Dattel, eine Banane. Dann geht es normal weiter.“ Erst Zuhause nach dem Training esse er richtig.

VfL Bochum U19: Mohammad Mahmoud am 11. Spieltag gegen den SC Paderborn im Nachwuchszentrum VfL Bochum.
VfL Bochum U19: Mohammad Mahmoud am 11. Spieltag gegen den SC Paderborn im Nachwuchszentrum VfL Bochum. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Besonders das gemeinschaftliche Erleben von Ramadan abends beim Essen genieße er: „Das Schöne im Ramadan ist, dass wir alle da sind, mit der Familie zusammenkommen. Allein aus diesem Grund freue ich mich jedes Jahr auf Ramadan.“

Das Zuckerfest als Ende von Ramadan

Der Monat selbst verschiebt sich jährlich um einige Tage, da er sich nach dem Mondkalender des Islams richtet. Damit ändert sich auch die Zeit des Fastenbrechens, weil die Sonne dann später oder früher untergeht.

Was gleich bleibt: Traditionell wird das Ende von Ramadan mit dem Zuckerfest gefeiert, „unser größtes Fest“, sagt Mohammad Mahmoud vorfreudig. „Bei dem Zuckerfest treffen wir uns alle noch mal, beschenken uns gegenseitig, essen noch mal zusammen was Schönes. Das ist mit Weihnachten vergleichbar.“

Mohammed Mahmoud: Kandidat für einen Profi-Vertrag beim VfL Bochum

Mohammed Mahmoud gilt als Kandidat für einen Profi-Vertrag beim VfL Bochum. Für ihn würde dadurch ein Traum wahr werden. Schon als kleines Kind wollte er Fußballprofi zu werden – wie so viele in seinem Alter. Früh habe er auf hohem Niveau gespielt und darauf hingearbeitet, mal vor tausenden Menschen in der Bundesliga zu spielen. Das habe ihn viel Kraft und auch Einbußen gekostet. Während sich seine Schulkameraden verabredet haben, ist er nach der Schule zum Training gefahren – über 30 Kilometer bis nach Dortmund, wo er von 2016 bis 2021 für den BVB gespielt hat, seither eine ähnliche Strecke bis nach Bochum.

VfL Bochum: Mohammad Mahmoud bei einem Spiel des VfL Bochum 1848 gegen FC Groningen.
VfL Bochum: Mohammad Mahmoud bei einem Spiel des VfL Bochum 1848 gegen FC Groningen. © Funke Foto Services | Udo Kreikenbohm

Besonders seine Familie habe ihn bei seinem Traum unterstützt: „Ohne meine Familie, meinen Papa und meine Mama, wäre ich nicht da, wo ich bin.“ Die Fahrerei zum Training, zu den Spielen, die Kosten für neue Trainingskleidung – für ihn sei dieser zeitliche und finanzielle Aufwand nicht selbstverständlich: „Nicht alle Eltern können sich das leisten. Da bin ich meinen Eltern sehr dankbar.“

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„Es ist mein festes Ziel, Fußballprofi zu werden.“

Letztes Jahr hat Mahmoud Abitur gemacht. Obwohl ihm dadurch viele Türen offen stehen, kann er sich eine Alternative zum Fußball nicht vorstellen. „Es ist mein festes Ziel, Fußballprofi zu werden.“ Und das am liebsten beim VfL: „Ich wäre unglaublich stolz, wenn ich hier einmal vor ausverkauftem Haus spielen könnte, um zu erleben, wie uns die Fans unterstützen.“ Ob er beim VfL Bochum als Profi in die nächste Saison startet, ist zwar bis dato unklar. Doch eins steht für ihn fest: „Ich will einfach spielen. Das reicht mir.“