Bochum. Eine offene Stadtbücherei, sieben Tage die Woche von morgens bis abends – das gibt‘s jetzt neu in Bochum. Wo die „Open Library“ getestet wird.

Die Neugier zur Eröffnung war groß: Bezirksbürgermeister Marc Gräf schaute in der Stadtbücherei Linden vorbei, ebenso die benachbarte Polizei. Der Grund: Meheddiz Gürle, Leiter der Stadtbücherei Bochum und das Team vor Ort stellten dort ein neues Konzept vor. Die Zweigstelle in Linden ist ab sofort Bochums erste „Open Library“.

„Open Library“: Idee kommt aus Skandinavien

Das Konzept: Die Büchereiräume sollen auch außerhalb der gewohnten Öffnungszeiten nutzbar seien – also auch dann, wenn keine Mitarbeiter mehr anwesend sind. Die Idee komme ursprünglich aus Skandinavien, erklärt Gürle. Die Menschen im Viertel hätten so die Gelegenheit, auch zu Randzeiten in der Bibliothek zu stöbern oder zu lesen, ohne dass dafür weiteres Personal benötigt werde.

Die Bücherei eignet sich nicht nur für Leseratten. Besucher dürfen in den städtischen Räumen auch Hausaufgaben machen, Brettspiele spielen oder sich mit Freunden treffen. „Der Ort soll von der Stadt für die Stadt sein“, sagt Büchereileiter Gürle.

Der Ort soll von der Stadt für die Stadt sein
Meheddiz Gürle, Leiter der Stadtbücherei Bochum

Wie das Lesen außerhalb der Öffnungszeiten funktioniert

Zwischen 8 und 22 Uhr haben Besucher der Lindener Stadtbücherei nun Zugang zu der Büchersammlung. An der Eingangstür befindet sich ein Terminal, das mit einem Scanner versehen ist: An diesem wird der Büchereiausweis eingelesen. Während der „Open Library“-Zeiten öffnet sich dann automatisch die Tür.

Um sicherzustellen, dass niemand länger als geplant bleibt, hat die Bücherei einen Wachdienst engagiert. Kurz vor 22 Uhr geht ein Mitarbeiter durch die Räume und überprüft, ob ein Besucher die Zeit vergessen hat.

Am Freitag, 2. Februar, eröffnete die erste „Open Library“ in Bochum Linden.
Am Freitag, 2. Februar, eröffnete die erste „Open Library“ in Bochum Linden. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Offene Bücherei in Bochum: So soll Diebstahl verhindert werden

Um Diebstahl zu verhindern, seien die Bücher schon vor Eröffnung der „Open Library“ getaggt, also mit einer Art Chip versehen gewesen, so der Leiter der Stadtbücherei Bochum. Sobald ein Buch, das nicht gescannt wurde, die Bibliothek verlasse, gehe ein Alarm an – vergleichbar mit Warnsignalen an Ausgängen von Geschäften. Zusätzlich werden in den Randzeiten Kameras und Lautsprecher aktiviert, erklärt Gürle.

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Nach dem Ende der regulären Öffnungszeit ertönt eine Ansage durch die Lautsprecher, die über die Einschaltung der Kameras informiert. Das Material sei aber nicht einfach einsehbar, sondern werde nur in besonderen Fällen unter dem „Vier Augen“-Prinzip begutachtet, so Meheddiz Gürle.

Linden ist die erste „Open Library“ in Bochum

Für Bochumer gilt die Eröffnung des neuen Büchereisystems als Premiere. Das Konzept sei zwar schon in anderen Städten etabliert, werde dort aber nur vereinzelt genutzt. Bochums Ziel sei es aber, die „Open Library“ flächendeckend anzubieten, sagt der Verantwortliche. Jede Zweigstelle der Stadtbücherei solle mittelfristig mit dem System ausgestattet werden.

Silke Forster, Leiterin der Lindener Zweigstelle, am Tag der Eröffnung mit zwei ihrer Mitarbeiterinnen.
Silke Forster, Leiterin der Lindener Zweigstelle, am Tag der Eröffnung mit zwei ihrer Mitarbeiterinnen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

In Planung stehe schon die Wattenscheider Filiale. Der Antrag dafür sei auch schon bewilligt, freut sich der Büchereileiter. Finanziert wird der Ausbau der Räume durch die Stadt Bochum. Bei der nächsten „Open Library“ solle alles schneller gehen, denn das Konzept, an dem rund 50 Leute gefeilt haben, liege nun ja bereits vor.

Die Lindener Bücherei macht den Anfang und ist zudem auch eine Art Testlauf. „Wir haben die Erfahrungsberichte von anderen Städten in die Planung integriert und können sie nach unseren Bedürfnissen anpassen“, sagt Gürle.

Langer Vorlauf

Schon seit 2019 habe die Idee in der Schublade gelegen, berichtet Meheddiz Gürle, doch Corona habe dem Bibliotheksteam einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im vergangenen Jahr sei es endlich so weit gewesen, dass die Beteiligten die Planung wieder aufnehmen konnten. Umso mehr freut sich der Leiter der Stadtbücherei über den jetzigen Start.

Auch die Leiterin der Zweigstelle in Linden, Silke Forster, und ihr Team freuen sich über die Eröffnung. Sie selbst sei sehr zuversichtlich und stehe dem Projekt positiv gegenüber, sagt sie. Forster und Kollegen sind weiterhin zu den gewohnten Zeiten vor Ort anzutreffen: montags, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr .