Bochum. Eine echte Landmarke in Bochum könnte zur Bauruine werden. Das wollen einige Bürger verhindern. Sie haben viele Ideen, aber (noch) kein Geld.
Ende 2025 wird es sich entscheiden. Dann steht fest, wie es mit der Lutherkirche in Bochum-Langendreer weitergeht. Hat sie eine Zukunft als Begegnungszentrum für den Stadtteil oder droht ihr der Verfall? Damit letzteres Szenario nicht eintritt, hat der Verein „LutherLAB“ ein Entwicklungskonzept für das historische Gebäude entworfen. Ideen sind darin viele enthalten. Allerdings muss auch einiges an Geld aufgetrieben werden, um diese umzusetzen.
Bochumer wollen historisches Gebäude vor dem Verfall retten
Die 1904/05 erbaute Lutherkirche wurde 2012 entwidmet. Um ihren Erhalt zu sichern und wieder mit Leben zu füllen, gründeten engagierte Langendreerer 2018 den Verein „LutherLAB“, der seither mit vielen Aktionen, Veranstaltungen und Umbaumaßnahmen das frühere Gotteshaus der evangelischen Gemeinde bespielt. Allerdings nur noch bis Ende 2025. Bis dahin muss eine Lösung gefunden sein, wie die Landmarke am Alten Bahnhof auf Dauer wirtschaftlich betrieben werden kann.
- Bochum bekommt weniger Geld: Mehrere Projekte auf der Kippe
- Zu gefährlich: Verein darf Kirche vorerst nicht benutzen
- Bochum: Neuer Stadtteil-Treff soll viele Probleme lösen
- Bochum: Verein hat viele neue Ideen für die Lutherkirche
Die Stadt Bochum hat dafür eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Weil man bei „LutherLAB“ davon ausgeht, dass diese wahrscheinlich eine große und damit auch sehr teure Variante zum Ergebnis haben dürfte, hat man sich parallel selbst Gedanken gemacht und ein eigenes Entwicklungskonzept entworfen. „Für das Gebäude, nicht für den Verein“, stellt Vorstandsmitglied Gabi Fuchs bei ihrer Präsentation im Rahmen der Stadtteilkonferenz von „Langendreer hat‘s“ sofort klar. Das Ganze sei auch zunächst nur als Impuls zu verstehen, „um gemeinsam über den Erhalt des Gebäudes nachzudenken“.
„Effizient und finanzierbar“: Bochumer Verein will mit kleinen Schritten zum Kirchen-Erhalt
Man wolle kleine Schritte machen, erklärt Fuchs. „Effizient und finanzierbar“. Das Konzept von „LutherLAB“ sieht vor, eine Interessengemeinschaft (IG) Lutherkirche zu gründen. Dieser gemeinschaftlichen Genossenschaft könnten sich Vereine, Institutionen, aber auch Privatleute anschließen, um eine mögliche Trägerschaft auf viele Schultern zu verteilen.
Zwei mögliche Raumaufteilungen wurden ausgearbeitet. Bei der kleinen Lösung entstünden drei zusätzliche Räume und ein Gemeinschaftsraum, dazu ein Container mit Toiletten. Kosten: ca. 150.000 Euro. Die große Lösung beinhaltet einen seitlichen Anbau, dazu würde der Haupteingang verlegt. Kosten: ca. 350.000 Euro.
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Doch mit diesen Summen wäre es nicht getan. Diese fallen, je nach Umfang, allein für den Umbau an. Für die grundsätzliche Sanierung des Kirchengebäudes veranschlagt „LutherLAB“ rund 2,5 Millionen Euro. „Das ist schon eine Hausnummer“, weiß Gabi Fuchs. Sie und ihre Mitstreiter vom „LutherLAB“ halten es aber für „durchaus machbar“, dieses Geld auf Grundlage des Entwicklungskonzeptes auftreiben zu können.
Es gebe zahlreiche Fördertöpfe, die man anzapfen könne, so Fuchs. „Wir haben auch schon Gespräche mit der Stadt und dem Land sowie der Stiftung Wohlfahrtspflege in Düsseldorf geführt.“ Diese seien durchaus positiv verlaufen. Man könne auch mehrere Förderprogramme kombinieren und zudem das Außengelände der Lutherkirche zu Geld machen. Und natürlich werde man die evangelische Kirche als Eigentümer mit einbinden.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Klar sei aber auch, dass man jährliche Betriebskosten aufbringen müsse. Diese werden von „LutherLAB“ mit 30.000 Euro beziffert, zuzüglich der Kosten für eine Vollzeitstelle. Hinzu kämen noch 20.000 Euro für die Instandhaltung des Gebäudes. „Ja, das ist eine große Herausforderung“, weiß Gabi Fuchs. Aber man habe in den vergangenen Jahren nachgewiesen, dass die Kirche gebraucht werde. Die Nachfrage nach Räumen sei groß.
Problem: Lutherkirche in Bochum-Langendreer ist denkmalgeschützt
Komme eine wirtschaftliche Trägerschaft nicht zustande, drohe der Lutherkirche der „kontrollierte Verfall“, erklärt Fuchs. Denn das Gebäude sei denkmalgeschützt, könne also nicht abgerissen werden. „Damit bekäme der Stadtteil auf Sicht eine Bauruine.“
Verein investierte 400.000 Euro
Der Verein „LutherLAB“ hat sich mit seiner Gründung 2018 zum Ziel gesetzt, die Lutherkirche als sozialen Mittelpunkt zu erhalten und im Sinne sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Zwecke weiterzuentwickeln, um es für den Stadtteil und auch für Interessierte über den Stadtteil hinaus zu öffnen. Das Grundstück an der Alten Bahnhofstraße ist 2400 Quadratmeter groß. Die Nutzfläche beträgt 560 Quadratmeter.
400.000 Euro wurde bisher in Umbaumaßnahmen und Projekte investiert. Darin enthalten ist auch die Finanzierung einer Vollzeitstelle bis 2022. Nach eigenen Angaben kommt „LutherLAB“ pro Jahr auf 150 Veranstaltungen mit 3500 Teilnehmern.