Bochum. So viel geregnet wie im Dezember hat es lange nicht. Fast war es zu viel. Bochum stellt sich immer besser darauf ein. Was auch Bürger tun können.

Regen. Nichts als Regen. Mit durchschnittlich 175,4 Litern Regenwasser pro Quadratmeter war der Dezember 2023 der nasseste Monat in Bochum seit Juli 2014 (183,7 l/m2).

Bochum setzt auf das Prinzip Schwammstadt

Die Ruhr ist bei Dahlhausen und Stiepel mal wieder über die Ufer getreten, die Böden waren durchtränkt. Die Meteorologen sagen, wir müssen uns auf häufigere Extremwetterereignisse wie diese einstellen. Aber wie? Was kann die Stadt Bochum tun und wie können sich Bochumerinnen und Bochumer wappnen?

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Die Verwaltung setzt auf das Prinzip Schwammstadt. Dabei geht es darum, Flächen zu schaffen, die große Mengen Wasser aufnehmen und zeitverzögert wieder abgeben. Regenwasser wird dabei nicht über die mitunter überlastete Kanalisation transportiert, sondern aufgefangen. Es reichert letztlich das Grundwasser an.

Städte sollten systematisch eine Schwammfunktion haben, also in Parks oder auf Spielplätzen das Wasser aufnehmen und später langsam wieder abgeben.
Prof. Christian Albert

Aus Sicht von Experten ist das genau der richtige Weg: Wir müssen „den Wasserrückhalt in der Fläche stärken - also Schwammstädte und -Landschaften entwickeln“, sagt Prof. Christian Albert von der Ruhr-Universität Bochum. „Städte sollten systematisch eine Schwammfunktion haben, also in Parks oder auf Spielplätzen das Wasser aufnehmen und später langsam wieder abgeben.“

Dauerregen: Kaum Einsätze der Feuerwehr

Das hilft, damit die Böden in Zeiten lang anhaltender Trockenheit möglichst lange noch über gespeichertes Wasser verfügen und bei starken Regenfällen die Kanalisation entlastet wird. So viel Wasser im Dezember auch gefallen sein mag: Abseits der Ruhr-Überschwemmungen musste die Feuerwehr im gesamten Stadtgebiet zu fast keinem anderen Regeneinsatz etwa wegen eines überfluteten Kellers ausrücken. „Wenn überhaupt, dann war steigendes Grundwasser, das in Keller drückt, die Ursache“, sagt Feuerwehrchef Simon Heußen. Und: „So lange die Kanalisation die Regenmengen gut aufnehmen kann, haben wir kaum Einsätze, bei denen wir Keller leerpumpen müssen.“

Grundwasserspiegel ist gestiegen

Die ersten baulichen Veränderungen in Richtung Schwammstadt haben derweil Wirkung gezeigt. „Nach unseren Erkenntnissen sind in den umgebauten Straßen keine Überflutungen gemeldet worden, das System funktioniert gut“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Regenwasser wird durch Baum-Rigolen und Mulden-Rigolen-Systeme wie etwa an der Hattinger Straße länger gehalten, fließt langsamer ab und entlastet so die Kanalisation.

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Wegen der Regenfälle sei es zwar zu einer erhöhten Grundwasserbildung gekommen. „Im Stadtbild hat sich das allerdings kaum bemerkbar gemacht, wenn man vom einige Tage teilweise unter Wasser stehenden Ufer der Ruhr absieht. Der Stadt sind keine oder nur minimale Schäden entstanden“, so der Sprecher.

An der Castroper Straße werden Baumrigolen eingesetzt

Größere Umbaumaßnahmen, um Regenwasser besser speichern zu können, hat es bereits an mehreren Stellen im Stadtgebiet gegeben, so etwa an der Freizeitanlage Urban Green „Am Hausacker“, an der Hattinger Straße mit dem Mulden-Rigolen-System sowie in Pocket-Parks und an der Wasserstraße (Baumrigolen).

Das Mulden-Rigolen-System wurde beim jüngsten Umbau der Hattinger Straße eingebaut. Regenwasser wird dort nun besser gespeichert.
Das Mulden-Rigolen-System wurde beim jüngsten Umbau der Hattinger Straße eingebaut. Regenwasser wird dort nun besser gespeichert. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Beim Umbau der Castroper Straße werden im ersten Bauabschnitt gerade untereinander vernetzte Baumrigolen gebaut. „Hierdurch wird das Regenwasser gespeichert und den Bäumen zur Verfügung gestellt. Dadurch ist auch eine höhere Verdunstung möglich, die zu einer Verbesserung des natürlichen Wasserhaushaltes dient“, erklärt der Stadtsprecher. Zudem werden dort Rigolen eingebaut und in der Straßenmitte eine Grünfläche mit Rückhalteraum für Wasser geschaffen. „Alle Maßnahmen tragen dazu bei, die Situation am Schwanenmarkt bei Starkregenereignissen zu verbessern.“ Regenwasser besser aufgenommen und gespeichert werden soll künftig auch auf Alleestraße, deren Umbau in diesem Jahr beginnt.

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Was Bürger tun können

Auch die Bochumerinnen und Bochumer können etwas tun, um sich vor Überschwemmungen bzw. gegen die Folgen der Trockenheit zu schützen, so die Stadt. Sie können zum Beispiel den eigenen Balkon begrünen oder Regenrückhalte-Maßnahmen auf dem eigenen Grundstück umsetzen. Auch Dach-, Fassadenbegrünungen und die Entsiegelung von Flächen sind geeignete Maßnahmen.

Bei der Begrünung von Dächern werden Flächen von 50 Quadratmeter an gefördert. Wer sich informieren will, der ist hier richtig: www.klima-werk.dde/gruendachfoerdderung.html .

Sie können sich auch im Internet auf der Starkregengefahrenkarte zum größtmöglichen Schutz Ihrer Immobilie oder Immobilien beraten lassen.

Eine Übersicht zur kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie ist hier zu finden: www.bochum.de/Stabsstelle-Klima-und-Nachhaltigkeit .