Bochum. Für 40 Millionen Euro erhält das Bergbaumuseum Bochum ein Forschungsgebäude. Rund ums Baufeld hat es früher Tagesbrüche gegeben. Eine Gefahr?
Bergbaugeschichte zum Anfassen gibt es schon lange in Bochum. Nun wird der Hotspot dafür, das Deutsche Bergbaumuseum, um ein Forschungsgebäude am nahegelegenen Westpark erweitert. Bis Mitte 2026 wird an der Gahlenschen Straße im Stadtteil Hamme für etwa 40 Millionen Euro ein Depot- und Forschungsgebäude entstehen.
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Doch ausgerechnet rund um das Baufeld haben in der Vergangenheit Tagesbrüche große Schäden angerichtet. Eine Gefahr für den Neubau? Es wäre geradezu ein Treppenwitz der Geschichte, wenn ein Neubau des Bergbaumuseums mit den Folgen des Bergbaus zu kämpfen hätte.
Bochumer erinnert sich an Tagesbruch, in dem ein Bus eingesackt ist
Kurt Mittag kann sich noch gut erinnern. Er hat in den 1950er und 60er Jahren an der Gahlenschen Straße direkt gegenüber dem Grundstück gewohnt, auf dem das Forschungsgebäude gebaut wird. „In der Zeit hat es mehrfach dort Tagesbrüche gegeben“, sagt der Bochumer. Nach der Berichterstattung dieser Redaktion über den anstehenden Baubeginn macht er sich Sorgen über die Standfestigkeit des etwa 8000 Quadratmeter großen Geländes an der Westflanke des Westparks.
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„Ich kann mich erinnern, dass einmal ein Bus der Bogestra-Linie 60, der heutige 360er, in einem Tagesbruch in der Nähe der Einmündung der Gahlenschen Straße in die Wattenscheider Straße etwa zwei Meter tief eingebrochen und stecken geblieben ist“, so Mittag. „Ein anderes Mal ist ein mit Hochofenschlacke beladener Lkw auch in einem Tagesbruch auf der Gahlenschen Straße eingebrochen. Und auf dem Hofgelände zwischen den Häusern an der Gahlenschen Straße und der Frankenstraße hat es nach meiner Erinnerung wiederholt kleinere Löcher und Bodenabsenkungen gegeben, die dann mit Erde verfüllt wurden.“
Bodengutachter verweist auf oberflächennahen Bergbau
Tatsächlich ist die Sorge, dass es auch heute noch Hohlräume unter dem betreffenden Gelände gibt, nicht unbegründet. In dem vom Bergbaumuseum beauftragten Baugrund- und Gründungsgutachten heißt es, es müsse wegen der im „relativ oberflächennah ausstreichenden Flöze Plaßhofsbank und Girondelle5 prinzipiell von vorhandenem oberflächennahem Altbergbau ausgegangen werden“. Im weiteren Umfeld seien „verlassene Tagesöffnungen und bergbaubedingte Tagesbrüche dokumentiert“. Daher werde empfohlen, „sofern noch nicht geschehen –, eine Recherche und Einschätzung bezüglich der altbergbaulichen Gefährdungssituation durch einen entsprechenden Sachverständigen in Altbergbaufragen vornehmen zu lassen“.
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Auch das Bergbaumuseum weiß von den Vorfällen vor einigen Jahrzehnten. „Die Schilderungen von Herrn Mittag sind richtig und zutreffend, dass es die beschriebenen Sachverhalte in den geschilderten Zeiträumen im Umfeld der Gahlenschen Straße gab“, so Museumssprecher Sebastian Pewny. Sein Haus habe sich bei der Abteilung Bergbau und Energie der in diesen Fragen zuständigen Bezirksregierung Arnsberg rückversichert.
Bergbaumuseum hat mögliche Gefahr bei der Bezirksregierung abgeklopft
Nach deren Auskunft „ist auf Basis der dort vorliegenden Unterlagen im Bereich des hier zu bebauenden Grundstücks kein noch heute einwirkungsrelevanter Bergbau dokumentiert“, so Pewny. Die Einwirkungen des im betreffenden Bereich des bis in die 50er Jahre „senkungsauslösenden Bergbaus“ seien abgeklungen. Der Sprecher: „Entsprechend ist mit bergbaulichen Einwirkungen auf die Tagesoberfläche nicht mehr zu rechnen. Die Probebohrungen haben ebenfalls keine Hinweise auf oberflächennahe Hohlräume gegeben.“
Bebaut wird die Westflanke des Westparks schon seit geraumer Zeit. Erst hat die Stadt dort ein Regenrückhaltebecken errichtet. Außerdem entsteht dort gerade der sogenannte Trium-Büropark, den der hessische Investor CFI Konzepte beauftragt hat. Das Depot- und Forschungsgebäude des Bergbaumuseums entsteht genau dazwischen.