Bochum. Immer wieder gibt es Fahrradunfälle auf einer Straße in der Bochumer Innenstadt. Nun wird die Gefahrenstelle entschärft. Die Stadt erklärt, wie.
Jahrelang wurde über eine der gefährlichsten Problemstellen für Radfahrende in Bochum diskutiert. Damit ist jetzt Schluss. Ab Montag (11.) soll die Gefahrenstelle deutlich entschärft werden – durch eine neue Verkehrsführung mit einem Bogen.
Es geht um eine der meistbefahrenen Radpassagen der Stadt: die Hans-Böckler-Straße neben dem Rathaus. Ein Eingangstor für täglich Hunderte oder auch Tausende Pendlerinnen und Pendler auf zwei Rädern, die von Norden kommend in die City wollen. Dort entlang zu radeln, ist aber tückisch: Das Fahrrad trifft in spitzem Winkel auf die Straßenbahngleise. Wer unerfahren oder abgelenkt ist oder Nässe und Tempo unterschätzt, stürzt.
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Zuletzt war am 17. Februar dieses Jahres ein Bochumer (63) mit seinem Pedelec am helllichten Tag in die Schienen geraten. Mit schweren Verletzungen wurde er stationär ins Krankenhaus eingeliefert. Auch davor gab es mehrere gleichartige Unfälle. Im Jahr 2022 hatte die Polizei die Stelle sogar als Unfallhäufungspunkt eingestuft.
Das Tiefbauamt hat jetzt eine Firma beauftragt, die eine neue Radverkehrsführung anlegt. Diese wird die Radfahrerinnen und Radfahrer in einem viel stumpferen und damit ungefährlicheren Winkel auf die Gleise zusteuern lassen. „Es geht darum, den Radfahrern ein gutes und sicheres Angebot zu machen auf dieser von ihnen stark genutzten Straße“, sagt Uwe Herker vom Tiefbauamt. Die Innenstadt soll leichter und komfortabler erreichbar werden.
Neuer Radstreifen in Bochum macht einen großen Bogen
In Fahrtrichtung Norden (stadtauswärts) besteht auf der Hans-Böckler-Straße bereits ein rot eingefärber Radstreifen ohne Gleiskontakt, deshalb muss jetzt nur in südlicher Richtung ein neuer angelegt werden. Bisher fuhren die Radfahrer auf der Fahrbahn, künftig aber wird ihre Fahrspur um rund zwei Meter nach rechts verlegt, auf einen Teil des sehr breiten Gehweges. Der neue Radstreifen wird mit weißen Noppenplatten vom verbleibenden Gehwegbereich abgetrennt, so dass Radfahrer durch eine sanfte Vibration merken, wenn sie zu weit nach rechts abkommen sollten.
Der Untergrund wird wie auf der Gegenseite rot eingefärbt. Das Wichtigste aber ist: Kurz vor der Überquerung der Gleise macht der Radstreifen einen kräftigen Bogen nach rechts und dann sofort wieder nach links, so dass die Fahrräder in einem viel stumpferen Winkel als bisher auf die Gleise treffen. Geschätzt beträgt der Winkel 50 bis 60 Grad.
Am 20. März soll die Baustelle am Bochumer Rathaus fertig sein
Genau so einen Rechts-Links-Schlenker haben viele Radfahrer bisher im Kleinen gemacht, um unbeschadet die Gleise zu queren: mit einer ruckartigen Zack-Zack-Bewegung.
Bis zum 20. März soll die neue Verkehrsführung fertig eingerichtet sein, so das Tiefbauamt.
Stadt kippte Plan mit „Velo-Gleis“
Erst im Jahr 2022 hatte die Stadt an der Hans-Böckler-Straße ein „Velo-Gleis“ geplant. Dabei wird eine massive Gummilippe in die Gleisspalte gelegt. Die Straßenbahn drückt das Gummi durch das Eigengewicht nach unten, so dass die Fahrt problemlos möglich ist. Hinter der Bahn wölbt sich das Gummi selbstständig wieder hoch, so dass Fahrräder auf fast ebener Fläche die Gleise passieren können.
Diese Technik war der Stadt dann aber mit mehr als 350.000 Euro zu teuer und nicht haltbar genug, sodass sie im März 2023 von dem Plan wieder abrückte. Seitdem war an der Gefahrenstelle nichts passiert.
Die Kosten des neuen Radstreifens sollen rund 90.000 Euro betragen.
Die Maßnahme war aus Sicht von Fahrradverbänden absolut überfällig. Das Bündnis „Radwende Bochum“ erklärt: „Zukünftig erwartet Radwende ein Umdenken in der Verwaltung. Bisher werden gefährliche Stellen erst identifiziert, wenn Menschen schwer verletzt wurden. Diese zynisch anmutende Logik muss ein Ende haben. Was gefährlich im Straßenverkehr ist, kann die Verkehrswissenschaft recht genau sagen; enge Radwege, fehlende Sicherheitsstreifen, chaotische wechselnde Verkehrsführung, unsichere Kreuzungen ohne Radinfrastruktur.“
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Auch der ADFC Bochum meint, dass alles viel schneller hätte passieren müssen. Man käme „nicht umhin festzustellen, dass das viel zu lange gedauert hat“, so Vorsitzende Gerlinde Ginzel. Der ADFC werde die Situation weiter beobachten und insbesondere festhalten, ob in der Praxis wirklich keine Gefahren mehr bestünden. „Die Beseitigung von Sicherheitsmängeln verlangt eine deutlich entschiedenere Herangehensweise, auch temporäre Sofortmaßnahmen, wie sie an Baustellen möglich sind, müssen dann die erkannten Gefahrenstellen zeitnah entschärfen“.