Bochum. 2,5 Millionen Euro gehen nach Bochum: Eike Kiltz ist internationaler Pionier auf dem Gebiet der Kryptografie. Was mit dem Geld geschehen soll.

Wer ein Handy oder einen Computer hat, begegnet ihr wohl täglich: der Kryptografie. Sie sorgt dafür, dass es im Internet möglich ist, sicher zu kommunizieren. Eike Kiltz, Professor an der Ruhr-Universität in Bochum, forscht daran, dass das in Zukunft auch so bleibt. Für seine Arbeit hat er den wichtigsten Forschungsförderpreis in Deutschland bekommen.

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Der 48-Jährige ist Träger des Leibniz-Preises 2024. Die Freude an der Ruhr-Universität über diese Auszeichnung ist groß, 2,5 Millionen Euro Preisgeld gehen nach Bochum. „Es ist einfach wunderbar, dass nach mehr als zehn Jahren wieder ein Forscher aus unserer Community mit diesem hochkarätigen Preis ausgezeichnet wird“, freut sich Rektor Prof. Martin Paul.

Bochumer forscht seit mehr als 15 Jahren zu Kryptografie

Kiltz befasst sich mit der Post-Quanten-Kryptografie. „Wir müssen die Kryptografie schon heute umstellen, damit E-Mails in zehn bis 20 Jahren noch sicher sind“, sagt Kiltz. Hinter der Kryptografie steckt Mathematik. Vereinfacht gesagt sind Daten so verschlüsselt, dass ein klassischer Computer diese nicht knacken kann, weil er ein bestimmtes mathematisches Problem nicht schnell lösen kann.

Wir müssen die Kryptografie schon heute umstellen, damit E-Mails in zehn bis 20 Jahren noch sicher sind.
Prof. Eike Kiltz - Kryptografie-Experte

Prof. Eike Kiltz steht am Dienstag in der Ruhr-Universität vor einem Whiteboard mit sogenannten Elliptischen Kurven.
Prof. Eike Kiltz steht am Dienstag in der Ruhr-Universität vor einem Whiteboard mit sogenannten Elliptischen Kurven. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Problematisch wird es, wenn irgendwann ein sogenannter Quantencomputer entwickelt werden kann. „Die Physiker glauben daran, machen stetig Fortschritte“, so der Bochumer Wissenschaftler. Zwar kann ein Quantencomputer nur einige sehr spezielle Probleme schneller lösen, als ein klassischer Computer. Doch bei dem mathematischen Problem, das hinter der Verschlüsselung steckt, könne er das. Kiltz: „Das könnte die momentan eingesetzte Kryptografie angreifen.“

Schon seit rund 15 Jahren beschäftigt sich der 48-Jährige mit der Frage, was man dagegen machen kann – und entwickelt seitdem gemeinsam mit seinem internationalen Team eine Methode, bei der „ein Quantencomputer nach heutigem Stand des Wissens nicht besser knacken kann als ein klassischer.“

Zahlreiche Preise für Bochumer Forscher

Seine Forschungsergebnisse der vergangenen Jahre hat Kiltz beim sogenannten NIST-Wettbewerb eingereicht. Es handelt sich dabei um das „National Institute of Standards and Technology“, das seit 2017 einen Auswahlprozess zur Standardisierung von Post-Quanten-Kryptografie durchführt. Vier Verfahren seien ausgewählt worden, drei von ihnen kommen aus Bochum, an zweien sei Kiltz beteiligt.

Es sind nicht seine ersten Preise. Bereits viermal gewann Kiltz den „Best Paper Award“ der renommierten Konferenz IACR Eurocrypt, vom Europäischen Forschungsrat (ERC) wurde er 2013 und 2022 jeweils ausgezeichnet, von 2010 bis 2014 erhielt er eine Förderung aus einem „Sofja Kovalevskaja“ Award der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Kiltz bezeichnet sich selbst als Theoretiker, versucht aber, den Bezug zur Praxis nicht zu verlieren. Dass er den wichtigsten deutschen Forschungsförderpreis gewinnen könnte, daran hat er vor 15 Jahren natürlich nicht gedacht, als er sich erstmals mit der post-quantensicheren Kryptografie beschäftigt hat.

Zur Person: Eike Kiltz

Eike Kiltz ist in Bochum aufgewachsen und hat an der Ruhr-Universität Mathematik an der Ruhr-Universität Bochum, wo er 2004 auch seine Promotion abschloss.

Anschließend war er ein Jahr als Postdoktorand an der University of California, San Diego, bis er 2005 ans Centrum voor Wiskunde en Informatica in Amsterdam wechselte. Im August 2010 folgte er einem Ruf auf eine Professur an die Ruhr-Universität. Kiltz ist derzeit Sprecher des Exzellenzclusters CASA (Cyber Security in the Age of Large-Scale Adversaries) der Ruhr-Universität Bochum, der seit 2019 von der DFG mit 30 Millionen Euro gefördert wird.

Er lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Wiemelhausen.

Die Freude, als er Anfang Dezember von der Auszeichnung mit dem Leibniz-Preis gehört hat, war aber ungleich groß. „Ich habe es auch erst eine Stunde vor der offiziellen Verkündigung erfahren.“ Kiltz macht deutlich: Dass er den Preis erhalten hat, sei ein Team-Erfolg.

„Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen nach Bochum holen“

Und was macht man mit 2,5 Millionen Euro Preisgeld? „Mit Hilfe der Förderung ist es mir möglich, weitere herausragende Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen nach Bochum zu holen. Unser Forschungsbereich soll weiter wachsen.“