Bochum. Meisterstücke der Architektur gibt es auch in Bochum. Drei innovative Gebäude haben jetzt einen Preis gewonnen. Welche das sind, mag überraschen.
Über Architektur lässt sich bekanntlich trefflich streiten: Während die einen den schicken Neubau als innovativ und glänzend geplant loben, gibt es immer auch andere, die das gleiche Gebäude als komplette Fehlkonstruktion geißeln. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Immerhin gibt es jetzt drei Bauprojekte in Bochum, die für ihre außergewöhnliche Architektur mit einem Preis ausgezeichnet wurden: Der Bund Deutscher Architekten (BDA) Bochum vergibt ihn alle drei Jahren für besonders kreative Gestaltung. So mancher dürfte jetzt überrascht sein, welche Gebäude im Stadtbild die Fachjury für preiswürdig erachtete.
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Trauerhalle Jüdische Gemeinde
Ein Ort, der in sich ruht: So wird die im Jahr 2020 errichtete Trauerhalle der Jüdischen Gemeinde Bochum am Hauptfriedhof (Feldmark 105) in Altenbochum gern beschrieben. „Sie fügt sich als Solitär wie ein kleines Schmuckstück in den Landschaftsraum des Friedhofs ein“, sagt Juror Prof. Erhard An-He Kinzelbach von der Hochschule Bochum. In der Tat ist dieses Gebäude (direkt neben dem neu errichteten Fritz-Bauer-Forum) den teils recht dröge wirkenden Trauerhallen auf anderen Friedhöfen weit voraus.
„Meine Idee war, dass dies für alle Trauernden ein besinnlicher und schöner Ort wird“, erklärt der Kölner Architekt Peter Schmitz. Am Ende des Friedhofs gelegen, solle sich hier jeder Besucher willkommen fühlen. „Mit einfachen Mitteln und einer gezielten Materialwahl wie Eichenholz und Metall haben wir versucht, eine friedliche Stimmung zu erzeugen und dem ganzen Gebäude etwas Dauerhaftes zu geben.“ Von Schmitz stammt auch die neue Synagoge neben dem Planetarium.
+++ Folgen Sie der WAZ Bochum auf Facebook! +++
Umbau Kofabrik
„Wo ist hier die Architektur“, fragt Jurymitglied Björn Schreiter und gibt die Antwort gleich selbst: „Sie ist schon immer dagewesen.“ Das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude der ehemaligen Eisenhütte an der Stühmeyerstraße fristete lange ein eher tristes Dasein – und ist erst vor wenigen Jahren als Ort für Kreativität und ein nachbarschaftliches Miteinander unter dem Namen Kofabrik am Imbuschplatz neu entdeckt worden. Das Pionierhaus, die Quartiershalle, das Café und die Büroflächen besitzen seit dem findigen Umbau einen ganz eigenen Charme.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- Säureangriff in Bochum: „Hätt‘ jeder von uns sein können“
- Bombendrohung in Bochumer Sparkasse: Angeklagter verurteilt
- „Wir zahlen nicht!“: Streit um Zäune bei Bochum Total
- Bochum Total 2024: Was man vor dem Start wissen muss
Mit einigem Stolz schauen Simon Rogasch und Wojciech Trompeta von Böll Architekten aus Essen auf die neue Kofabrik: „Die Fassade ist erhalten geblieben, auch innen haben wir nur das nötigste verändert“, sagt Trompeta. „So entstanden Räume mit unterschiedlichen Atmosphären und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten wie etwa das Café“, ergänzt Simon Rogasch. Nach dem Abbruch eines defekten Dachs wurden neue Büroflächen geschaffen, das Gebäude wurde also gewissermaßen aufgestockt. „Das liebevolle Ergebnis hat sich die Anerkennung der Jury verdient“, lobt Schreiter.
Cosinex
Der Softwareentwickler Cosinex hat im letzten Jahr ein futuristisch wirkendes Bürogebäude auf dem Gelände des Gesundheitscampus bezogen, das die Jury begeistert. Entworfen wurde es von dem Hamburger Architekturbüro Nentwig-Notbohm. Aus dem üblichen Baugeschehen rage diese Planung weit heraus, lobt die Jury. So besitzt der gesamte Komplex die Form eines X: „Vor allem die ausgeprägte Eingangssituation reagiert mit den vorgelagerten Räumen der Terrassen in wohltuender Weise auf die Umgebung“, sagt Jurymitglied Prof. Christian Schlüter von der Hochschule Bochum. Auch in Sachen Nachhaltigkeit sei das Gebäude dank seiner „hohen Flächeneffizienz“ vorbildlich.
Preisverleihung im Kunstmuseum
Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Bochum vergibt seinen Architekturpreis alle drei Jahre. Gesucht werden Bauwerke mit Vorbildcharakter, die seit 2020 in den Städten Bochum, Hattingen, Herne oder Witten fertiggestellt wurden.
Für die Preisverleihung im Kunstmuseum wählte die Jury aus 21 Vorschlägen vier Siegerprojekte aus. „Die sehr unterschiedlichen, durchweg hochwertigen Projekte machten die Auswahl nicht leicht“, betont der Vorsitzende Markus Wüllner. Ausgezeichnet wurde auch ein Wohnhaus an der Bahnhofstraße 111 in Herne. Der Architekturpreis ist nicht dotiert