Bochum. Bochum feiert Helge Schneider. Das war nicht immer so. In Wattenscheid endete ein Konzert einst vorzeitig. Nun denkt er sogar an „Einbürgerung“.

„Ich wäre gern ein Bochumer“, sagt Helge Schneider und grinst: „Aber ich komm‘ nicht aus meinem Mietvertrag raus.“ Das Publikum zeigt sich gnädig: Auch als Mülheimer wurde die „singende Herrentorte“ am Donnerstagabend im Ruhrcongress gefeiert.

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Seit bald 40 Jahren ist Schneider ein einzigartiger Unterhalter: als Autor, als Regisseur, als Schauspieler, vor allem als Komiker und Musiker. Dabei war ihm stets zuwider, auf die Rolle der Lachnummer reduziert zu werden. Unvergessen ist sein vorzeitiger Abgang in den 90ern auf der Wattenscheider Freilichtbühne. „Erzähl‘ mal was Witziges!“, polterte ein Zuschauer mitten in ein filigranes Klaviersolo. Helge packte nach kaum mehr als 30 Minuten seine Sachen. Und ging.

Helge Schneider tritt in Bochum mit Schlips und Kragen auf

Derartige Missverständnisse erscheinen heute weit entfernt. Gekonnt bedient Schneider die Erwartungen seiner Fans an den „albernen“ Helge, erzählt absurde, mutmaßlich frei erfundene Episoden, lässt sich weiterhin von Teekoch Bodo bedienen und den ewigen Sergej Gleitman als Ausdruckstänzer glänzen.

Doch der schmucke Zweireiher mit Schlips und Kragen lässt auch äußerlich keinen Zweifel: Schneider will mehr denn je als Musiker wahr- und ernstgenommen werden.

Von Duke Ellington bis zum „Katzeklo“

Das gelingt ihm vor 2200 Besuchern perfekt. Seine einst üppiges Orchester ist auf eine dreiköpfige Kombo (Gitarre, Kontrabass, Schlagwerk) reduziert. Mit einem virtuos aufspielenden Helge Schneider unter anderem an Klavier, Trompete, Saxofon und E-Gitarre verzaubert das Quartett mit Jazz und Swing vom Allerfeinsten.

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Meisterwerke von Charlie Parker und Duke Ellington hier, Helge-Klassiker wie „Katzeklo“, „Telefonmann“ und „Wurstfachverkäuferin“ dort: Der Mix aus hoher Kunst und hanebüchenem Klamauk ist fein austariert. Schneider zelebriert seine hart erarbeitete Narrenfreiheit, quasi als Gesamtkunstwerk.

Mit der Knef im Aufzug: Der typische Helge-Irrsinn lebt fort

Typischer Helge-Irrsinn inklusive. Was es mit Hildegard Knef, einem Gebiss und einer Panflöte im Aufzug auf sich hat, soll er Ihnen gefälligst selbst erzählen. Am besten beim nächsten Gastspiel im Ruhrcongress. Vielleicht ist er bis dahin ja ein Bochumer.