Bochum-Weitmar. Nach dem TV-Erfolg erlebt der „Tatortreiniger“ sein drittes und letztes Bühnenabenteuer im Prinz-Regent-Theater Bochum. Das macht richtig Spaß.
Der Mann im weißen Overall ist zurück: Als „Tatortreiniger“ entzückte Heiko „Schotty“ Schotte in über 30 Episoden die TV-Nation. Die vielfach prämierte Comedyserie genießt längt Kultstatus und wird oft von Bühnen adaptiert. So kümmert sich das Prinz-Regent-Theater jetzt bereits zum dritten Mal um das Erbe von „Schotty“, den grundsympathischen Raumpfleger. Ohne Zweifel lässt sich festhalten: Sein dritter und letzter Auftritt ist mit Abstand sein bester.
„Der Tatortreiniger“ macht im Prinz-Regent-Theater Bochum klar Schiff
Seit zwei Jahren bringt das Prinz-Regent-Theater in jedem Herbst neue Folgen des Fernseherfolgs heraus, und die Treue zahlt sich aus: Die Aufführungen sind super besucht, aber nicht frei von Schwächen. Während der erste Teil „Das freie Wochenende“ den kauzigen Tonfall der Serie punktgenau traf, fehlte dem Nachfolger „Currywurst Anbieterwechsel“ merklich der Pfiff.
Zum großen Finale der „Tatortreiniger“-Trilogie gibt es eine entscheidende Änderung. Maximilian Strestik, der den „Schotty“ in allen drei Aufführungen liebevoll spielt, führt diesmal auch die Regie – und drückt direkt aufs Tempo. Die erste Episode „Auftrag aus dem Jenseits“ beginnt mit einer wundervollen musikalischen Eröffnung wie aus einem verrückten Trash-Film der 70er Jahre. Die Musikerin Linda Bockholt, die das Geschehen am rechten Bühne live an der E-Gitarre mit allerlei Loops und verzerrten Sounds begleitet, wird im Laufe des Abends noch eine wichtige Rolle spielen.
Schotty rückt der „Sauerei“ an einem Tatort zu Leibe
Der Job von Heiko „Schotty“ Schotte ist es, an einem Tatort nach dem Mordfall klar Schiff zu machen. Blutflecken an der Wand, verdreckte Matratzen, blutverschmierte Böden: In weißem Schutzanzug und mit endloser Gemütsruhe rückt er der „Sauerei“ zu Leibe. Die Verbrechen selbst werden dabei kaum thematisiert. Viel interessanter ist es, was Schotty im Gespräch mit den Nachbarn oder den Hinterbliebenen erlebt.
So trifft er im ersten Teil des Abends auf einen Schamanen. Während Schotty ein leerstehendes Haus reinigen soll, in dem ein Obdachloser gestorben ist, sorgt die reichlich dubiose Gestalt mit Tierfell und Hörnern auf dem Kopf für eine Reinigung spiritueller Art. Zwischen den beiden entspinnt sich ein launiges Gespräch mit vielen schönen Spitzen („Ist das heilig oder kann das weg?“). Strestik und der junge Tobias Amoriello harmonieren prächtig.
Mitreißendes Porträt eines jungen Autisten
Zu großer Form läuft Amoriello nach der Pause auf: In „Pfirsichmelba“ gelingt ihm das mitreißende Porträt eines Autisten mit Asperger-Syndrom. Schon die TV-Folge genießt unter Fans hohes Ansehen. Im Theater verfolgen die Zuschauer eine Dreiviertelstunde lang gebannt, wie der junge Robert und der besorgte, aber auch reichlich genervte Schotty um einen Becher Eis mit Sahne ringen. All dies gipfelt am Ende in „Trouble“ von Cat Stevens, live gespielt, den so mancher auf dem Heimweg andächtig vor sich her pfeift.
Dauer: etwa 100 Minuten inkl. Pause. Wieder am 21. Dezember und 6. Januar. Karten: 0234 77 11 17