Cuxhaven/Bochum. Kathrin Peine (42) ist in Bochum geboren. Als ihr Pferd lungenkrank wurde, zog es sie nach Cuxhaven – hier hilft sie nun anderen. Ein Ortsbesuch.
Der Cuxhavener Ortsteil Holte-Spangen mit seinen Bauernhöfen hat gerade für Reiterinnen und Reiter eine große Bedeutung. Wir treffen hier die Bochumerin Kathrin Peine. Vor acht Jahren ist die heute 42-jährige gemeinsam mit ihrem Mann Udo in den Norden gezogen. Dort kümmert sie sich um atemwegserkrankte Pferde.
Zurück auf Anfang: Aufgewachsen ist Peine in Bochum-Grumme, hat aber schon in Cuxhaven ihre ersten Reiterfahrungen gemacht. In Witten hatte sie schließlich ihre erste eigene Reitanlage. Als ihr eigenes Pferd an der chronischen Lungenerkrankung COPD erkrankte, beschloss sie, einen Kurort für ihr Tier zu suchen. Doch diese Suche gestaltete sich aus mehreren Gründen schwierig: „Es ist nicht leicht, sein krankes Tier in fremde Hände zu geben“, sagt die Bochumerin. „Gerade das Vertrauen in die Menschen ist essenziell wichtig. Und das habe ich leider bei keinem der Höfe in der Form gespürt, wie ich es mir gewünscht hätte.“
Frische Seeluft von allen Seiten hilft den kranken Pferden
So entwickelte sie nach und nach die Idee, sich auf einem eigenen Hof um atemwegserkrankte Pferde zu kümmern. Dabei kam schnell wieder Cuxhaven in den Sinn. Peine erklärt, warum sich der Ort besonders zur Behandlung Pferden mit Atemwegserkrankungen eignet: „Cuxhaven liegt ähnlich wie eine Halbinsel. Von östlicher, nördlicher und westlicher Seite kommt frische Seeluft, die für die Linderung, beziehungsweise Heilung der Krankheiten sehr wichtig ist.“
Gemeinsam mit ihrem Mann suchte sie zwei Jahre nach einem geeigneten Hof, 2015 wurden die beiden dann in Holte-Spangen fündig. So schloss sich der Kreis. Vor drei Jahren übernahm das Ehepaar noch einen zweiten Hof, wenige Hundert Meter entfernt. Ohne Udo, betont Kathrin Peine, würde sie die Unterhaltung der Höfe und die Pflege der Pferde nicht schaffen.
Viele Pferde aus dem Ruhrgebiet auf Hof von Bochumerin
Heute betreut die Bochumerin 45 Pferde im Alter zwischen vier und 30 Jahren auf elf Hektar. Die meisten aus dem Ruhrgebiet, aber auch Tiere aus Berlin oder München. Die Zahl der erkrankten Pferde habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, sagt Peine und nennt Gründe: „Neben steigenden Umweltbelastungen ist die kommerzielle Seite der Pferdezucht problematisch. Beispielsweise hat die Verwendung von schimmligem Heu für Pferde fatale Folgen. Außerdem wird bei der Zucht nicht darauf geachtet, ob die Pferde erkrankt sind. Das Problem ist aber, dass die Krankheiten vererbbar sind.“
Die Peines produzieren ihr Futter beispielsweise ausschließlich selbst, achten genau darauf, was die Pferde bei ihnen fressen. „Viele Menschen sind unwissend über die Gefahren oder einfach zu bequem“, ergänzt Kathrin Peine.
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Verantwortung fürs kranke Tier: Vertrauen ist das Wichtigste
Katrin Peine legt den größten Wert auf Vertrauen. Wenn Menschen ihre Pferde zu ihr bringen, sollen die Besitzer genau wissen, was sie tut. Jedes Pferd wird täglich durchgecheckt, sie hat um sich herum ein kompetentes Team aus Tierarzt, Hufschmied und fachkundigen Mitarbeitern. „Die Menschen müssen sich verlassen können, dass ich auf jedes Pferd ein Auge haben“, sagt sie.
Sie hat für die Tiere auf den zwei Höfen ein detailliertes Konzept. Kommt ein Pferd neu zu ihr, wird es zur Eingewöhnung zunächst separiert, um zu schauen, welche Symptome es zeigt, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist und wie es auf seine Artgenossen reagiert. Wenn das Pferd noch jung ist, in der Herde leben und geritten werden kann, bleibt es auf dem südlichen Hof. Bedarf es intensiverer medizinischer Betreuung, kommt es auf den nördlichen Hof.
Nach einigen Tagen geht es vielen Pferden deutlich besser
Peine zeigt eine Stute, die nach Ankunft völlig verängstigt war, Kontakt zu Menschen oder anderen Pferden mied und nicht einmal fressen wollte. Mittlerweile kommt sie auf Menschen und andere Pferde zu. „Man merkt, dass es den Pferden körperlich und auch psychisch schnell deutlich besser geht. Teilweise kommen Pferde hier an und können trotz hoher Cortisongaben kaum richtig atmen. Nach einigen Tagen toben sie dann ohne Medikation auf der Weide mit der Herde. Das zu sehen, ist für mich das schönste Gefühl.“
Man dürfe aber nicht vergessen, dass Pferde mit schweren Atemwegserkrankungen nicht vollständig geheilt werden können. „Wir können aber dafür sorgen, dass es ihnen deutlich besser geht und sich die Lebenszeit verlängert“, sagt die 42-Jährige. „Bisher ist hier noch kein Pferd aufgrund seiner Krankheit gestorben, egal wie schlecht es den Pferden bei der Ankunft ging. Und wenn sie früh genug zu uns kommen, können sie auch wieder zu den Besitzern zurück.“
Kosten und Kontakt
Aktuell kostet ein Stellplatz auf Kathrin Peines Hof 320 Euro im Monat. Es sind noch Kapazitäten frei, doch die Nachfrage steigt.
Die Bochumerin richtet einen Appell an alle Pferdebesitzer: „Achtet auf die Haltungsbedingungen in eurem Stall! Jedes Husten sollte ernst genommen werden.“ Die Pferdelunge sei sehr empfindlich. Falls sich nicht schnell Besserung einstelle, solle man sich nicht vor einem Kuraufenthalt an der See scheuen. „Auch wenn es schwer fällt, sich für einige Wochen vom Pferd zu trennen – es kann Wunder wirken“, sagt sie.
Aufgrund steigender Nachfrage sucht Kathrin Peine händeringend nach fachkundigem Personal: „Wir brauchen Leute, die absolut verlässlich und pferdeerfahren sind.“ Wer mitarbeiten wolle, sei herzlich willkommen. Kontaktmöglichkeiten und weitere Infos finden sich auf der Homepage: kur-pferde.de