Bochum. Mambo überlebte mehrere Tötungsversuche, inzwischen lebt der Hund glücklich in Bochum und hat einige besondere Gaben. Das ist seine Geschichte.

Das schwarze Fell um Mambos Schauze ist mittlerweile grau geworden. Kein Wunder: Er wird dieses Jahr 19 Jahre alt, für Hunde ein stolzes Alter. In der Tierklinik Ahlen sei er sogar der älteste Patient der behandelnden Tierärztin, bestätigt die Klinik auf WAZ-Nachfrage. Seine durchschnittliche Lebenserwartung hat er bereits hinter sich, werden Australian Kelpies im Schnitt zwischen zwölf bis 14 Jahre alt. Heute blickt er auf einen harten Lebensstart und eine einzigartige Geschichte zurück.

Seine ersten fünf Jahre in Polen zwischen Straße und Tötungen

Bevor Mambo zu Tatjana Krumnack kommt, hat er bereits eine lange, nicht ganz durchsichtige Reise hinter sich. Lediglich durch die Stempel in seinem Pass können seine ersten fünf Lebensjahre nachgezeichnet werden, die er in Polen verbracht hat: Mehrere Tötungsstationen und Tierheime hat er überlebt. Sein von Narben übersäter Rücken lässt darauf schließen, wie hart diese Jahre waren. „Vermutlich wurde er mit Metallfangnetzen eingefangen – eine verbreitete Technik in anderen Ländern, um Hunde auf eine Tötungsstation zu schicken“, erzählt Krumnack, die im Management im Hunde- und Pferdesport arbeitet.

Mambo blickt mit 18 Jahren auf ein bewegtes Leben zurück: In Polen überlebte er mehrere Tötungsstationen, später half er anderen misshandelten Hunden.
Mambo blickt mit 18 Jahren auf ein bewegtes Leben zurück: In Polen überlebte er mehrere Tötungsstationen, später half er anderen misshandelten Hunden. © privat | Tatjana Krumnack

Dann sei er aus einem Tierheim in Polen verschwunden und in Deutschland aufgetaucht. Verblüffend, denn er habe einen Pass bei sich gehabt, der seine vorherigen Stationen mit Stempel belegt. „Entweder handelt es sich also um einen bürokratieliebenden Hund, der seinen Pass stets mit sich trägt oder er wurde von Mitarbeitenden des Tierheims verkauft“, vermutet Krumnack.

Gib einem Kelpie eine Aufgabe oder er ist selbst eine.
Tatjana Krumnack, Halterin von Mambo

Kurz vor Weihnachten im Jahr 2010 habe Krumnack ihn dann auf einer Hundewiese kennengelernt – da war er fünf Jahre alt. Sie kam mit den Haltern ins Gespräch. Die Familie hatte ihn von einer Tierschutzorganisation in Castrop-Rauxel. Sie sagten ihr, sie können Mambo nicht behalten, er müsse morgen weg – das war am 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend. „Ich fand ihn direkt toll“, erzählt Krumnack. Er kam zu ihr und ist geblieben – bis heute: „Er ist ein Sechser im Lotto, ich habe wahnsinnig Glück gehabt mit dem Hund.“

Mambo ist ein Hund aus dem Tierschutz und mit fast 19 Jahren einer der ältesten Hunde Bochums.
Mambo ist ein Hund aus dem Tierschutz und mit fast 19 Jahren einer der ältesten Hunde Bochums. © privat | Tatjana Krumnack

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Ein Hund mit vielen Aufgaben: Model, Flächensuchhund und Angsthundmanager

Mambo sei ein Zeichen dafür, dass auch Hunde mit Vergangenheit viel leisten können. Seine Vorhalter seien mit ihm häufig überfordert gewesen – ein Abgabegrund: „Das sind eben keine kleinen Familienbegleithunde: Als Hütehund braucht er Aufgaben, man muss ihn gut beschäftigen. Gib einem Kelpie eine Aufgabe oder er ist selbst eine“, erzählt Krumnack, die schon mit sechs Jahren ihren ersten eigenen Hund hatte und mit 20 ihren ersten Hund aus dem Tierschutz, „Hunde, die niemand mehr wollte.“

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Die Liste seiner Aktivitäten sei lang: Als internationales Modell habe er in Imagefilmen mitgespielt; als Flächensuchhund, eine seiner zahlreichen Weiterbildungen, habe er mithilfe seiner feinen Nase rund zehn entlaufene, demente Menschen aus dem Seniorenheim wieder aufgespürt; als „Leistungssportler“ mehrere Agilityturniere gewonnen und als treuer Helfer im Pferdestall seines Frauchens die Fliegenmaske für die Pferde geholt oder den Stall aufgeräumt – alles kein Problem für Mambo.

Als „Leistungssportler“ gewann der Bochumer Hund Mambo mehrere Agilityturniere.
Als „Leistungssportler“ gewann der Bochumer Hund Mambo mehrere Agilityturniere. © privat | Tatjana Krumnack

Besonders im Umgang mit schwer misshandelten Hunden sei Mambo eine riesige Hilfe gewesen. „Sie klatschen natürlich nicht in die Pfoten und sagen: Danke, dass du mich aus der Hundehölle geholt hast, sondern haben Angst. Mambo ist dafür der beste Hundetrainer.“ Seinen Mut gebe er weiter: „Der hat sich entschieden, allem nochmal eine Chance zu geben, nach allem, was passiert ist.“ Er helfe anderen Hunden, sich zu entspannen: Wenn gerettete Hunde in Boxen ankommen, werden diese zunächst in ein Zimmer gestellt, die Tür geöffnet und dem Tier Raum zum Ankommen gegeben. Mambo lege sich dann in die Nähe der Box. Sein Verhalten habe ihnen Sicherheit gegeben. Darum nenne sie ihn auch „Angsthundmanager“.

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Mittlerweile ist Mambo in „Rente“. Das Alter verschont auch ihn nicht: Derzeit hat er einen Bandscheibenvorfall und zieht nur langsam seine Gassi-Runden. Es falle ihm schwer, dass er nicht mehr so in Gang ist, denn letztes Jahr sei er noch 15 Kilometer gelaufen: „Er hat die Wirbelsäule eines Sechsjährigen.“

„Howl Of A Dog“: Youtube-Kanal und Non-Profit-Organisation

Die Freundin Diana von Tatjana Krumnack betreibt den YouTube-Kanal „Howl Of A Dog“ mit 1.3 Millionen Followern. Auch Mambo ist auf einigen Videos zu sehen. In der gleichnamigen Non-Profit-Organisation vermittelt Diana in Rumänien verlassene, vernachlässigt, verletzte und misshandelte Hunde, die von der Straße oder von Tötungsstationen gerettet wurden – wenige kommen nach Deutschland. Nach einer Rettung bleiben die Hunde mindestens drei Monate in den Räumen der Organisation, um den weiteren Weg einschätzen zu können. Denn viele der Hunde brauchen neuen Lebensmut.