Bochum. 250 Wohnungen, Gewerbefläche und eine Kita sollten in bevorzugten Wohnlage in Bochum entstehen. Daraus wird nun nichts. Das sind die Gründe.

Die Pläne klangen verheißungsvoll: „Park-Viertel“ sollte das neue Wohnviertel in Bochum-Wiemelhausen heißen. Auf dem früheren Firmengelände des Getriebeherstellers Jahnel Kestermann an der Ecke Waldring/Hunscheidtstraße waren 250 neue Wohnungen, Fläche für Gewerbe und auch eine Kita geplant. Doch jetzt ist dieses Vorhaben geplatzt.

Investor springt ab: Aus für neues Wohnviertel in Bochum

Die Bochumer Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) und der Projektentwickler BPD gaben am Freitagmittag bekannt, dass das geplante Projekt „Park-Viertel“ Hunscheidtstraße nicht realisiert wird. Dies sei das Ergebnis intensiver Beratungen und sorgfältiger Abwägungen aller Beteiligten. In einem gemeinsamen Statement erklären der Projektleiter Dirk Brockmeyer von BPD und Rouven Beeck von der WEG: „Wir sind nach umfangreichen Planungsgesprächen und eingehender Prüfung aller relevanten Aspekte gemeinsam zu der Überzeugung gelangt, dass das B-Plan-Vorhaben nicht wie geplant umgesetzt werden kann.“

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Im Juli 2016 hatte die Bochum Wirtschaftsentwicklung das Grundstück von der Firma Jahnel-Kestermann erworben, um es neu zu entwickeln und anschließend zu vermarkten. Seitdem wurden die Produktions- und Bürogebäude des traditionsreichen Maschinenbauers abgerissen und das Gelände zur Weiternutzung aufbereitet. Auf dem knapp 18.000 Quadratmeter großen Grundstück sollte das sogenannte „Park-Viertel“ mit einem Mix aus Wohnen, Arbeiten und Natur entstehen. BPD hatte im Juni 2020 den städtebaulichen Wettbewerb für sich entschieden.

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Ein gewichtiger Grund für das Aus sei unter anderem die Dauer des Prozesses. „Die Aufstellung eines Bebauungsplans ist ein komplexer Prozess“, erläutern Dirk Brockmeyer und Rouven Beeck in ihrem gemeinsamen Statement weiter. „Externe Faktoren haben die Markt- und Arbeitsbedingungen verändert, was sich wiederum auch auf die Bearbeitungszeit ausgewirkt hat: Dazu zählen unter anderem die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die geopolitischen Verwerfungen sowie ein dadurch verändertes wirtschaftliches Umfeld. Dies war für keinen der beteiligten Akteure im Projekt absehbar.“

Neues Wohnviertel in Bochum: Bebauungsplan noch immer nicht beschlossen

Dirk Brockmeyer betont auf WAZ-Anfrage, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. „Das Ganze ist sehr komplex.“ Es gebe nicht „den einen Grund“, weshalb sich BPD von dem Projekt nun verabschiede. „Wir haben einfach nicht mehr dieselben Voraussetzungen wie zu Beginn.“ Mit dem Bebauungsplan allein habe das nichts zu tun. Allerdings tritt das Verfahren auf der Stelle. Nach dem Aufstellungsbeschluss 2017 und der Öffentlichkeitsbeteiligung war zuletzt 2019 die Erweiterung des Plangebietes bekannt gegeben worden. Bis zu einer konkreten Planung, die der Politik zur finalen Abstimmung verlegt wird, kam es bisher nicht.

In diese Planung habe man bei BPD „sehr viel Zeit und Geld investiert“, sagt Dirk Brockmeyer. „Von daher trennen wir uns nicht so leicht von einem Projekt.“ Doch irgendwann müsse man eine Entscheidung treffen. Und dies sei nun geschehen.

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Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) zeigt sich von der Nachricht überrascht. „Davon habe ich gar nichts mitbekommen.“ Er bedauert diese Entwicklung sehr. „Jede nicht gebaute Wohnung ist nicht gut für Bochum.“ Ganz verstehen kann er die Entscheidung nicht: „Das ist eine sehr interessante Lage, mit dem Bergmannsheil, Schulen und Kitas in der Nähe. Die hätte man sicher hochpreisig verkaufen können.“

Investor springt ab: Bochumer Wirtschaftsentwickler halten dennoch an Ziel fest

Er sei am Donnerstag noch an dem Baufeld vorbeigefahren, so Breitkopf. „Da herrschte reger Verkehr und wurde viel Erde verladen.“ Arbeiten, die die WEG derzeit durchführen lässt. Denn die Aufbereitung des Geländes Hunscheidtstraße soll weiter fortgesetzt werden, um es für zukünftige Projekte vorzubereiten. „Es bleibt unser Ziel, dass hier ein modernes Quartier entsteht, das sich harmonisch in das bestehende Umfeld einfügt und den zukünftigen Bedürfnissen entspricht“, versichert Rouven Beeck. „Mit der Baureifmachung sind wir auf der Zielgeraden und gehen dann in die erneute Vermarktung.“

Bauherr: Ostpark-Projekte nicht in Gefahr

Die Bouwfonds Immobilienentwicklung (BPD), nach eigenen Angaben einer der größten Projekt- und Gebietsentwickler in Europa, hat sich auch vier Grundstücke entlang der schon gebauten Promenade im Ostpark-Quartier Feldmark gesichert. Ostparkallee heißt die Adresse, an der von BPD insgesamt vier Stadtvillen mit Eigentumswohnungen gebaut werden sollen.

Diese Bauprojekte seien nicht in Gefahr, sagt Projektleiter Dirk Brockmeyer auf WAZ-Anfrage. Hier seien die Voraussetzungen ganz andere: „Hier sind wir einen Schritt weiter. Wir haben die Grundstücke mit einem fertigen Bebauungsplan erworben, haben Baurecht und ja auch schon notariell beglaubigte Kaufverträge.“ Von daher gehe dort alles wie geplant weiter.