Bochum. HomeMeal bietet Hobbyköchen die Möglichkeit, zuhause zubereitetes Essen an Kunden zu verkaufen. Wie es funktioniert und was man mitbringen muss.

Als Martin Schmidt seine Idee Behörden und Ämtern vorgestellt hat, hat er ziemlich häufig erst einmal eins gehört: „Geht nicht“. Schmidt hätte an dieser Stelle aufgeben können, doch er hatte ein Bauchgefühl: Es würde doch noch klappen.

Angefangen hat alles im Frühjahr 2020. Damals hatte die Corona-Pandemie das Land fest im Griff, an einen normalen Restaurantbesuch war nicht zu denken. Ausgangssperren und Kontaktbegrenzungen hielten die Gastronomie in Schach. Schmidt, gelernter Elektrotechnikingenieur in Berlin, hatte viel Freunde in der Gastronomie und erlebte mit, wie sie im Lockdown nicht mehr arbeiten konnten.

Monate bis zum Hygienekonzept

„Weil ich selbst nicht in der Gastronomie tätig war, konnte ich die sehr naive Frage stellen: Ist es irgendwie möglich, ein Homeoffice für die Gastronomie zu machen?“, sagt Schmidt. Die Idee: Gastronomen kochen von Zuhause aus weiter und beliefern ihre Kundinnen und Kunden mit Essen. „Doch die offiziellen Stellen haben es komplett abgelehnt“, blickt Schmidt zurück.

Hunderte Gespräche später – darunter mit dem Senat, privaten Sachverständigen und Ämtern – stand schließlich ein Hygienekonzept. Inzwischen hatte sich die Idee weiterentwickelt: Nicht nur professionelle Köchinnen und Köche sollten die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbeiten, sondern Schmidt wollte Hobbyköchen die Möglichkeit geben, ebenfalls Kundinnen und Kunden aus den eigenen vier Wänden heraus zu bekochen.

Vorschriften für die Heimküche

„HomeMeal“ heißt die Plattform, die dafür inzwischen entstanden ist. Schmidt erklärt, was die Voraussetzungen zum Mitmachen sind: „Man muss zunächst beim Gesundheitsamt eine Schulung über Personalhygiene machen. Das kostet 20 bis 25 Euro.“ Außerdem müsse man sich sachkundig zur Lebensmittelhygieneverordnung machen. Einen solchen Kurs bietet die IHK kostenpflichtig an, er kann aber auch kostenfrei bei „HomeMeal“ absolviert werden.

„Man lernt zum Beispiel, dass man Protokolle über die Kühlschranktemperatur schreiben muss und Label anbringen muss, wenn man Zutaten öffnet“, sagt Schmidt. Ebenso werde gelehrt, dass Quittungen vom Kauf der Zutaten aufbewahrt werden müssen. „Zum Hygienekonzept gehört auch, dass private und gewerbliche Lebensmittel strikt voneinander getrennt werden müssen“, erklärt der Unternehmer.

Zweiter Kühlschrank ist Pflicht

Hobbyköche können also nicht sofort starten und ihr Gekochtes verkaufen, sondern benötigen einen zweiten Kühlschrank und separate Küchenutensilien. Eine Gewerbeanmeldung muss ebenfalls vorgenommen werden – so sind auch unangemeldete Kontrollen durch die Lebensmittelaufsicht möglich.

Heute zählt HomeMeal etwa 50 aktive Köche, laufend kommen neue dazu. „Dazu gehören auch viele Frauen, die durch die Tätigkeit eine Art Anerkennung erfahren und ihre Leidenschaft teilen“, sagt Schmidt.

100 verschiedene Gerichte

Eine davon ist Geeta Khatri, die Essen aus dem Norden von Indien kocht. Besonders beliebt: Ihr Chicken Tikka Masala. Die junge Mutter (34) kam nach Berlin, als ihrem Ehemann eine Top-Position bei Zalando in Berlin angeboten wurde – und machte sich selbst auf die Suche nach einem Job. „Bei HomeMeal kann ich meine Kochkünste unter Beweis stellen, Geld verdienen und gleichzeitig meinen Sohn gut betreuen“, sagt sie.

Bei HomeMeal können Kunden vor allem exotische Gerichte ausprobieren, die Kenner der Küche hausgemacht haben.
Bei HomeMeal können Kunden vor allem exotische Gerichte ausprobieren, die Kenner der Küche hausgemacht haben. © FUNKE Foto Services | HomeMeal GmbH

Etwa 100 Gerichte werden auf der Plattform angeboten, von gebratenen Nudeln mit Rindfleisch und Paprikahuhn mit Reis bis Polenta-Eintopf und türkischer Mantisuppe. Die Küche reicht von thailändisch über türkisch bis indisch und afrikanisch.

Was bei Köchen hängenbleibt

„Es ist das, was die Köche sonst für Familie und Freunde machen, also ganz authentisch“, verspricht Schmidt. Wer indisches Essen bestelle, bekomme es so, wie es wirklich vor Ort gekocht würde – und nicht, wie es in Restaurants modifiziert wurde.

Kunden können eine Box mit mindestens sechs Gerichten vorbestellen, auch von verschiedenen Köchen. Im Anschluss kaufen die Köche frisch ein, kochen, das Essen wird runtergekühlt und abgeholt. „Home Meal sucht laufend Köche – auch in Bochum“, sagt Schmidt. Vor allem die deutsche Küche sei noch unterbesetzt. „Unsere Köche kochen derzeit an vier Tagen vormittags – in Zukunft kann man aber entscheiden, wie viele Tage man mitmachen möchte“, sagt Schmidt. 6,50 Euro gibt es pro Mahlzeit, 10 Euro kostet sie für den Kunden.

Bei HomeMeal bewerben

Die Webseite von HomeMeal lautet www.homemeal.de. Wer Koch werden möchte, kann sich dort bewerben.

Die Gerichte sind im Kühlschrank vier bis sieben Tage haltbar. Sie können in der Mikrowelle oder Pfanne erwärmt werden. Eine Portion entspricht etwa 450 bis 500 Gramm. Bestellungen können bei WhatsApp unter 015733815227 oder unter info@homemeal.de aufgegeben werden.