Bochum. Als „Zwei Schwestern“ landeten Maria Wolf und Joanna Stanecka einen Hit im Zeitmaul-Theater Bochum. Ihr neues Stück ist weitaus schlüpfriger.

Dies ist die Geschichte von Gina Schokomolina: Bei den Filmfestspielen in Cannes wurde sie mit dem „Goldenen Palmwedel“ ausgezeichnet, weil sie ein Talent besitzt, das außer ihr niemand hat: Sie stöhnt wie eine Göttin! Als „Synchron-Stöhnerin“ lieh sie schon Gwyneth Paltrow in einem Film ihre voluminöse Stimme. „Sind Sie ein Naturtalent?“, fragt die Reporterin vom „Kultur Journal“. Gina braucht nicht lange zu überlegen: „Aber sicher. Ich habe Macht in meiner Stimme.“

Zeitmaul-Theater in Bochum zeigt neue Premiere

Es sind so skurrile und humorvolle Szenen wie diese, mit denen sich die beiden Schauspielerinnen Maria Wolf und Joanna Stanecka im Zeitmaul-Theater am Nordring in Bochum zurückmelden. Ihre neue Performance unter dem schlüpfrigen Titel „Viva la Vulva – Ein Flirt mit Tabus“ feiert dort am Freitag, 3. November, Premiere. Es gibt noch wenige Karten.

Etwas über ein Jahr ist es her, seit Wolf und Stanecka mit ihren „Zwei Schwestern“ für den größten Erfolg in der Geschichte des kleinen Theaters sorgten. Über 30 stets bestens besuchte Vorstellungen gab es bislang, zuletzt spielten sie ihr anrührendes Zwei-Personen-Stück auf Gastspielreise in Bayern. „Die Reaktionen der Besucher sind wunderschön“, erzählt Joanna Stanecka. „Viele kommen mehrfach, eine Zuschauerin war sogar schon sechs Mal drin.“

Herrlicher Schlagabtausch zweier unterschiedlicher Schwestern

Der Zauber dieses Abends liegt vor allem an den sympathischen Figuren: Agnes und Margret sind zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Streng adrett die eine, launenhaft die andere. Auf der Bühne liefern sie sich einen herrlichen Schlagabtausch, der auch ernste, traurige Untertöne hat: Denn eigentlich sollen sich die beiden um die Pflege ihrer sterbenskranken Mutter kümmern. So geht es bei den „Zwei Schwestern“ neben aller Lust am Zoff auch um Trauer und Abschiednehmen.

Der Theatermacher Witek Danielczok leitet das kleine Zeitmaul-Theater am Nordring seit 2015 und setzt mittlerweile vermehrt auf populäre Stoffe.
Der Theatermacher Witek Danielczok leitet das kleine Zeitmaul-Theater am Nordring seit 2015 und setzt mittlerweile vermehrt auf populäre Stoffe. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Zwei Schwestern“ soll im kommenden Jahr eine Fortsetzung bekommen. Am zweiten Teil arbeiten beide gerade eifrig. Vorher beschäftigen sie sich aber noch mit einem „Zwischenprojekt“, wie Maria Wolf es nennt: Die etwa einstündige Performance „Viva la Vulva“ verspricht eine launige Aufführung zu werden, die ein Thema in den Mittelpunkt rückt, das gemeinhin als „Tabu“ bezeichnet wird: das weibliche Geschlechtsorgan.

Lustige, anrührende Szenen

„In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, dass die Klitoris in Schulbüchern erst seit 2020 korrekt abgebildet wird“, erzählt Maria Wolf. „Es ist der Hammer, wie wenig Informationen es darüber bislang gibt.“ Um allen Neugierigen etwas auf die Sprünge zu helfen, haben Wolf und Stanecka einen Theaterabend entwickelt, der aus aufklärerischen Momenten ebenso bestehen soll wie aus lustigen und anrührenden Szenen. „Kunst ist immer auch ein Tabubrecher, und wir glauben an die Kunst“, meint Wolf.

„Zwei Schwestern“: Vorstellung zu Silvester

„Viva la Vulva“ feiert am Freitag, 3. November, um 19.30 Uhr Premiere im Zeitmaul-Theater, Imbuschplatz 11. Weitere Termine am 10. und 16. November.

„Zwei Schwestern“ ist wieder zu sehen am 10. Dezember sowie zur Silvestervorstellung am 31. Dezember. Karten (15, ermäßigt zehn Euro) unter zeitmaultheater.de

Aber keine Sorge: Es wird niemand nackt über die Bühne rennen. „Wir wollen auch nicht belehrend wirken, sondern uns frisch, unterhaltsam und mit viel Humor diesem vermeintlichen Tabuthema stellen“, sagt Joanna Stanecka.

Kleine Bühne setzt verstärkt auf populäre Stoffe

Tragikomödien wie „Zwei Schwestern“ und das ebenfalls erfolgreiche „Ein Abend im Sommer“ gewinnen für das kleine Zeitmaul-Theater eine immer größere Bedeutung: „Eine freie Bühne mit 80 Plätzen zu führen, bleibt ein ständiger Kampf“, sagt Theaterleiter Witek Danielczok. Dabei geht es um Fördergelder ebenso wie um die Aufmerksamkeit des Publikums: „Die Leute müssen unser Theater kennenlernen. Das ist uns mit diesen Produktionen ziemlich gut gelungen.“