Bochum. Das Buch „Theaterszene Ruhr“ zeigt die Leute hinter den Kulissen – auch im Schauspielhaus Bochum. Hier ist Christiane Kunick ein Ass am Einlass.

Ihr freundliches Lächeln kennt jeder, der gelegentlich ins Schauspielhaus Bochum geht: Seit über 20 Jahren steht Christiane Kunick zuverlässig im Foyer, prüft die Eintrittskarten und kümmert sich um den reibungslosen Einlass. Und wenn’s mal Probleme gibt: „Immer nett und freundlich bleiben“, beschreibt Kunick ihre bewährte Arbeitsweise. Jetzt wird der verdienstvollen Mitarbeiterin ein Kapitel in einem neuen Buch gewidmet: „Theaterszene Ruhr“ ist ein munterer und überaus bildstarker Rundgang durch die vielfältige Bühnenlandschaft des Ruhrgebiets.

Bildband widmet sich den Theatern zwischen Moers und Bochum

Auf die Idee für ihr zweites Buch kamen Hajo Salmen (Text) und Fabian Linden (Fotos) vor über einem Jahr. In einem ähnlich großformatigen Bildband hatten sich beide zuvor den Spuren der Industriekultur im Revier verschrieben und waren dafür zu den Fördertürmen, Kokereien, Halden und Zechen zwischen Wesel und Hamm gefahren.

Ihr zweites Buchprojekt bringen der Autor Hajo Salmen (links) und der Fotograf Fabian Linden an den Start. Diesmal geht es um eine Reise durch die Bühnenlandschaft des Ruhrgebiets.
Ihr zweites Buchprojekt bringen der Autor Hajo Salmen (links) und der Fotograf Fabian Linden an den Start. Diesmal geht es um eine Reise durch die Bühnenlandschaft des Ruhrgebiets. © Fabian Linden

Im Anschluss daran den vielen Theatern einen eigenen Band zu schenken, war gewissermaßen die logische Konsequenz: „Als Kinder des Ruhrgebiets wollen wir zeigen, dass diese Region mehr zu bieten hat als nur Fußball und Pommes rot-weiß“, meint Salmen. „Die dichte Theaterlandschaft wird gern etwas versteckt, dabei hat keine Region in Deutschland so viele Theater auf so engem Raum wie hier. Das gibt es nicht mal in Berlin.“

Begegnungen mit spannenden Menschen wie Roberto Ciulli

Im Laufe eines Recherchejahres zogen die beiden von einer Bühne zur nächsten, sie sprachen mit Regieassistenten, Dramaturgen, Requisiteuren und Technikern. Die Geschichten von 21 Schauspielhäusern haben schließlich Eingang in den Bildband gefunden, darunter die großen Spielorte in Essen, Bochum und Dortmund – doch auch die „kleineren“ Einrichtungen aus der freien Szene wie etwa der Herner Mondpalast, die Rottstraße 5 und sogar die Volksbühne Stiepel werden eingehend gewürdigt.

Und natürlich kann jedes Theater nur so gut sein wie die Menschen, die darin arbeiten: „Schnell war klar, dass wir nicht nur über die Gebäude und die Technik berichten wollen, sondern auch über die Mitarbeiter hinter den Kulissen“, sagt Hajo Salmen. Am spannendsten war für ihn die Begegnung mit Roberto Ciulli, Urgestein am Theater an der Ruhr in Mülheim. „Da musste ich mich schon zusammenreißen, um nicht nervös zu werden.“

Mond über Weitmar: Der Bochumer Fotograf Fabian Linden hat für das Buch „Theaterszene Ruhr“ viele stimmungsvolle Bilder aufgenommen, wie dieses vom Prinz-Regent-Theater Bochum.
Mond über Weitmar: Der Bochumer Fotograf Fabian Linden hat für das Buch „Theaterszene Ruhr“ viele stimmungsvolle Bilder aufgenommen, wie dieses vom Prinz-Regent-Theater Bochum. © Fabian Linden

Der Fotograf Fabian Linden setzt die Gebäude und die zumeist leeren Sitzreihen in Hochglanzfotos gekonnt in Szene, während Hajo Salmen, der auch Vorsitzender des Freundeskreises am Schauspielhaus ist, die Texte beisteuert. Ein Buch „von Theaterfans für Theaterfans“ sei das Buch geworden, gibt Salmen zu: „Und natürlich für all jene, die erst noch Fans werden wollen.“

Am Einlass ins Theater kann allerhand passieren

Gut möglich, dass sie dann beim Besuch in Bochum an Christian Kunick vom Garderoben- und Einlassdienst vorbeikommen. Fünf Intendanten hat sie erlebt, zahlreiche Schauspieler, unendlich viele Besucher – und trotz allem stets die Ruhe bewahrt. Dabei kann während einer Vorstellung allerhand passieren: „Manche kommen zu spät, meist bekommen wir sie dann beim Nacheinlass noch rein“, erzählt sie. Wem plötzlich schlecht wird, für den halten Kunick und ihre Kollegen Süßes und Cola bereit. Ein Besucher verlasse regelmäßig fluchend und schimpfend den Saal, noch während die Aufführung läuft: „Da versuchen wir dann, etwas beruhigend auf ihn einzuwirken.“

„Theaterszene Ruhr“ erscheint am 26. November

„Theaterszene Ruhr – Einblicke in die Theaterwelt“ von Fabian Linden und Hajo Salmen erscheint am 26. November im Eigenverlag (144 Seiten, 30 Euro). Die erste Auflage hat 500 Exemplare.

Erhältlich ist das Buch in der Buchhandlung Janssen, Brüderstraße 3, sowie bei Mirhoff & Fischer, Pieperstraße 12. Ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn bekommt man es auch im Foyer des Schauspielhauses und der Kammerspiele.

Ihren Job möchte Christiane Kunick nicht tauschen, obwohl er mit dauernden Schichten in den Abendstunden und an den Wochenenden verbunden ist. „Mein Mann arbeitet tagsüber. Wenn er nach Hause kommt, dann gehe ich los“, sagt sie und fügt schmunzelnd an: „So gehen wir uns dann wenigstens aus dem Weg.“