Bochum. Er wollte Bahn-Kabel stehlen, wurde erwischt. Jetzt fiel das Urteil gegen den Bochumer (37). Warum er womöglich dennoch nicht ins Gefängnis muss.
Zu Anfang des Prozesses hatte der 37-jährige noch abgestritten, Kupferkabel der Deutschen Bahn in Bochum mit einer Axt zerhackt zu haben, um sie zu stehlen und das Metall zu verkaufen. Am zweiten Sitzungstag räumte er dann doch alles ein. Damals wurden der Stellwerkbetrieb und die Signale derart gestört, dass 70 Züge komplett ausfielen und 92 Züge umgeleitet werden mussten. „Das sind Zahlen, die sonst nur Herr Weselsky schafft“, sagte Verteidiger Christoph Pindur. Er meinte den Chef der Lokführergewerkschaft GdL.
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Der arbeitslose und drogenkranke Angeklagte hat 18 Vorstrafen, viele davon ebenfalls wegen Diebstählen, aber auch wegen Brandstiftung (drei Jahre Haft). Die Staatsanwältin beantragte, die von ihr geforderten sechs Monate Haft trotzdem noch einmal zur Bewährung auszusetzen. Das machte das Schöffengericht unter Leitung von Richterin Barbara Gerling aber nicht mit. Es verhängte sieben Monate Haft – ohne Bewährung. Darin eingerechnet ist ein früheres, kleines Drogendelikt. Zudem wurde der Angeklagte wegen drei Diebstählen von Schnaps und Lebensmitteln bei Trinkgut, Lidl und Rewe zu 900 Euro Geldstrafe (90 Tagessätze) verurteilt.
Bundespolizei stellte den Täter auf dem Bochumer Bahndamm
Im Vordergrund stand natürlich die Tat auf dem Bahndamm im Bereich der Alten Hattinger Straße/Viktoriaststraße nahe Bermudadreieck. Am Nachmittag des 12. Mai 2022 war der 37-Jährige dort von der Bundespolizei erwischt worden, kurz nachdem er sich an den in einer Betonverkleidung verlegten Bahn-Kabeln zu schaffen gemacht hatte. Mit einer Axt zerkleinerte er sie, um sie besser abtransportieren zu können. Zudem hatte er drei Cuttermesser dabei. Zum Abtransport kam es aber nicht, weil die Beamten ihn festnahmen.
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Am ersten Prozesstag vor einer Woche hatte er noch erklärt, dass er die Kabel nicht zerstört habe. Auf den Gleisen habe er sich nur ungestört einen Schuss Drogen setzen wollte. Das war aber gelogen.
Ungeklärt blieb im Prozess aber, ob der massenhafte Ausfall der Züge durch die Axthiebe des Angeklagten verursacht wurde. Die kurz darauf eingetretene Stellwerkstörung wurde möglicherweise auch durch andere, unbekannte Kabeldiebe, die am selben Tag dort ebenfalls ihr Unwesen getrieben haben könnten, ausgelöst, wie es im Prozess hieß. „Wir haben viele Probleme mit Kabeldiebstahl in Bochum“, sagte ein Bahn-Techniker (39) im Zeugenstand. Den Bahndamm an der Hattinger Straße habe man jetzt eingezäunt, seit einiger Zeit würde aber an der anderen Seite der Gleise, an der Rotunde, gestohlen.
Eine Drogentherapie könnte den Täter vor dem Gefängnis bewahren
Der Angeklagte bekommt zurzeit das Medikament Polamidon, das den
Drogenentzug
erleichtern soll. Eine Therapie macht er aber nicht. Sollte er zeitnah doch eine beginnen und sie erfolgreich durchziehen, könnte er um eine Vollstreckung der Haftstrafe herumkommen.